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Landeshauptstadt: „Hallo König!“

Rolf Hoppe erzählt, warum er der König im Film „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ wurde

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Mit Papa in einer Königskutsche vor Schloss Moritzburg – es muss ein Traum gewesen sein für Josephine und Christine Hoppe. Zum ersten Mal überhaupt durften sie ihren Vater an diesem Wintertag im Jahr 1972 „auf Arbeit“ begleiten. Aber dann hatten die vier und sieben Jahre alten Mädchen doch nur Augen für die Frau an Papas Seite. Genauer gesagt: Für ihr Kleid. „Meine Tochter Christine fand das Kostüm der Königin sooo schön“, erzählt Rolf Hoppe und hält einen Moment inne. Seine Stimme senkt sich: „Der Glitzerstoff“, flüstert er dann.

Fast 37 Jahre sind seit den Dreharbeiten zu „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ jetzt schon vergangen. „Meine Kinder sehen ihn jedes Mal zu Weihnachten“, sagt Rolf Hoppe. Gestern setzte der Dresdener Schauspieler im Filmpark Babelsberg noch einmal die Krone auf: Denn die angehenden Mediengestalter des Fernsehzentrums Babelsberg drehen unter Leitung von Uwe Fleischer einen Bonusbeitrag zur neuen DVD-Edition des deutsch-tschechischen Märchenklassikers. Neben Hoppe kamen auch Günther Schmidt-Heidemann, der den Kultfilm mit Kostümen ausstattete, Maskenbildnerin Hannelore Petzold, die dramaturgische Mitarbeiterin Hannelore Unterberg und Regisseur Peter Bohnenstengel, der mit „3HfA“, wie der Film in Fanklubkreisen heißt, sein Debüt als Regieassistent feierte.

„Es ist das Märchen, das jeder kennt“, sagt Rolf Hoppe. Dass ausgerechnet er damals als König besetzt wurde, amüsiert den gelernten Bäcker im Nachhinein. Denn der damals 42-Jährige hatte zuvor eigentlich fast nur Fieslinge gespielt – etwa Bashan, den bösen Gegenspieler des Häuptlings Weitspähender Falke alias Gojko Mitic im Defa-Western „Spur des Falken“. „Deswegen habe ich die Rolle wahrscheinlich bekommen“, glaubt er heute: „Weil damals die Könige ja ein bisschen böse sein sollten.“

Sein König ist aber alles andere als ein Bösewicht geworden: „Er ist ein lieber Papa“, sagt Hoppe und gibt zu, dass ihm die Abwechslung damals Freude gemacht hat. Noch heute werde er manchmal mit „Hallo König“ begrüßt.

Dabei waren selbst seine Kleider in dem Film eher ungewöhnlich: Denn statt des schwarz-weißen Hermelin-Mantels wollte der tschechische Regisseur Václav Vorlícek Kostüme im Renaissance- Stil, erinnerte sich Kostümbildner Günther Schmidt-Heidemann. „Aber viele Kinder wollen den König gerne im Hermelin sehen“, wusste der heute 77-Jährige, dem vor den Reaktionen der Kinder bange war. Zu Unrecht, wie sich herausstellte: „Sie haben ihn auch als König anerkannt.“

Und zwar nicht nur in Deutschland, sondern international: Das wurde dem Babelsberger Kostümbildner spätestens auf seiner Reise nach Kuba im Sommer 1973 bewusst. Zu seiner Verwunderung stand der Märchenfilm dort in einem Kino in Havanna auf dem Programm: „Ich natürlich rein“, erzählt Schmidt-Heidemann: „Da war es voller Kinder.“ Von der Aufführung ist ihm noch eines besonders in Erinnerung: „Wie die gejohlt haben, als sie den Schnee gesehen haben!“

Dabei war ursprünglich nur das fehlende Geld der Grund dafür gewesen, das im Winter gedreht wurde, sagt der Kostümbildner. Eine glückliche Fügung, wie er heute findet: „Die Aufnahmen im Schnee hätte man so schön im Frühling gar nicht hinbekommen.“ Unvergessen das romantische Abschlussbild des Filmes, in dem Mädchenschwarm Pavel Trávnícek und sein Aschenbrödel Libue afránková auf Schimmeln durch eine im Sonnenlicht glitzernde verschneite Landschaft reiten.

Ein gutes Ende hatte es auch mit dem Wunsch nach dem Königinnen-Kleid für seine Tochter, erzählt Hoppe. Für seine Kleine habe er natürlich nichts unversucht gelassen. Kostümbildner Günther Schmidt-Heidemann machte es schließlich möglich: „Er hat mir ein paar Glitzerstoffreste herausgesucht“, erinnert sich Hoppe und seine Stimme wird plötzlich wieder ganz leise. Der Film, sagt er dann nachdenklich, sei für ihn auch „die Entdeckung der Familie“ gewesen. „Jetzt ist meine Kleine schon 42 Jahre alt“, fügt er hinzu. Dann lacht er ein herzliches Königslachen.

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