Landeshauptstadt: Harry Potter fehlt noch
Neue Schulbibliothek in der Rosa-Luxemburg-Schule wurde gestern eröffnet
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Innenstadt – Sichtlich neugierig und gespannt drängten sich gestern Vormittag Mädchen und Jungen vor dem roten Band, das den Flur von den Räumen der Schulbibliothek der Rosa-Luxemburg-Schule in der Burgstraße trennt. „Rosas Bücher-Insel“ heißt es auf einem mit Blumen und Tieren verzierten Schriftzug auf der Tür. Mit Scheren durchschneiden Rektorin Vera Paul sowie die Vertreter der Sponsoren Jenny Pehnert und Christiane Fetscher endlich das Band und die Kinder stürmen ins Innere.
Ermöglicht hat die Schulbibliothek die „F.C. Flick-Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz“ mit einer Spende in Höhe von 3000 Euro. Geschäftsführerin Christiane Fetscher berichtet, dass davon Regale und Bücher sowie die Einrichtung der Räume finanziert wurden. Die „Aktion Mensch“ habe sich ebenfalls finanziell beteiligt. Wie Fetscher erzählt, war die Bücherei Thema eines Schulprojektes unter dem Titel „Schüler schaffen Wissen – Wissen schafft Bildung“. In diesem Projekt haben die Kinder die alten verstaubten Bestände der Schule gesichtet und sortiert sowie die unbrauchbaren Titel entsorgt. Sie kauften neue Bücher dazu und fertigten Buchstützen und Lesezeichen an.
Nach ihrem Lieblingsbuch gefragt, rufen die Kinder gleich „Harry Potter“. Doch der Kinderbuch-Bestseller fehlt noch im Bestand. Die Bände können aber jetzt nach Einlösen eines Schecks über 500 Euro, den Jenny Pehnert namens der Filiale der Deutschen Bank in der Wilhelmgalerie überreichte, angeschafft werden. Dis sechs- bis neunjährigen Jungen und Mädchen stürzten sich in der Eröffnungsstunde sogleich auf die neuen Bücher. Vor allem Wissensbücher mit großen Bildern waren gefragt. Um zu lesen oder die Bilder zu betrachten, können sich es die Kleinen in einer Kuschelecke bequem machen. Das zwanzig Jahre alte RFT-Fernsehgerät mit Videorecorder konnte allerdings wegen fehlendem Stromanschluss nicht in Betrieb gehen, um beispielsweise den „Kleinen Eisbär“ oder „Bibi Blocksberg“ anzuschauen.
„Das Problem der Schulbibliotheken ist, dass sich niemand zuständig fühlt“, sagte Günter Schlamp. Der ehemalige Fachberater für Schulbibliotheken in Hessen, der jetzt in Potsdam wohnt, unterstützt die hiesigen Schulen beim Aufbau ihrer Schulbibliotheken. Vor zwanzig Jahren hat er einen Verein mit Bibliothekaren, Eltern und Lehrern gegründet.
In der Potsdamer Rosa-Luxemburg-Schule wird nach Meinung von Vera Paul die Sache nur funktionieren, wenn Eltern und Lehrer an einem Strang ziehen und sich um die Betreuung kümmern. Einen Etat für die Anschaffung neuer Bücher gibt es nicht. „Die Kommunen haben kaum genug Geld, um die öffentlichen Bibliotheken zu versorgen“, weiß Schlamp. Daher sei Selbsthilfe gefragt, um die Bücherei in das Schulleben einzubeziehen. Der Fachmann hält das Buch in jedem Lebensalter für wichtig: „Schon im Babyalter sehen die Kinder, wenn die Eltern in einem Buch lesen und werden so geprägt.“
Günter Schenke
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