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Klinikclowns heitern Kranke und Kinder auf und spenden Trost. In Potsdam bekamen sie nun hasserfüllte Nachrichten.

© dpa (Symbolbild)

Folgen des Horrorclowns-Phänomens: Hass-Mails an Potsdamer Klinikclowns

Am Wochenende steigen mehrere Halloween-Partys in Potsdam. Die Veranstalter schauen dann bei Clowns sehr genau hin. Das Phänomen der Gruselclowns hat aber noch weitere Folgen: Potsdamer Berufsclowns klagen über zurückgehende Anfragen und hasserfüllte Nachrichten.

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Potsdam - Das Phänomen der Horrorclowns geistert buchstäblich seit Wochen durch die Medien. Und es ist auch in Potsdam angekommen, wie die zwei kriminellen Überfälle von mit Clownsmasken getarnten Personen gezeigt haben. Wie reagieren die Potsdamer kurz vor Halloween auf diese Vorfälle, vor allem jene, die entsprechende Kostüme verkaufen, Halloween-Partys veranstalten oder selber als Berufsclowns arbeiten?

Gruselige Clownskostüme findet man zum Beispiel bei Karstadt in der Brandenburger Straße oder bei Real im Stern-Center, allerdings scheinen sie mittlerweile vergriffen zu sein: „Wir hatten vor ein bis zwei Wochen noch relativ viele Masken hier, jetzt ist nur noch eine da“, sagte eine Real-Mitarbeiterin. „Es gab aber keine Anweisung, die Masken aus dem Sortiment zu nehmen.“

Security werde bei Clowns jetzt genauer hinschauen

Halloween ist offiziell erst am 31. Oktober, viele Partys finden jedoch bereits am Wochenende statt. Dass dann auch einige gruselige Clowns durch die Stadt laufen werden, ist nur logisch. Doch durch die Vorfälle der letzten Zeit sind die Veranstalter sensibilisiert: „Wir haben unsere Security vorbereitet, wir werden bei Clowns etwas genauer hinschauen“, sagt Reiko Käske, Sprecher des Freizeitgeländes Lindenpark, wo am Samstag und Sonntag Halloween gefeiert wird. „Jemanden auf einer Halloween-Party zu erschrecken ist ok, aber Angriffe sind natürlich ein No-Go.“ Trotz allem wolle man gelassen bleiben: „Natürlich ist dieses Horor-Clown-Thema nicht schön, aber es ist für uns kein Grund, irgendetwas abzusagen. Die Leute sollen wie immer Spaß am Verkleiden haben und den sollen sie auch behalten“, sagt Käske.

Ähnlich sieht das Peter Schäperkötter, Koordinator des Kinder und Jugendclubs des Sport-Club Potsdam e.V., der am 31. Oktober im Kirchsteigfeld eine Halloween-Party veranstaltet: „Wir werden genug vernünftige Leute vor Ort haben, dass nichts passiert. Man sollte sich da nicht Angst und Bange machen lassen.“ Er wolle auch niemanden vorschreiben, keine Clownskostüme oder -masken zu tragen: „Es ist nun mal Halloween und es ist nirgendwo verboten, wie man sich verkleidet.“

Wer vom 28. bis 30. Oktober die „Horrornächte“ im Filmpark Babelsberg besucht, wird definitiv von dem einen oder anderen Gruselclown erschreckt werden, die dort neben vielen anderen kostümierten Monstern und Zombies ihr Unwesen treiben werden. Allerdings handelt es sich dabei um gecastete Darsteller, Besucher dürfen keine Kostüme oder Masken tragen: „Der Zutritt im Kostüm ist nicht gestattet, unsere Security wird so wie in den letzten Jahren Taschenkontrollen durchführen“, versichert Susanne Spatz von der Marketing-Abteilung des Filmparks Babelsberg.

Einige Kinder reagierten ängstlich auf Berufsclowns

Besonders ärgerlich ist das Thema für jene, die mit dem Clown-Sein ihr Geld verdienen oder Kranke trösten: „In der Tat bekomme ich momentan weniger Anfragen als sonst und auch auf zwei Kindergeburtstagen in der letzten Woche war es so, dass drei Kinder besonders ängstlich waren, weil sie irgendwo mitbekommen hatten, dass ‚böse Clowns’ unterwegs sind“, klagt Elena Berlanga y Biedermann, die als Clownin „Elli Pirelli“ oft in Potsdam auftritt.

Der Trend mache sie sehr traurig und sie hoffe, dass er bald vorüber ist. „Auch die Leute auf der Straße sehen mich gerade anders an als gewohnt, wenn ich in voller Verkleidung auf dem Weg zu einer Feier bin“, sagt Biedermann. „Mittlerweile habe nicht nur ich, sondern auch einige meiner Kollegen die Befürchtung, dass uns jemand versehentlich für solch einen Gruselclown halten könnte und wir eins auf die rote Nase bekommen.“

Auch der Potsdamer Clown und Puppenspieler Franz W. Lasch alias „Locci“ findet es furchtbar, dass auf diese Weise Ängste vor Clowns geschürt werden. Aber er findet andererseits: „Das lässt sich nicht verhindern, da müssen wir mit leben. Der Clown ist schon immer missbraucht worden, zum Beispiel von McDonalds – Ronald McDonald ist ein scheußlicher Clown.“

Hass-Nachricht: "Verbieten sollte man euch, ihr Scheißer"

Besonders bitter ist das Phänomen für die Clown „Hella Propella“ aktiv ist. Solche Hassnachrichten machten sie sehr betroffen, da sie und ihre Kollegen so vielen Menschen Trost und Freude spendeten. Einen Rückgang an Aufträgen habe sie aber nicht zu verzeichnen, da die Einrichtungen, in denen sie arbeitet, die Potsdamer Klinikclowns seit Jahren kennen und schätzen.

Schlechte Zeiten also für Clowns und die, die sie mögen, aber wer weiß: Vielleicht ist nach Halloween der ganze Spuk wieder vorbei. 

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Wie erklärt man das Phänomen der Gruselclowns Kindern? Die Psychologin Elke Nowotny vom Berliner Kinderschutzzentrum gibt Tipps >>

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