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Ausgesprochen KAPUSTE: Hässliches wagen!

Berlin ist bei den Touristen sehr beliebt, weil es schroff, chaotisch, unfertig und grell ist. Berlin, das ist Museumsinsel, verdreckte Straßen, KaDeWe, nach Urin stinkende Oberbaumbrücke, Friedrichstraße, Komasaufen, Reichstag, Karl-Marx-Allee, Görlitzer Park, Prenzlauer Berg, langweilige zeitgenössische Architektur, Theater, Opern, rund 500 Bordelle und etwa gleich viele Kunstgalerien, klapperige S-Bahnen, Checkpoint Charlie und vor allem Baustellen.

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Berlin ist bei den Touristen sehr beliebt, weil es schroff, chaotisch, unfertig und grell ist. Berlin, das ist Museumsinsel, verdreckte Straßen, KaDeWe, nach Urin stinkende Oberbaumbrücke, Friedrichstraße, Komasaufen, Reichstag, Karl-Marx-Allee, Görlitzer Park, Prenzlauer Berg, langweilige zeitgenössische Architektur, Theater, Opern, rund 500 Bordelle und etwa gleich viele Kunstgalerien, klapperige S-Bahnen, Checkpoint Charlie und vor allem Baustellen.

Können wir hieraus etwas für Potsdam ableiten? Ich sage ja. Unsere schöne Stadt wird zu gefällig, zu einer Puppenstube, wie es mir ein angesehener Galerist gesagt hat. Er meinte, man solle das marode Gebäude der Fachhochschule am Alten Markt stehen lassen und mit „Dies ist ein Schloss“ beschriften, damit die Landtagsabgeordneten sähen, wie schön sie es haben, aber auch, dass ein auf Harmonie getrimmtes Stadtbild langweilig ist.

Die Fachhochschule allein reicht hierfür allerdings nicht aus, auch wenn die Landesregierung sie freundlicherweise über das Jahr 2017 hinaus stehen lässt. Zum Glück hat unsere Stadt bereits einiges zu bieten, als da sind die geschmacklose Beschilderung der Geschäfte auf der Brandenburger Straße, das Rechenzentrum, der Andenkenladen an der Historischen Mühle, das ehemalige Kino „Charlott“ und die verwahrloste Ecke Zeppelin-/Sellostraße. Doch da muss noch mehr kommen.

Wir sollten zur Kenntnis nehmen, dass das Harmoniebedürfnis der Touristen am Schwinden ist. Da drängt es sich förmlich auf, unbedingt das Mercure-Hotel zu erhalten, damit die ankommenden Gäste sofort wissen, Potsdam hat auch Hässliches zu bieten. Zwar nicht vom Kaliber des Berliner Hauptbahnhofs in seinem Nordbereich, aber Berlin ist nun mal eine Hauptstadtmetropole, wie der ehemalige Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen zu faseln beliebte, und keine bescheidene Landeshauptstadt.

Unser Autor ist ehemaliger Stadtverordneter der CDU und war Vorsitzender des Ausschusses für Kultur. Er lebt in Eiche.

Eberhard Kapuste

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