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Auf Rädern. 1981 hatten Potsdamer Rollstuhlfahrer einen Klub gegründet, um sich gegenseitig zu unterstützen. Jetzt engagieren sich noch 16 Mitglieder für bessere Bedingungen für Rollis in Potsdam.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: „Hauptakteur“ für Barrierefreiheit

Potsdamer Rollstuhlfahrer-Klub feierte sein 30-jähriges Bestehen

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Waldstadt - Erfahrungen austauschen und sich gegenseitig helfen – das war einst die Motivation einiger Rollstuhlfahrer aus Potsdam für ihre sporadischen Treffen gewesen. Dass so das Fundament für einen bedeutenden Verein geschaffen worden ist, hatte niemand geahnt. Sein 30-jähriges Jubiläum feierte der „Rollstuhlfahrer-Klub Potsdam 81 e.V.“ jüngst im Haus der Begegnung in der Waldstadt.

Seit Ende der 1970er Jahre treffen sich die Potsdamer Rollstuhlfahrer regelmäßig. Offiziell gründeten die „Rollis“ ihren Klub 1981, im von der UNO ausgerufenen Jahr der Behinderten. Anfängliches Ziel der Treffen war die Weitergabe von Informationen „wo und wie man sich Hilfe holen und etwas Erleichterung schaffen konnte“, so Kirstin Winkler, die seit 1984 Vereinsmitglied ist. Seither habe sich für die Behinderten vieles zum Positiven verändert: „Die Sicht auf uns ist freier geworden“, erklärte Winkler. Vor allem Kinder wären ihr gegenüber viel offener, sie würde auf ihre Behinderung angesprochen. Die Vorsitzende des Vereins, Edith Hanke, sieht das ähnlich: „Früher waren Behinderte versteckter, isoliert.“ Oft wären sie gar nicht aus ihren Wohnungen gekommen, da die Anschaffung eines Rollstuhls sehr langwierig und kompliziert war, meint die ehemalige Sozialarbeiterin.

Heute wären die Gehandicapten Teil der Gesellschaft, so Hanke. Es gebe Integrationsschulen und behindertengerechte Arbeitsplätze. In der Arbeit für Barrierefreiheit sieht Karsten Häschel, Beauftragter der Landeshauptstadt für Menschen mit Behinderungen, den Rollstuhlfahrer-Klub als „Hauptakteur“ in Potsdam. Der Verein habe für die Interessen von Behinderten eine „nachhaltige Präsenz in der Stadtpolitik“ geschaffen. So waren laut Häschel durch das Engagement der Mitglieder Fahrdienste und Treppenlifte geschaffen worden. Auch wenn es der Name nicht verrät, sind in dem Klub nicht nur Rollstuhlfahrer. Zur Geburtstagsfeier versammelten sich Angehörige, Freunde, Engagierte und Interessierte. Während Häschel von „Inklusion“ sprach, dem Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung, und einem Konzept hierfür, was die Stadtverwaltung Ende diesen Jahres vorstellen werde, praktiziert der Verein schon seit 30 Jahren, was anderen erst jetzt wichtig wird: „Sie sind ein lebendes Beispiel für das, was andere erst umsetzen müssen“, bekannte Häschel.

Obwohl der Verein immer noch wöchentliche Treffen und Ausflüge organisiert, gibt Edith Hanke zu, dass er ein wenig in die Jahre gekommen ist. Nach der Wende hätten sich viele andere Selbsthilfegruppen gegründet, sodass die Mitgliederzahl mittlerweile auf 16 geschrumpft ist, die meisten sind Rentner. vek

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