Potsdam: Hausmaus, Fledermaus, Forschermaus
Welche Tiere im Potsdamer Weltkulturerbe zu Hause sind, zeigt eine neue Sonderausstellung im Naturkundemuseum
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Potsdam - Der Anblick ist majestätisch. Die beiden Flügel hat der Seeadler fast komplett ausgebreitet, in den Krallen hält er einen Fisch. Es scheint, als steuere er direkt auf seinen Horst zu, wo zwei hungrige Jungtiere mit offenen Schnäbeln schon auf ihn warten. Doch den Fisch werden die Jungen niemals zu fressen bekommen. Denn die Tiere sind Teil einer Installation im Potsdamer Naturkundemuseum. Ausgestopft können Besucher sie ab dem morgigen Sonntag in einer Sonderausstellung des Museums bestaunen. Unter dem Titel „Tierisches Leben im Unesco-Welterbe“ zeigt das Haus in der Breiten Straße 13 einen Ausschnitt der Fauna, wie sie in Potsdams Schlösserparks vorkommt. Obwohl die Ausstellungsmacher für die Schau nur einen Raum zur Verfügung hatten, erwartet die Besucher ein vielfältiges Naturerlebnis. Nicht nur zu sehen, auch zu hören und zu ertasten sind hier einige Exponate.
Wer zum Beispiel die Rufe und das Hämmern eines Kleinspechts von den Lauten eines Buntspechts unterscheiden lernen möchte, kann dort sein Gehör schulen. Auf Knopfdruck beginnen die Tiere, sich in der Ausstellung akustisch bemerkbar zu machen. In der Schau, die bis Ende des Jahres zu sehen ist, wird auch ein Brauner Bär seinen Auftritt haben. Allerdings handelt es sich dabei nicht um einen jener furchteinflößenden Großsäuger, die Braunbären genannt werden – sondern um einen filigranen Schmetterling gleichen Namens. Er ist eine von rund 8 000 Insektenarten, die es im Potsdamer Unesco-Welterbe gibt, wie Museumsleiter Detlef Knuth erklärt.
Auch den Heldbock, den streng geschützten Käfer, zu dessen Schutze in Potsdam einst die Straßenbahntrasse ins Bornstedter Feld umgeplant werden musste, können die Besucher aus der Nähe betrachten. Die vom Aussterben bedrohte Spezies bevorzugt sonnenexponierte Eichen. Der Käfer fliegt nur kurze Strecken und kann sich daher nicht leicht ausbreiten. Im Potsdamer Welterbe gibt es dennoch stabile Bestände.
„Vor allem der große Bestand alter Bäume und die reich strukturierte Parklandschaft leisten einen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt“, sagt Knuth. Dennoch gebe es „keine spezifische Art, die nur in den Parks vorkommt“. Nicht nur in der Potsdamer Gartenlandschaft und der Feldflur fühlen sich viele Tiere wohl, auch in den königlichen Gemäuern haben sich manche von ihnen gut eingerichtet. So überwintern allein sieben Fledermausarten in den Kellern und Gewölben der Schlossanlagen. Unter ihnen das Große Mausohr, die Breitflügelfledermaus und das Braune Langohr. Auch Waschbären, Steinmarder, Wanderratten und natürlich Hausmäuse fühlen sich auf königlichem Grund ebenfalls wohl.
Rund 100 Vogelarten gibt es laut Knuth in der Berlin-Potsdamer Welterbelandschaft. Allein im Park Sanssouci konnten zuletzt 30 singende Nachtigallen – nur die Männchen singen – gezählt werden, berichtet der Museumsdirektor.
Als Begleitprogramm zur Sonderausstellung bietet das Naturkundemuseum spezielle Führungen an. Kinder können mit der Forschermaus namens Sellow eine Expedition unternehmen. In den großen Sommerferien finden in der Reihe „Parkgeflüster“ immer mittwochs und donnerstags Exkursionen in die Lebensräume ausgewählter Tiere statt. Vielleicht wird sich dann sogar ein lebender Seeadler blicken lassen. Die zwei ausgestopften Seeadler-Jungen in der Ausstellung stammen übrigens aus der Döberitzer Heide, einem Gebiet, das keine Welterbefläche ist. Aber im Bereich der unter Unesco-Schutz stehenden Pfaueninsel seien, so Knuth, bereits Seeadler nachgewiesen worden.
Das Naturkundemuseum hat anlässlich des Museumstags am Sonntag bei freiem Eintritt geöffnet, die Sonderausstellung wird 11 Uhr feierlich eröffnet.
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