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MEINE Woche: Heiligendamm

Der G8 Gipfel in Heiligendamm kommt. Das war uns schon Anfang des Jahres bewusst.

Stand:

Der G8 Gipfel in Heiligendamm kommt. Das war uns schon Anfang des Jahres bewusst. Wir informierten uns und diskutierten über die Machenschaften der sieben reichsten Industrienationen und Russland. Unser Fazit: Es besteht dringender Handlungsbedarf. Deswegen wollten wir zunächst unsere MitschülerInnnen mobilisieren. So gründeten wir eine AG, um die Auseinandersetzung mit den Problemen der Globalisierung und der Politik der G8 zu fördern. Es begeisterten sich immerhin 20 SchülerInnen, von denen wir neun für die direkten Proteste vor Ort gewinnen konnten. So nahmen wir am 2. Juni an der internationalen Großdemonstration in Rostock teil, die uns als beeindruckende, bunte und informative Veranstaltung in Erinnerung bleibt – trotz der Krawalle.

Um den Protest inhaltlich zu vertiefen, bezogen wir Quartier in einem eigens für 4000 Demonstranten errichtetem Camp in Rostock. Dort faszinierte uns vor allem die Solidarität in dem Camp, das sich nur aus Spenden finanzierte und trotzdem eine gute Versorgung mit lecker-veganem Essen sowie ein vielfältiges Kulturangebot ermöglichte.

Die Woche gliederte sich in Aktionstage zu den Themen des Gipfels. Beispielsweise ging es um die globale Landwirtschaft: Warum wird eine europäische Milchkuh mit zwei Euro pro Tag vom Staat unterstützt, wo doch 1,1 Milliarden Menschen nur 1Dollar pro Tag zur Verfügung haben? Oder Migration: Warum mussten dieses Jahr mehr als 3000 Menschen sterben, als sie versuchten, wegen Krieg, Hunger und Elend nach Europa zu flüchten? Ebenso ging es um Kriege und ihre Gewinner: Die G8 exportieren 97 Prozent aller Waffen, wodurch sie an jedem bewaffneten Konflikt verdienen und beteiligt sind. Um unserer Ablehnung gegenüber dieser menschenverachtenden Politik spürbaren Nachdruck zu verleihen, nahmen wir an einer großangelegten Blockadeaktion teil, deren Ziel es war, den Gipfel von seinem gewaltigen Gefolge aus Delegierten, Übersetzern und Journalisten abzuschneiden.

Zusammen mit circa 10000 anderen Menschen umgingen wir das massive Polizeiaufgebot und ließen uns absolut friedlich auf der Straße nieder. Dennoch sahen sich einige von uns mit Schlagstöcken, Reizgas und Wasserwerfern konfrontiert. Die Polizei ging teilweise brutal gegen friedliche Demonstranten vor, wobei wir zum Glück weitgehend verschont geblieben sind. Dennoch konnte erreicht werden, dass Heiligendamm fast durchgängig nicht auf dem Landweg zu erreichen war und das Programm auf 1,5 Tage reduziert werden musste. Gerne hätten wir uns auch an dem Alternativgipfel beteiligt, jedoch wurden einige von uns durch die Polizei daran gehindert, indem sie uns willkürlich Platzverweise für Rostock erteilte. Wenn so ein Treffen nur unter so extremen Sicherheitsbestimmungen, die bis zur Verletzung der Grundrechte reichen, durchgeführt werden kann, sollten sich alle die Frage stellen, ob diese „großen Acht“ tatsächlich im Interesse der Weltbevölkerung handeln. Wir haben zusammen mit tausenden Menschen erkannt, dass eine gerechtere Welt nötig und möglich ist. Hier.

Jonas Schweigmann ist 18 Jahre alt und Schüler in Potsdam.

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