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Landeshauptstadt: Heimat für 300 000 Aalbabys Viel los beim Weberfest 70 Künstler aus zehn Nationen zeigen Kunst

Gestern wurden sie ausgesetzt/ Fischereiinstitut begleitet Pilotprojekt

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Sie haben eine weite Reise hinter sich, die etwa zehn Zentimeter langen Aalbabys, die in der Sargassosee beziehungsweise im Atlantik östlich von Florida geboren worden sind und die dann in die Heimat ihrer Eltern nach Europas schwammen. In europäischen Flussmündungen wurden sie als winzige Glasaale abgefischt, drei Monate lang in einer Fischfarm nahe Oldenburg aufgepäppelt und nun fanden sie in den Gewässern der Havel eine neue Heimat. 300 000 Jungaale wurden im Hafenbecken an der Langen Brücke im Beisein von Landwirtschaftsminister Dietmar Woidke ausgesetzt. 2,1 Tonnen der kleinen Schlängelfische kamen auf die Waage und dann ins angestammte Element. Damit die Aktion hohe Erfolgschancen hat, wird sie vom Institut für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow begleitet. Es markiert Fische, um deren Wanderung genauer verfolgen zu können und um Aussagen zu treffen, wodurch sich der erhebliche Schwund einstellt. Nach derzeitigen Statistiken werden etwa acht Prozent der ausgesetzten Aale , wenn sie 400 bis 500 Gram Fett angesetzt haben, wiedergefangen, 15 Prozent durch tierische Räuber gefressen. Doch wie viele überstehen die Wanderung an die Laichplätze?

Bei den Aal-Aussetzung-Aktionen 2006, die es auch noch an anderen brandenburgischen Gewässern geben wird, handelt es sich um ein Pilotprojekt des Landes, der Fischereibetriebe und des Landesanglerverbandes. Bei den enorm gestiegenen Preisen für Glasaale (1000 Euro pro Kilo) ist man offensichtlich nur noch gemeinsam stark. Zur Verbesserung des Aalbesatzes in den Seen kommen 695 000 Euro Fördermittel von der EU und dem Land. 168 000 Euro schießen Brandenburgs Angler und Fischer zu. Insgesamt sollen im Land 2,5 Millionen Jung Aale ausgesetzt werden.

Das ist dringend nötig, denn der Aalbesatz in den Seen und Flüssen Brandenburgs hat erschreckend abgenommen. Er beträgt laut Aussage von Uwe Brämick, Leiter des Binnenfischerei-Institutes, nur noch vier Prozent gegenüber der höchsten Population, die in den Jahren 1950 bis 1970 gemessen wurde. Glasaale werden zwar schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts in die Havelgewässer eingesetzt, um den Fischfang anzukurbeln. So stark wie jetzt ist der Aalbesatz aber erst durch Wasserverschmutzung das Verbauen der Flüsse mit Staustufen und Wehre und einen starken Abfang zurückgegangen.

Um ihn wieder anzuheben, wird den Wanderfischen, deren künstliche Vermehrung bisher immer wieder gescheitert ist, nun der Weg nach Hause erleichtert. Die winzigen Glasaale werden in den Flussmündungen an der europäischen Küste durch spezielle Senknetze herausgehoben, in den Aufzuchtstationen „vorgestreckt und dann per Spezialfahrzeug zum Beispiel in die Mark Brandenburg gefahren. Dort können sie bis mindestens 45 Zentimeter Länge ein freies Leben führen. Erst dann darf der Fischer oder Angler sie aus dem Wasser holen, um daraus einen schmackhaften Aal Grün oder Räucheraal zu machen. Um dem Fisch nach etwa acht bis zehn Jahren eine größere Chance zur Rückwanderung zu geben, soll das Gardemaß sogar noch über 50 Zentimeter aufgestockt werden.

Babelsberg - Zum 14. Mal findet in diesem Jahr vom 9. bis 11. Juni das Böhmische Weberfest statt. Einen kleinen Vorgeschmack darauf lieferten gestern an der Friedrichskirche eine dreiköpfige Clownstruppe und Kinder aus der Comenius-Kita. Die Firma Frey hatte ein kleines Bierzelt aufgebaut und so kam schon etwas von der volkstümlichen und fröhlichen Stimmung auf, die den unverwechselbaren Charakter des Festes ausmacht.

Ausrichter des Volksfestes ist der „Förderkreis Böhmisches Dorf Nowawes und Neuendorf“ in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und der Stadtkontor GmbH. „Wir als Stadt stehen auch in den nächsten Jahren zu dieser Kooperation“, versprach Beigeordnete Gabriele, die Bianca Peetz-Mühlstein vom Fachbereich Kultur für die Organisation des Weberfestes freigestellt hat. Ähnliche „strukturelle Hilfe“ leistet Stadtkontor, dazu kommen Sponsoren aus der Geschäftswelt.

Für Pfarrer Stefan Flade, dem Gründer und langjährigen Vorsitzenden des Förderkreises ist es vorerst das letzte Weberfest. Flade geht für mehrere Jahre nach Indonesien. In der ganzen Stadt ist das Böhmische Weberfest bereits plakatiert. Der Poster-Entwurf stammt, wie schon für die elf vorhergehenden Festen, von Olaf Thiede und nimmt mit den Zimmerleuten und der Friedrichskirch-Silhoutte Bezug auf das Jahr der Architektur. Alle Plakate Thiedes werden auf dem Weberfest erstmals in einer Ausstellung zu sehen sein.

Schon am Vorabend, am 8. Juni, gibt es mit dem Damenstreichquartett aus Brno das Einleitungskonzert, ehe es am Freitag um 17 Uhr mit dem Einzug der Gaukler richtig losgeht. Wie die Organisatorin Peetz-Mühlstein bekannt gab, treten insgesamt 70 Künstler aus zehn Nationen auf, die Mehrzahl aus Tschechien, jedoch auch aus fernen Ländern wie Argentinien und Persien. 45 Handwerker aus allen Bereichen zeigen nicht nur alte Handwerkskunst, sondern bieten besonders Gelegenheit zum Mitmachen.

Beigeordnete Fischer verwies darauf, dass der Stadtteil Babelsberg mit seinen 25 000 Bewohnern durch Zuzüge und Kinder weiter wächst. Sie hoffe, dass sich die neu Hergezogenen an die Tradition des Böhmischen Weberfestes anschließen. Spätestens zum „Abendspektakel“ am Sonntag, dem 11. Juni, ab 19.45 Uhr, dürfte feststehen, ob die guten Besucherzahlen der Vorjahre übertroffen worden sind. Günter Schenke

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