Landeshauptstadt: Herrensitz unter dem Hammer
Stadt will Kosten für Notreparaturen zurück: Das Gutshaus Satzkorn soll zwangsversteigert werden
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Satzkorn - Das Gutshaus von Satzkorn steht vor der Zwangsversteigerung. Am 26. Juni soll das ehemalige Herrenhaus bei einer Versteigerung am Potsdamer Amtsgericht unter den Hammer kommen. Der Verkehrswert des Anwesens wurde auf 70 000 Euro festgesetzt. Wie die Stadt Potsdam auf PNN-Anfrage mitteilte, ist das Zwangsversteigerungsverfahren auf Betreiben der Landeshauptstadt eingeleitet worden. Demnach geht es um Forderungen der Stadtkasse in Höhe von circa 37 000 Euro. Es handele sich um Forderungen „aus öffentlich-rechtlichen Ansprüchen“. Deswegen werde nun gegen die Eigentümerin – laut Stadt handelt es sich um eine Frau aus Berlin – das Zwangsversteigerungsverfahren betrieben. Genauere Angaben zu den offenen Forderungen wollte das Rathaus unter Verweis auf das Steuergeheimnis nicht machen. Wahrscheinlich handelt es sich wenigstens zum Teil um die Kosten von Sicherungsmaßnahmen an dem desolaten ehemaligen Gutshaus. Nach PNN-Informationen hatte die Stadt in der Vergangenheit Notreparaturen zum Erhalt des barocken Baudenkmals veranlasst. Auf den Kosten sitzt das Rathaus vermutlich noch immer.
Spannend dürfte jedoch sein, ob es bei der Versteigerung im Sommer überhaupt Interessenten geben wird. Schließlich befindet sich das seit Jahren leer stehende Gebäude in einem sehr schlechten Zustand. Kaputte Mauern und Zimmerdecken, dazu ein teilweise notgesichertes Dach – dies dürfte auf potenzielle Investoren eher abschreckend wirken. Möglicherweise meldet sich aber auch ein Liebhaber, der dem hauptsächlich aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammenden Gebäude neues Leben einhauchen will. Da das Haus unter Denkmalschutz steht, darf es der künftige Eigentümer jedenfalls nicht einfach abreißen. Erst wenn er nachweisen könnte, dass die Erhaltung des einst der Gutsbesitzerfamilie Brandhorst gehörenden Herrenhauses unzumutbar ist, könnte ein Abriss womöglich genehmigt werden. Und selbst mit einem Neubau an gleicher Stelle dürfte es nicht ganz unproblematisch sein. Nach Angaben der Unteren Denkmalpflege liegt das Anwesen im baurechtlichen Außenbereich. Dort sind Neubauten nur ausnahmsweise erlaubt.
In der Vergangenheit hatte es immer wieder Bemühungen gegeben, das Gutshaus zu retten. Schließlich ist das Gebäude mit dem markanten barocken Mittelrisalit ungefähr 270 Jahre alt, wie Forschungen ergaben. Der tonnengewölbte Keller soll gar aus dem Mittelalter stammen. Noch bis vor zwei Jahren hatte ein Ingenieurbüro gemeinsam mit potenziellen Investoren an einer wirtschaftlich tragfähigen Lösung für das Objekt gearbeitet. Damals hieß es, die Forderungen der Unteren Denkmalschutzbehörde seien aus wirtschaftlicher Sicht leider unerfüllbar gewesen. Das Projekt wurde zu den Akten gelegt. Satzkorns Ortsvorsteher Dietmar Bendyk sprach anschließend davon, das Haus sei nun „zum Umfallen verurteilt“. Ob sich jetzt doch noch ein Retter findet, bleibt abzuwarten.
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