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Von Michael Meyer: Herzschlagfinale
Turbine Potsdam muss am Sonntag daheim gegen den VfL Wolfsburg gewinnen, um sicher in die Champions League zu kommen
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Vor Wochenfrist fühlte sich Desiree Schumann ziemlich einsam. Sieben Gegentore musste Turbine Potsdams Torfrau im DFB-Pokalfinale gegen den FCR Duisburg hinnehmen. „Das war der bisher schwierigste Moment in meinem Fußball-Leben, der schwer zu verarbeiten war“, gesteht die 19-Jährige. „Ganz weg ist der Frust noch nicht, aber dafür ist jetzt keine Zeit mehr. Wir müssen nach vorn gucken und dieses letzte Spiel unbedingt noch gewinnen.“
Dieses letzte Spiel ist die Heimpartie des Spitzenreiters Potsdam am Sonntag gegen den VfL Wolfsburg in einem Herzschlagfinale, in dem Turbine den Titel gewinnen oder am Ende ganz mit leeren Händen da stehen kann. Um sich im nächsten Jahr in der Champions League der Frauen präsentieren zu können, benötigt Schumanns Team übermorgen einen Sieg, um sicher zumindest auf Platz zwei zu landen. Der 4:0-Sieg des FCR Duisburg am Mittwochabend im Nachholspiel beim FC Bayern München unter den Augen des Bayern-Vorstandschefs Karl-Heinz Rummenigge brachte Turbine zwar an die Tabellenspitze (PNN berichteten). Der Papierform nach aber haben der nun punktgleiche und nur ein Tor schlechtere Verfolger Bayern (bei Schlusslicht Crailsheim) und der einen Punkt zurückliegende Tabellendritte Duisburg (daheim gegen Freiburg) leichtere Schluss-Aufgaben.
Das Hinspiel in Wolfsburg hatte Potsdam mit 5:1(1:0) für sich entschieden, „aber das zählt nicht mehr“, so Desiree Schumann. „Wolfsburg hat mit Martina Müller und Shelley Thompson zwei gefährliche Stürmerinnen, die wir in den Griff bekommen müssen.“ Auch Turbine- Cheftrainer Bernd Schröder warnt: „Das ist in unserer gegenwärtigen Lage der schwierigste Gegner für uns. Dort haben wir zwar immer gut ausgesehen, zu Hause aber haben wir uns gegen Wolfsburg stets schwer getan.“ Vor allem die Ex-Potsdamerinnen im VfL-Team – Navina Omilade, Juliane Höfler, Annelie Brendel und Pia Marxkord – würden hoch motiviert ins Karl-Liebknecht-Stadion kommen, erklärt Schröder, der außerdem ebenfalls vor allem auf Müller (21 Saisontore) und Thompson (13) verweist. „Wolfsburg ist besser, als es Tabellenplatz sieben aussagt“, meint der Coach. Den eigenen Platz an der Spitze wolle er nicht überbewerten. „Wir sind keine Phantasten und werden am Ende nicht sagen, dass wir etwas verloren haben, wenn wir nicht Meister werden. Aber vielleicht ist das jetzt ja ein optisch gutes Zeichen für unsere Mädels. Vielleicht motiviert der Blick auf die momentane Tabelle sie zusätzlich“, sagt er.
„Der Druck ist groß, aber den müssen wir jetzt aushalten. Wir können uns nicht immer dahinter verstecken, dass wir noch eine sehr junge Truppe sind“, sagt Desiree Schumann. „Es wäre ärgerlich, wenn wir nach einer so tollen Saison im letzten Spiel noch alles wegwerfen würden. Wir müssen Wolfsburg einfach schlagen und dafür noch einmal hoch konzentriert sein. Konzentrierter als im Pokalfinale, als sich bei uns jeder ein bisschen allein gefühlt hat.“ Bereits Pfingstmontag habe sich die Mannschaft zusammengesetzt und versucht, durch Gespräche und Fußball-Tennis das 0:7-Debakel zu verarbeiten. „Inzwischen“, so Turbines Torfrau, „wird die Stimmung schon wieder besser, und wenn wir am Sonntag gewinnen, wird diese Pokalniederlage vielleicht auch bald vergessen sein.“ Sie selbst wolle am Sonntag das Ihre zu einem erfolgreichen Saisonabschluss beitragen. „Schließlich wollen wir alle das Champions-League-Ticket!“
Sollte es mit dem Sprung auf die europäische Fußball-Bühne klappen, hängt Turbines Sommer-Planung von der Endplatzierung in der Bundesliga ab. Der Meister greift erst mit der Runde der besten 32 Teams ab 30. September in die Women’s Champions League ein, der Tabellenzweite muss schon in der Qualifikationsrunde ab 30. Juli ran. „Dann müssten wir praktisch weiter trainieren, dürften wir unseren Spielerinnen nur eine kurze Pause Anfang Juli gönnen“, erläutert Schröder. „Aber egal – Hauptsache, wir sind dabei. Wenn wir am Sonntag gegen Wolfsburg gewonnen haben, werde ich mich beim Herrgott bedanken.“
Anpfiff ist am Sonntag um 14 Uhr.
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