zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Herzschmerz, Drama und ungeahnte Wendungen

Im Studio Babelsberg dreht das ZDF seit Ende Oktober die neue Telenovela „Tessa – Leben für die Liebe“

Stand:

Auf einmal ist alles neu, aufregend, groß und vor allem: spannend. Um einen beruflichen Neuanfang zu wagen, verlässt Tessa Thalbach die behütete ländliche Idylle und zieht gemeinsam mit ihrem Vater in die Großstadt. Dort nimmt sie in der exklusiven Parklandklinik einen Job als Physiotherapeutin an und verliebt sich kurz darauf in den charmant attraktiven Assistenzarzt Felix Kilian. Alles ist so schön, so romantisch, so perfekt. Doch dann kommt die junge Frau einem fürchterlichen Geheimnis auf die Spur – und das Spiel aus Liebe, Drama, Verwicklungen und Intrigen nimmt seinen Lauf.

„Tessa – Leben für die Liebe“ heißt die neue Telenovela, die die Produktionsfirma GrundyUfa im Auftrag des ZDFs seit Oktober dieses Jahres auf dem Filmgelände in Babelsberg dreht. 230 Folgen sollen in den nächsten zwölf Monaten in einem Studio im dafür eigens umgebauten Tonkreuz gedreht werden, Tür an Tür mit Fernseh-Hits wie „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ oder „Julia – Wege zum Glück“. Für die 150 Männer und Frauen des Drehteams bedeutet das: ein Jahr lang Dauerstress. Die Dreharbeiten beginnen bereits morgens früh um 7 Uhr und enden oft erst spät am Abend. Ein 15-stündiger Arbeitstag ist mitunter keine Seltenheit.

Der Hauptdarstellerin Eva-Maria Grein ist dieser tägliche Stress noch nicht anzusehen. In einem legeren Freizeit-Outfit sitzt sie an einem Dienstagmittag in der Maske im hinteren Teil des Studiogebäudes. Gerade erst hat sie ein mehrstündiges Fotoshooting absolviert, für eine Werbekampagne, die die Öffentlichkeit schon bald auf die im Januar anlaufende Telenovela aufmerksam machen soll. Eine Stylistin wäscht ihr die Haare, anschließend schneidet ihr ein Friseur die Spitzen. Nach den ersten vier Wochen des Drehs sind die Haare schon ein ganzes Stück nachgewachsen. Das darf nicht sein, denn der Anschluss muss im Film stimmen.

All das lässt Eva-Maria Grein mit stoischer Ruhe über sich ergehen. Die Rolle der Tessa ist für die 25-Jährige das erste große Fernseh-Engagement. Nach dem Abschluss des Schauspielstudiums an der Bayerischen Theaterakademie August Everding in München spielte sie zunächst vornehmlich Theater, stand etwa in der Aufführung „Schwejk“ im Theater am Kurfürstendamm in Berlin auf der Bühne. Zwischendurch absolvierte sie mehrere dutzend Castings. Mal mehr, mal weniger erfolgreich. Eine Erfahrung, die mitunter sehr hart war: „Man muss lernen, Absagen nicht als persönliche Niederlagen zu nehmen. Es liegt nicht daran, ob man gut oder schlecht ist, sondern ob man den gesuchten Typ repräsentiert“, sagt die Schauspielerin.

Im Spätsommer kam er dann, der Anruf, in dem ihr ein Agent mitteilte, den gesuchten Typ für die Rolle der Tessa zu repräsentieren. „Da hab ich erstmal geschrieen und bin in meiner Wohnung im Dreieck gesprungen.“ Welche Eigenschaften die Serienheldin mit Eva-Maria Grein gemein hat? Sie seien beide bodenständig, lebensfroh, zielstrebig, ungestüm und temperamentvoll. „Ich erkenne mich in vielen Szenen oft wieder“, sagt die Schauspielerin. Ob sie Angst hat, sich mit Tessa auf einen bestimmten Rollentyp festzulegen? „Die Gefahr besteht natürlich immer, aber ich möchte soviel zeigen, dass mir Fernsehschaffende später auch in andere Richtungen eine Chance geben.“

Über seine Zukunft als Schauspieler macht sich Oliver Boysen derweil keine Gedanken. Für ihn ist die Rolle des Felix Killian eine Art Abschied von den Filmkameras. Nach zehn Jahren der Schauspielerei, nach einer Schauspielausbildung an der Münchner Otto-Falckenberg-Schule und Engagements am Maxim-Gorki-Theater in Berlin hat er sich vor einem Jahr für ein zweites Studium entschieden und will Lehrer werden. Warum? Die Schauspielerei sei ihm viel zu unzuverlässig, sagt der 33-Jährige, der zuvor unter anderem in Fernsehproduktionen wie „Siska“ oder „Der Alte“ mitgewirkt hat. „Ich bin ein Mensch, der sich eine Familie wünscht, der eine abgesicherte und ruhige Zukunft planen will. Da brauche ich einen Beruf, der mir ein bisschen mehr Kontinuität bietet als dieser schöne, aber doch sehr wankelmütige Job“, sagt der gebürtige Oldenburger. Ganz ausschließen will er eine weitere Karriere im Fernsehen allerdings nicht: Wenn sich später einmal etwas ergäbe, könne er immer noch sehen, ob sich das mit seinem Stundenplan vereinbaren lässt. Bedenken, als Fernsehberühmtheit vor eine Schulklasse zu treten, hat er keine: „Wer weiß, ob dann davon überhaupt noch jemand Notiz nimmt“, sagt Boysen, der eigens für seine Verpflichtung in der Telenovela zwei Urlaubssemester vom Studium an der Berliner Universität der Künste eingelegt hat.

Bis Oliver Boysen in etwa zwei bis drei Jahren als Musiklehrer vor eine Grundschulklasse treten wird, heißt es auch für ihn, tagtäglich mehrere Seiten Text auswendig zu lernen, von einer Szene in die nächste zu springen. Dafür zieht er sich kurz vor Drehbeginn gerne mit einem Becher Kaffee zurück, geht das Skript durch, um sich dann gut vorbereitet auf den Weg in die Studiokulisse zu machen. Dort erstreckt sich die Welt der Fernsehserie auf knapp 1200 Quadratmeter Fläche. Die Gemächer von Serienfreunden und Serienfeinden liegen Wand an Wand. Für Außenaufnahmen zieht das Team gelegentlich auch in die bekannte Kulisse der Berliner Straße oder ins unweite Schäpe bei Beelitz. Insgesamt herrsche am Filmset eine sehr vertraute Atmosphäre

Daran, dass die Celluloid-gewordene Frauenroman-Verfilmung „Tessa – Leben für die Liebe“ trotz der starken Konkurrenz von Produktionen wie „Julia – Wege zum Glück“ oder „Braut wider Willen“ ein Erfolg wird, hat Producerin Pia Goden keine Zweifel: „Ich glaube, dass die Menschen nach wie vor gerne Geschichten hören. Telenovelas sind Märchen für Erwachsene.“ Manche Erklärungen für die Wirklichkeit klingen mitunter ebenso einfach wie eine kitschige Fernsehproduktion.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })