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Landeshauptstadt: Heute nur Blumensträuße

Potsdamer Generalsuperintendent Hans-Ulrich Schulz wird 65 / Weniger „Dienstherr“ – mehr Seelsorger

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Es ist erstaunlich, dass die Predigten und Reden von Hans-Ulrich Schulz noch nicht versammelt in einem Buch erschienen sind. Der Potsdamer Generalsuperintendent ist ein begnadeter Prediger. Mehr als 40 Jahre stand er auf der Kanzel in unzähligen Stadt- und Dorfkirchen und hat den oftmals bestürzenden Realismus, die Weisheit und die Kraft der Bibel klar und deutlich verkündet, ohne Schnörkel für jeden verständlich gemacht. Dabei war es ihm wichtig, wie er in einem Gespräch sagte, dabei nicht zu einem Routinier zu werden. Die Zuhörer sollen das uralte Wort Gottes immer wieder neu hören und erfahren, denn es ist für jede Zeit anwendbar.

Hans-Ulrich Schulz hatte zunächst keinerlei Ambitionen, Pfarrer zu werden. Der aus Bad Sachsa im Harz Gebürtige zog als Kind mit seiner Familie nach Potsdam. Nach dem Abitur wollte er zunächst Geologie studieren. Eines Tages begleitete er jedoch einen Freund, der Theologe werden wollte, zu einem Pfarrer. Das beratende Gespräch für den Freund wurde zu einem Signal für Hans-Ulrich Schulz. Er war in der Potsdamer Erlöserkirche und deren Junger Gemeinde aktiv, empfand sie als ein wunderbares Bildungsprogramm gegenüber dem sozialistischen Bildungssystem. Aber Pfarrer? Das Gespräch begeisterte und bewegte ihn. Er wollte Theologe werden. Der junge Mann ließ sich 1963 an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität in Berlin einschreiben. Nach dem Vikariat in der Uckermark und der Ordination in der Pfingstkirche in Potsdam ließ er sich 1970 in Premslin in der Westprignitz als Pfarrer einführen. Dorfpfarrer sein, obwohl er auch zwischendurch im Landesjugendpfarramt mit Sitz in Potsdam tätig war, galt seine Liebe. „Da konnte man den Menschen nahe sein, teilte mit ihnen Freude und Sorgen, Hoffnungen und Trauer“, so Hans-Ulrich Schulz. Auch an Brielow bei Brandenburg erinnert er sich gern. Sechs Gemeinden hatte er ab 1987 zu betreuen. „Es war die Zeit der Wende. Die großen Aufbrüche und Hoffnungen, Ostdeutschland gerechter zu gestalten, haben auch uns Christen auf dem Lande voll ergriffen.“ Für das Neue Forum nahm er als Mitglied des Kreistages Brandenburg politische Verantwortung wahr. Doch 1992 ging es wieder in die Stadt zurück, in die Landeshauptstadt. Die Kreissynode wählte ihn zum Superintendenten des Kirchenkreises Potsdam. Damit wurde er zugleich Pfarrer an der Friedenskirche. „Die Gemeinde erlebte eine große Aufbruchstimmung, ein Aufeinandertreffen und Annähern von westlicher und östlicher Sozialisation. Dies hat uns allen gut getan“, so Hans-Ulrich Schulz.

Wenn man Superintendent – das Wort „superintendens“ kommt aus dem Lateinischen – wörtlich übersetzt, so heißt es „Aufseher“. Doch Schulz verstand das Amt des Superintendenten und des Generalsuperintendenten des Sprengels Neuruppin ab 1. Juli 1997 nicht als „Dienstaufseher“ der Mitarbeiter, obwohl dies manchmal nicht ausbleiben konnte. Aber er wollte vor allem Seelsorger sein.

Launig bemerkt Schulz, dass man in solchen Ämtern „neben den Blumensträußen manchmal auch mit Ohrfeigen rechnen muss“. Seine Liebe zu Potsdam und den Menschen zeigt sich darin, dass er sich in der Fördergesellschaft der Garnisonkirche sowie im Lepsius-Verein stark engagiert. Heute feiert Hans-Ulrich Schulz seinen 65. Geburtstag. Am 28. Februar wird er als Generalsuperintendent verabschiedet. Klaus Büstrin

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