Landeshauptstadt: Hier find’ ich meinen Parkplatz
Deutschlands bestes Parkhaus steht am Luisenplatz. Potsdamer Konkurrenten schnitten schlechter ab
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Kuppeln, Gas geben, bremsen. Gudrun Schulze hat auch in Deutschlands derzeit bestem Parkhaus mit ihrem roten Nissan zu kämpfen. Der Motor heult auf, die Räder quietschen über den blitzblanken Beton, der Wagen rollt auf einen der wenigen weißen Pfeiler in der Tiefgarage am Luisenplatz zu. Stopp. Rückwärtsgang. Gudrun Schulze wagt einen neuen Versuch. Er gelingt. „Das ist ziemlich eng hier“, sagt Schulze, als sie die Tür ihres Nissans aufreißt. Die Tester vom Automobilclub ADAC sehen das anders.
Das Potsdamer Parkhaus am Luisenplatz hat im Vergleich von 40 verschiedenen Parkhäusern in zehn Städten als Testsieger abgeschnitten. Das Haus am Park Sanssouci sei übersichtlich, hell, gepflegt und sauber sowie größtenteils behindertengerecht, heißt es im Fazit der ADAC-Prüfer. Auch der Konkurrent in der Innenstadt, das Karstadt-Parkhaus, konnte überzeugen. Eine gute Note erhielt zudem das Parkhaus in der Hebbelstraße am Holländischen Viertel, womit Potsdam auch insgesamt im deutschlandweiten Vergleich einen Spitzenplatz einfährt. Das gelang der Stadt schon vor drei Jahren, als der ADAC in Potsdam die Taxifahrer testete. Lediglich die Tiefgarage unter den Bahnhofspassagen schnitt von den vier Potsdamer Häusern nur mit der Note „ausreichend“ ab.
Insgesamt genügten von den 40 getesteten Häusern nur elf den Ansprüchen und bekamen die Note „gut“. 19 Parkhäuser erhielten von dem Automobilclub ein „ausreichend“, acht wurden mit „mangelhaft“ benotet und zwei fielen mit „sehr mangelhaft“ durch. In anderen Städten Brandenburgs und in Berlin wurde nicht getestet, dafür unter anderem in Bonn, Duisburg, Chemnitz und Kiel.
Vor allem Fahrern der geländetauglichen SUVs hätten in den engen Parkhäusern zu kämpfen. Die bisher vorgeschriebene Breite von nur 2,30 Meter reicht laut ADAC längst nicht mehr aus. In Mannheim räumt der Testverlierer den Autofahrern sogar nur 2,17 Meter Platz ein. Um den breiter werdenden Autos Rechnung zu tragen, fordert der Club eine Anpassung der Garagenverordnungen der Länder auf eine Mindestbreite der Parkplätze von 2,50 Meter – so wie in allen vier getesteten Potsdamer Parkhäusern.
Gekonnt lässt Uwe Scholz seinen silbergrauen Mazda rückwärts in eine der 278 Parklücken unter dem Luisenplatz rollen. Beleuchtete Schilder an der zwei Meter hohen Decke weisen ihm den Weg zu Ausgang und Kassenautomat. „Es ist geräumig, nicht so eng“, sagt Scholz. In Berlin habe er schon einmal rückwärts wieder aus einem Parkhaus herausfahren müssen. Es war einfach kein Platz.
Platz braucht auch Karin-Monika Lange für ihren Familien-Van. In einem Zug parkt sie mit ihrem Siebensitzer auf einem der rot lackierten, schräg angeordneten Parkplätze ein. Die Tester loben: So sind die Lücken leichter anzufahren. „Es fährt sich hier ganz gut“, sagt Lange. In anderen Parkhäusern stünden schon mal Papierkörbe im Weg, sagt sie und zeigt auf eine Delle in der Stoßstange.
Fahrbahnen im Einbahnverkehr, damit sich Ein- und Ausparker nicht in die Quere kommen, große Parkplätze, wenige Pfeiler, noch breitere Behindertenparkplätze, gut sichtbare Notrufe, Toiletten und Personal vor Ort – die ADAC-Tester waren vom zwölf Jahre alten Parkhaus am Luisenplatz begeistert. Unschlagbar im Vergleich zu anderen Parkhäusern sei zudem der Preis: Für zehn Stunden zahlen Autofahrer in der Zeit von Montag bis Samstag nur 2,50 Euro.
Für ein „sehr gut“ hat es aber nicht gereicht. Das lag laut ADAC auch an den wenigen Parkplätzen für Behinderte und Eltern mit Kind. Die Einfahrt sei schwer zu erkennen und für Kurzzeitparker kann es teuer werden: 30 Minuten kosten 50 Cent, eine Stunde dreimal so viel.
„Ich bin trotzdem sehr zufrieden“, sagt ein älterer Herr mit akkurat gekämmtem Scheitel. Seinen kleinen Citroen parkt er schon seit Jahren in der Tiefgarage. Sein Auto stehe hier geschützt und warm – „und geklaut hat hier auch noch keiner“.
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