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Landeshauptstadt: Hilfe von Leuten mit Zeit

Urania Schulhaus GmbH: Bildungskurse mit 20 000 Teilnehmern in 20 Jahren

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Waldstadt - In der Urania Schulhaus GmbH gibt es in der Geschäftsführung einen Wechsel. Ullrich Simchen, der seit der Gründung am ersten Oktober 1992 die Geschicke des Aus- und Weiterbildungsträgers leitete, wird zum Jahresende seinen Posten an Manfred Gartz abgeben. Das wurde bei einem Empfangs zum zwanzigjährigen Bestehen der Urania Schulhaus GmbH bekannt gegeben.

Es sei damals, als der Weiterbildungsmarkt praktisch bereits aufgeteilt gewesen war, sehr mutig gewesen, die zum Verkauf stehende Schulhaus- und Weiterbildungsgesellschaft mbH einzukaufen und in eine Tochterfirma der Urania umzuwandeln. „Es war eine schwierige Zeit – und längst nicht alle Bildungsträger jener Jahre sind heute noch da“, sagte Simchen. Die Urania Schulhaus habe dabei stets schwarze Zahlen geschrieben, so der scheidende Geschäftsführer.

Manfred Gartz, freiberuflicher Dozent und seit 1999 Schulleiter der Urania Schulhaus GmbH, war bereits als Geschäftsführer des Urania Landesverbandes tätig. Er wird sich mit den veränderten Herausforderungen an den Bildungsträger beschäftigen müssen.

In den Jahren nach der Wende waren hauptsächlich Berufsabschlüsse gefragt. „Zu uns kamen qualifizierte Menschen, die einen neuen, anerkannten Abschluss brauchten – die DDR-Abschlüsse reichten nicht aus“, erinnerte sich Simchen. Die Urania bildete Reiseverkehrskaufleute aus, Fremdsprachensekretärinnen, Call Center Agents und Rechtsanwaltsfachangestellte – von 1992 bis 2004 fanden insgesamt 84 Kurse mit 1600 Teilnehmern statt. Dazu kamen 98 Deutschkurse für Migranten mit 2000 Teilnehmern. Finanziert wurden die Maßnahmen komplett über das Arbeitsamt, heute Jobcenter. Die Vermittlungsquote habe damals bei bis zu 70 Prozent gelegen.

Mit der Arbeitsmarktreform 1995 änderten sich auch die Arbeitsbedingungen für die Urania Schulhaus GmbH: Jetzt wurden die Maßnahmen von der Arbeitsagentur ausgeschrieben, zunehmend waren Wiedereingliederungsmaßnahmen in den ersten Arbeitsmarkt, Qualifikationen, Coaching und Praktikavermittlung gefragt. Ein neues Konzept musste her.

Die GmbH verlagerte außerdem 1995 ihren Sitz vom Eckhaus Brandenburger Straße / Bassinplatz in das Waldstadtcenter. Heute sind dort 22 Mitarbeiter angestellt, Ausbilder, Pädagogen und Sozialpädagogen, dazu kommen einige Honorarkräfte. Ein Schwerpunkt ist nach wie vor die intensive Betreuung von Langzeitarbeitslosen sowie möglichst eine Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt. Dafür gibt es Vermittlungsgutscheine vom Jobcenter. Seit April dieses Jahres ist die Urania aufgrund der geänderten Gesetzeslage berechtigt, direkt in den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln.

„Was wir haben, den Fallmanagern vom Jobcenter aber oft fehlt, ist Zeit“, sagt Manfred Gartz. Mitunter schicke ihnen das Jobcenter Kunden mit der Bitte: „Guckt Euch mal die Leute an und motiviert sie“, und es gelinge fast immer, Arbeitssuchende für weniger attraktive Berufe zu begeistern – für Facilitymanagement oder Callcenter. Auch mit vielen seriösen Zeitarbeitsfirmen arbeitet die Urania gern zusammen, sofern nach Tarif gezahlt werde. Insgesamt habe man in den zwanzig Jahren mit etwa 300 Arbeitgebern kooperiert, darunter viele aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe, der Gebäudereinigung, der Weißen Flotte, aber auch universitäre und wissenschaftliche Einrichtungen der Stadt sowie der Stadt Potsdam selbst.

Über 20 000 Menschen haben in den zwanzig Jahren an einer Ausbildung, Qualifizierung, einem Coaching oder Deutschkurs teilgenommen, schätzt der Geschäftsführer. 2013 werden verstärkt berufsbegleitende Qualifizierungen angeboten, eine Ausbildung zum Rechtsfachwirt, der einzigen im Land Brandenburg, hat im September begonnen. „Dafür gibt es sogar Bafög“, sagt Gartz, aber es brauche viel Disziplin, zwei Jahre mit Unterricht an jedem zweiten Samstag durchzuhalten.

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