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Präpariert. Die Stadtentsorgung Potsdam hat sich auf den Winter vorbereitet und rund 1000 Tonnen Salz eingelagert – das entspricht dem Gewicht von 90 Reisebussen.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Hoch Benjamin bringt Eiseskälte

Der Wintereinbruch hat Potsdam erreicht – und das Frostwetter soll sich in den kommenden Tagen auch halten. Wie sich die Stadt vorbereitet hat

Stand:

Der Winter hat sich lange geziert und Potsdam statt Frost und Schnee bisher lieber Wärmerekorde beschert. Jetzt wird es doch kalt – am Montagabend gab es im ganzen Stadtgebiet spiegelglatte Straßen. Bei Temperaturen um den Nullpunkt könnte es schon am heutigen Dienstag Schnee geben, gegen Ende der Woche sind bei sternklaren Nächten Tiefsttemperaturen von bis zu minus zehn Grad angesagt. Die PNN geben einen Überblick darüber, was uns genau erwartet und wie sich die Stadt auf die Kälte vorbereitet hat.

Wie kalt wird es?

In der ersten Wochenhälfte bleibt es bei Temperaturen um die null Grad, nachts gibt es leichten Frost, sagt der Meteorologe Thomas Endrulat, der die Potsdamer Regionalzentrale des Deutschen Wetterdienstes leitet. Er rechnet mit wenig Niederschlag, „ein paar Krümeln Schnee“. In der zweiten Wochenhälfte kommt es dann zu einer „markanten Abkühlung“: Bei Sonne tagsüber und sternklaren Nächten sei mit Tiefsttemperaturen von bis zu Minus zehn Grad zu rechnen. „Es ist wie im richtigen Leben: Wenn die Decke nicht da ist, wird es kalt – das gilt auch für die Wolkendecke“, sagt Endrulat. Nach dem Wochenende kommt es laut Prognose zu wechselhaftem Wetter mit winterlichen Temperaturen.

Droht weiteres Blitzeis?

Es kann glatt werden auf Potsdams Straßen – durch geschmolzenen und wieder gefrorenen Schnee, warnt der Meteorologe Thomas Endrulat. Das eigentliche Blitzeis, wie es am Montagabend Potsdam erreichte, sei in den kommenden Tagen nicht mehr zu erwarten. Denn das Hoch Benjamin, das derzeit über Skandinavien liegt und kalte Luft aus dem Osten in unsere Regionen bringt, sorgt dafür, dass auch die bislang noch wärmeren oberen Luftschichten – sie verursachen den gefährlichen Eisregen – abkühlen: „Die warme Nase in der Höhe verschwindet“, sagt Endrulat. Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit für Eisregen – und steigt die Wahrscheinlichkeit auf Schnee.

Gab es schon Verletzte durch Eisunfälle?

Am Montag meldeten sich in der Notaufnahme des Ernst-von-Bergmann-Klinikums noch keine Eisunfall-Opfer, wie Klinikumssprecherin Damaris Hunsmann am Nachmittag sagte. Das sah in Berlin und Teilen Brandenburgs anders aus: In der Bundeshauptstadt wurden bis zum Nachmittag etwa 1600 Notfalleinsätze gefahren, so ein Feuerwehrsprecher. Gestürzte Menschen wurden nach Angaben des Unfallkrankenhauses sogar mit Löschfahrzeugen gebracht, weil es nicht mehr genügend Rettungswagen gab. Unfälle gab es auch im Osten Brandenburgs: Bei spiegelglatten Straßen zählte die Polizei bis mittags viele Dutzend Unfälle, bei denen mindestens acht Menschen verletzt wurden.

Ist Potsdams Winterdienst vorbereitet?

Die Winterdienstflotte der Stadtentsorgung Potsdam GmbH (Step) mit rund 150 Mitarbeitern und 80 Fahrzeugen ist seit Ende Oktober in Bereitschaft, sagt Step-Sprecher Stefan Klotz. Am gestrigen Montag waren die Step-Fahrzeuge seit 10 Uhr mit Streusalz unterwegs, am heutigen Dienstag soll der Einsatz drei Uhr morgens beginnen. Neu in diesem Winter sind zwei besonders wendige „Sprinter“-Fahrzeuge speziell für schmale Straßen. Insgesamt ist die Step mit der Beräumung von 376 Kilometern Straße sowie von 89 Kilometern Rad- und Gehwegen beauftragt worden. Die Straßen werden mit Feuchtsalztechnologie gestreut, die Radwege mit Sole, die Gehwege mit Splitt. Die Step hat sich rund 1000 Tonnen Salz auf Vorrat – das entspricht dem Gewicht von 90 Reisebussen. In den vergangenen Jahren wurden laut Klotz jeweils zwischen 650 und 1190 Tonnen Streusalz verbraucht.

Sind Busse und Trams winterfest?

Beim Verkehrsbetrieb sieht man sich gut gerüstet: Es gebe einen Winterdienstplan für die Haltestellen, in besonders kalten Nächten soll durch Leerfahrten der Trams verhindert werden, dass Leitungen einfrieren, so Sprecher Stefan Klotz.

Und was ist mit den Schlösserparks?

Empfindliche Pflanzen sind schon seit dem Herbst in Sicherheit – sie überwintern in der Orangerie. Auch die Statuen sind durch Holzhäuschen vor der Witterung geschützt. Den Winterdienst für die Wege übernehmen die Gärtner – beschränken sich dabei allerdings auf wenige Strecken: Geräumt werden die Wege zu den Schlössern und Museen sowie feuerwehrtechnisch wichtige Strecken, erklärt Sven Hannemann, der als Parkleiter Nord unter anderem für den Winzerberg, Park Sansscouci und den Ruinenberg zuständig ist. Vom rund 50 Kilometer umfassenden Wegenetz von Sanssouci werde nur etwa ein Zehntel geräumt, schätzt er. Für die Räumarbeiten nutzen die Gärtner Trecker mit Schiebeschilden Gestreut werde ausschließlich mit Sand und Kies: denn Salz würde die Gehölze angreifen, erklärt Hannemann.

Was wird mit Potsdams Baustellen?

Bauarbeiter einer Baustelle in der Berliner Straße sehen die Situation locker. „Von einem Baustopp weiß ich noch nichts, wieso auch?“, fragt einer. Im Winter 2012 sei das anders gewesen: Bei Minus 15 Grad hätte man nicht mehr mit Putz arbeiten können und die Arbeiten einstellen müssen. Aber solange die Temperatur nicht unter Minus acht Grad falle, könne weitergearbeitet werden.

Welche Angebote gibt es für Obdachlose?

Als Ansprechpartner für Personen im öffentlichen Raum sind zwischen 8 und 17 Uhr die Streetworker der Creso unterwegs. Sie sind telefonisch unter 0176 12 109 896 oder 0176 12 109 894 zu erreichen. Außerhalb dieser Zeiten sollte bei erkennbarer Hilfebedürftigkeit die Notrufnummer 112 kontaktiert werden, rät die Stadt. Im Obdachlosenheim der Arbeiterwohlfahrt im Lerchensteig werde an kalten Tagen niemand abgewiesen. Je nach Bedarf verlängert auch die Suppenküche der Volkssolidarität in der Benkertstraße 3 ihre Öffnungszeiten. Jana Haase (mit luk/dpa)

Jana Haase (mit luk, dpa)

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