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Neujahrsempfang der Uni Potsdam: Hochschulmittel bleiben kaum für Unis übrig

Die Universität Potsdam hat ein erfolgreiches Jahr hinter sich. Auch für das neue Jahr ist eigentlich Optimismus angebracht, wären da nicht die "widrigsten Umstände".

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Eine Formulierung benutzt Oliver Günther recht häufig an diesem Abend: „Trotz widriger Rahmenbedingungen“. 2014 sei erneut ein Jahr gewesen, in dem die Grundfinanzierung der Universität Potsdam bei Weitem nicht an das herangereicht habe, was bundesweit üblich ist. Dennoch war es ein gutes Jahr, wie der Präsident von Brandenburgs größter Hochschule am Donnerstag im voll gefüllten großen Hörsaal am Campus Griebnitzsee in seiner Neujahrsansprache sagt. Er spricht von einer positiven Grundhaltung, die bei anhaltend schwieriger Haushaltslage ermöglicht habe, die Hochschule auf einem guten Weg zu halten. Die interne Forschungsförderung wurde neu geordnet, ein Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung gegründet und für befristete Arbeitsverträge Mindestlaufzeiten festgelegt – um der Bildung eines akademischen Prekariats entgegenzuwirken.

Doch Oliver Günther ist kein Mann für eindimensionale Jubelarien. Er legt trotz allen Optimismus, den er ausstrahlt, immer wieder auch den Finger direkt in die Wunde. Dass von den geplanten Steigerungen der Hochschulmittel des Landes im neuen Jahr am Ende fast gar nichts für die Uni übrig bleiben dürfte, erinnere ihn an das Märchen von Hans im Glück. Ein „kopfgroßer Klumpen Gold“ sei seine Forderung nach seinem Amtsantritt 2012 gewesen, für die brandenburgischen Hochschulen statt 250 Millionen Euro 350 Millionen Euro jährlich aufzubringen , um national konkurrenzfähig zu werden. Den Klumpen Gold sei er schnell los gewesen, im Tausch gegen ein Pferd, in diesem Fall 60 bis 70 Millionen Euro mehr pro Jahr, die der damalige Landesvater Platzeck in Aussicht gestellt habe. Daraus seien dann im Wahlprogramm der SPD 75 Millionen Euro geworden – aber nicht pro Jahr, sondern für die gesamte Legislaturperiode. „Da haben wir also gleich mal ein paar Tauschgeschäfte des guten Hans’ übersprungen“, sagt Günther vor rund 300 Zuhörern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft. Aus dem Pferd sei weder Kuh noch Schwein, sondern bestenfalls eine Gans geworden. Und da nun die Hochschulpaktmittel des Bundes wegen leicht sinkender Studierendenzahlen dürftiger ausfallen, drohe nun. aus der Gans gleich der „einfache Feldstein“ aus Grimms Märchen zu werden.

Uni hat einen Fünf-Jahresplan geschnürt

Womit Günther im Gegensatz zum glücklichen Hans alles andere als zufrieden ist. Während eine durchschnittliche deutsche Universität 6640 Euro pro Studierenden erhalte, müsse sich die Potsdamer Uni 2015 mit rund 5250 Euro pro Studienplatz begnügen. „Das sind 20 Prozent unter Bundesdurchschnitt“, rechnet der Wirtschaftsinformatiker vor. Hätte die Landesregierung auch nur die Hälfte der 37 Millionen Euro zusätzlicher Gelder aus den Bafög-Mitteln in die Hochschulen des Landes investiert, hätte man bundesweit aufschließen und zahlreiche längerfristige Beschäftigungsverhältnisse schaffen können. „Aber es hat nicht sollen sein“, so Günther. Staatssekretär Martin Gorholt (SPD) hatte zuvor mit Verweis auf steigende Hochschulmittel gesagt, dass die Bafög-Mittel für den gesamten Bildungsbereich – von der Kita bis zur Hochschule – genutzt werden sollen.

Den Kopf steckt der Potsdamer Uni-Chef trotz der viel zitierten „widrigen Umstände“ aber noch lange nicht in den Sand. Die Uni hat einen „Fünf-Jahresplan“ geschnürt mit dessen Hilfe man in Forschung und Lehre an der Spitze bleiben will. In diesem Hochschulentwicklungsplan bekennt man sich auch dazu, im „Dienst des Landes“ zu agieren. Gute junge Leute nach Brandenburg zu holen und hier zu halten sei das Ziel: „Versuchen wir, die Qualifiziertesten für unsere Studiengänge zu gewinnen und ihnen nach Studienabschluss dabei zu helfen, in Brandenburg beruflich tätig zu werden“, sagt Günther. Seine Gästen bat der umtriebige Uni-Chef schließlich nach außen zu tragen, dass Hochschulen keine unnötigen Ausgaben, sondern Investitionen in die Zukunft des Landes sind.

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