zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Hohenzollern wohl ohne Entschädigung

Gutachter stützen Brandenburgs Ablehnung

Stand:

Potsdam - Der Antrag der Hohenzollern auf eine Entschädigung des Bundes in Höhe von 1,2 Millionen für enteignete Schlösser, Villen und Ländereien in Potsdam und Brandenburg steht offenbar vor der Ablehnung. Wie das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ berichtet, dürften dafür zwei Gutachten in Auftrag von Brandenburgs Finanzminister Christian Görke (Linke) den Ausschlag geben. Die Gutachten kommen zu dem Schluss, dass der ursprüngliche Schloss-Besitzer Kronprinz Wilhelm von Preußen (1882-1951) Hitlers Machtübernahme „erheblich Vorschub“ geleistet hat. Nach geltendem Recht schließt ein solcher Befund eine Entschädigung aus. Eine Ministeriumssprecherin bestätigte den Bericht. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen, hieß es. Die Gutachten müssten jetzt bewertet werden.
Finanzminister Görke hatte zu Jahresbeginn die Entscheidung des Amts für offene Vermögensfragen des Landkreises Oder-Spree auf Eis gelegt, die dem Antrag stattgeben wollte. Das Entschädigungsverfahren wurde nach Görkes Veto gestoppt. Das Beeskower Amt hatte auf Grundlage eines Gutachtens des Historikers Christoph Clark, dass Nachfahre Georg Friedrich Prinz von Preußen in Auftrag gegeben hatte, einer Zahlung von mehr als 1,2 Millionen Euro zugestimmt und die Unterlagen dem Bundesamt übermittelt. Görke ließ die Papiere vom Landesamt für offene Vermögensfragen aus Berlin zurückholen und schickte andere renommierte Gutachter in die Spur: Den führenden deutschen Adelshistoriker Stephan Malinowski und den Historiker Peter Brandt, Sohn des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt. Kronprinz Wilhelm habe in „erheblichem Maß“ zum Aufstieg der Nazis beigetragen, stellten sie nun fest. Der Adlige half, „die Respektabilität zu erhöhen, Zweifel im Lager der Konservativen zu verringern und das Ansehen des NS-Regimes im Ausland zu verbessern“, stellte Malinowski fest. Hohenzollern-Historiker Christopher Clark war in seiner Expertise zum Schluss gekommen, dass der Kronprinz Wilhelm für die Errichtung der NS-Diktatur ohne Bedeutung gewesen sei. Im „Spiegel“ hat Clark sein Urteil jetzt relativiert. Er wolle seinen Befund „nicht als letztes Wort verstanden wissen“.
Bei den angemeldeten Ansprüchen der Hohenzollern geht es um einen Ausgleich für Liegenschaften wie in Potsdam das Krongut Bornstedt, Schloss Lindstedt, die Villa Ingenheim, die Villa Liegnitz am Schlosspark Sanssouci oder das Grundstück der früheren Matrosenstation Kongsnæs nahe der Glienicker Brücke und das Schloss Rheinsberg. Antragsteller ist Louis Ferdinand Prinz von Preußen (1907-1994). Der Enkel des letzten deutschen Kaisers hatte den Antrag bereits 1991 gestellt. Aktuelles Familienoberhaupt ist Georg Friedrich Prinz von Preußen. Alexander Fröhlich

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })