Von Henri Kramer: Hoher Krankenstand bei Potsdams Polizisten Brandenburgs Innenminister Rainer Speer (SPD) zu Arbeitsbesuch bei Potsdamer Polizei
Obwohl die Polizei in Potsdam stetig weniger Personal besitzt, fällt für die Polizisten immer mehr Arbeit an. Zugleich liegt der Krankenstand in den beiden Potsdamer Wachen Babelsberg und Mitte bei durchschnittlich rund 45 Fehltagen im Jahr – viermal mehr als die krankheitsbedingten Ausfallzeiten im Bundesschnitt.
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Obwohl die Polizei in Potsdam stetig weniger Personal besitzt, fällt für die Polizisten immer mehr Arbeit an. Zugleich liegt der Krankenstand in den beiden Potsdamer Wachen Babelsberg und Mitte bei durchschnittlich rund 45 Fehltagen im Jahr – viermal mehr als die krankheitsbedingten Ausfallzeiten im Bundesschnitt. Solche Themen und Zahlen dominierten gestern einen Arbeitsbesuch von Brandenburgs Innenminister Rainer Speer (SPD) bei der Potsdamer Polizei. Im Wachengebäude an der Henning-von- Tresckow-Straße ließ sich Speer die Lage in Potsdam aus Sicht der Polizei erklären – auch den hohen Krankenstand bei den Polizisten. „Neben den körperlichen Verschleißerscheinungen in diesem Beruf gibt es dabei einen gewissen Zusammenhang mit der Einsatzbelastung“, sagte Matthias Tänzer von der Führungsstelle der Potsdamer Polizei. Allerdings gäbe es gerade auch unter den älteren Kollegen viele Langzeiterkrankte, die den durchschnittlichen Krankenstand deutlich erhöhen würden, so Tänzer weiter. Auf die vielen Fehltage hatte erst jüngst eine Anfrage der CDU-Fraktion im Landtag aufmerksam gemacht.
Der Besuch von Speer bei Potsdams Polizeispitze war ein Gastspiel in unruhiger Zeit, Journalisten durften nur kurze Zeit zuhören – die anstehende Verschlankung der brandenburgischen Polizei sorgt auch bei den Polizisten der Landeshauptstadt für Ungewissheit, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Denn der Stress im Dienst steigt. Neben den alltäglichen Einsätzen, deren Zahl im Potsdamer Schutzbereich bei rund 28 500 pro Jahr stagniert, muss die Polizei immer häufiger mit Situationen fertig werden, die besonders viele Polizisten von Ermittlungen und anderen Tätigkeiten abhalten „Dazu zählen in der Landeshauptstadt insbesondere der Schutz von Demonstrationen, Politikerbesuche, Großveranstaltungen und neuerdings auch Einsätze im Rocker-Milieu“, sagte Tänzer. Die Zahl solcher besonderen Einsatzlagen erhöhte sich zwischen 2007 und 2009 von 264 auf 317 pro Jahr.
Auch weitere Zahlen wurden dem Minister vorgestellt, um die Relevanz der Polizei in Potsdam darzustellen. So die Kriminalitätsstatistik für den Potsdam umfassenden Schutzbereich, die für 2009 rund 20 300 Fälle ausweist – bei einer Aufklärungsquote von 50,3 Prozent. Ebenso verwies Tänzer auf die 7661 Unfälle im vergangenen Jahr: Sorge bereite vor allem die hohe Zahl verunglückter Radfahrer.
Ein weiteres Thema des Ministerbesuchs: Die Zukunft der Wache Babelsberg, bei der derzeit 72 Polizisten arbeiten. Ob sie die anstehende Strukturreform überlebt, gilt als unwahrscheinlich. Von den aktuell 50 Voll-Wachen im Land Brandenburg sollen nach aktuellen Plänen aus dem Speer-Ministerium im Jahr 2020 noch 16 übrig bleiben. Kaum jemand im Schutzbereich glaubt, dass in der Landeshauptstadt zwei nur wenige Kilometer voneinander entfernte Standorte unterhalten werden, während anderswo in der Mark die Wachendichte erheblich sinkt. Zudem ist die Wache in Babelsberg nur angemietet – für das Land ein weiterer Kostenfaktor. Speer wollte sich gestern zur Babelsberger Wache nicht festlegen: „Da müsste ich in die Zukunft schauen können.“ Fest stehe aber, so der Minister, dass die Zahl der Wachen sinken werde.
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