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JÜDISCHE FAKULTÄT: Homolka: Erfurt bleibt vorne
Abraham-Geiger-Kolleg bemängelt fehlende Entscheidung Brandenburgs zur jüdisch-theologischen Fakultät
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Das Abraham-Geiger-Kolleg zur akademischen Ausbildung liberaler Rabbiner droht weiterhin mit einem Weggang von der Universität Potsdam nach Thüringen. Von der brandenburgischen Landesregierung liege nach wie vor kein konkretes Angebot zur Einrichtung einer jüdisch-theologischen Fakultät vor, schreibt der Rektor des 1999 gegründeten Abraham-Geiger-Kollegs, Rabbiner Walter Homolka, in der Berliner Wochenzeitung „Die Kirche“ (Ausgabe vom 29. Januar). „Deswegen liegt Thüringen für uns aktuell vorn.“ Während die evangelische Kirche die „längst fällige Gleichstellung der jüdischen mit der christlichen Theologie und den islamischen Zentren an den Hochschulen“ befürworte, habe sich das Brandenburger Kabinett bisher zu keiner Grundsatzentscheidung durchringen könne, schreibt Homolka.
„Zwölf Jahre Erfolgskurs und internationale Anerkennung haben keine Liebe wachsen lassen für das Abraham-Geiger-Kolleg.“ Der Wissenschaftsrat hatte sich Anfang 2010 für die Gleichstellung der Theologien an den Universitäten ausgesprochen.
Brandenburg strebt nach Aussage von Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos) die Gründung einer jüdisch-theologischen Fakultät an. Die dafür notwendigen Änderungen im märkischen Hochschulrecht würden bereits vorbereitet. Eine endgültige Entscheidung über die Fakultätsgründung wird im Lauf des Jahres erwartet. Zuvor soll eine Bewertung durch die Hochschulstrukturkommission abgewartet werden.
Die Universität Potsdam hatte Anfang Januar angekündigt, die jüdische Theologie ausbauen und einen Master-Studiengang „Rabbinic Studies“ zur Ausbildung von Rabbinern einrichten zu wollen. Die ersten Studierenden sollen zum Sommersemester 2013 immatrikuliert werden. „Anknüpfend an die mehr als zehnjährige erfolgreiche Zusammenarbeit in der Forschung und bei der akademischen Ausbildung der Rabbiner und Kantoren soll nun die Kooperation der beiden Einrichtungen auf eine neue strukturelle Grundlage gestellt werden“, erklärte die Universität.
Zu diesem Zweck seien zwischen der Universität Potsdam und dem Abraham-Geiger-Kolleg, das als sogenanntes An-Institut mit der Universität zusammenarbeitet, erstmals gemeinsam zu berufende, konfessionell gebundene Professuren vereinbart worden. Die gemeinsamen Berufungen würden nach Inkrafttreten des entsprechend novellierten Hochschulgesetzes vorgenommen. Der Präsident der Universität Potsdam Oliver Günther und Ministerin Kunst hatte sich zum Neujahrsempfang der Universität vergangene Woche noch zuversichtlich gezeigt, dass die geplante Fakultät für Jüdische Theologie an der Uni Potsdam realisiert wird. „In engem Schulterschluss mit dem Abraham Geiger Kolleg“, sagte Günther. Ministerin Kunst ahtte allerdings zuvor auch durchblicken lassen, dass man die Fakultät auch ohne das Abraham Geige Kolleg errichten könne.
Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) hatte im Dezember die Gründung einer jüdisch-theologischen Fakultät an der Universität Erfurt vorgeschlagen. (mit kix)
Yvonne Jennerjahn
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