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Wartet nicht, bis andere Ideen haben. Friedhelm Schatz, Geschäftsführer im Filmpark Babelsberg.

©  Manfred Thomas

Landeshauptstadt: „Ich bin mit der Größe des Filmparks zufrieden“

Filmparkchef Friedhelm Schatz über die Zukunft der Medienstadt, seine Hotelpläne, eine neue Horrorausstellung und das Extavium

Stand:

Herr Schatz, der Filmstadt-Campus an der Stahnsdorfer Straße ist auf dem Weg, der Filmpark hat in der Medienstadt immer noch 60 000 Quadratmeter freie Gewerbeflächen. Was soll damit passieren?

Dazu muss ich ein Stück weit zurückblicken. Diesen legendären Standort gibt es seit über 100 Jahren. 80 Jahre wurde hier Film gemacht, in den letzten 20 Jahren gab es eine dramatische Wandelung in einen Film- und Medienstandort – wie ich meine: mit großem Erfolg. Dadurch haben sich aber auch Dinge geändert.

Was meinen Sie damit?

Ich gehe für die Zukunft davon aus, dass aus dem Standort selber heraus, was Bauvorhaben angeht, keine großen Dinge zu erwarten sind. Vor diesem Hintergrund ist auch das Projekt Campus entstanden, das wir jetzt vorgestellt haben. Die Filmuniversität ist durch, Baubeginn für den lange geplanten Anbau soll endlich im nächsten Jahr sein. Der RBB hat das Radio gebaut, Studio Babelsberg ist auf die andere Straßenseite, in die Medienstadt 2, gewechselt, um dort den Anforderungen insbesondere der amerikanischen Produktionen gerecht zu werden. Die Ufa-Gruppe hat sich hier angesiedelt, viele andere Firmen haben auf dem Gelände ihr Zuhause gefunden. In den letzten zehn Jahren hat letztendlich nur der Filmpark gebaut – die Metropolishalle, den Kindergarten, die Blaue Kugel.

Sie wollen nicht weiter wachsen?

Ich bin mit der Größe des Filmparks zufrieden. Er muss nicht größer werden. Wir haben programmlich so viel Modifikationspotenzial, dass wir auf dem bestehenden Gelände spielen können. Die Philosophie ist: klein und fein. Wo es großes Potenzial gibt, ist die Stärkung der Metropolishalle. Natürlich spielt da das Konzept Filmhotel mit meiner oft zitierten Miss-Piggy-Suite und Nosferatu-Zimmer eine große Rolle.

Die Idee dafür haben Sie im Sommer 2013 vorgestellt. Wie weit sind die Planungen?

Das ist jetzt nach dem Campus das nächste Projekt. Da werde ich genauso intensiv rangehen, um einfach Planreife herzustellen. Wir haben einen Bebauungsplan. Wir arbeiten jetzt an Konzepten und Entwürfen. Dass wir das am Ende – wie beim Campus – auch an einen Investor abgeben, sehe ich eher nicht. Dazu wäre ein Hotel zu eng verbunden mit dem Filmpark. Die Entwicklung dieses Bereiches Film-, Konferenz- und Tagungszentrum und Hotellerie ist der nächste Schritt.

Dabei geht es um die Flächen direkt neben der Halle?

Das wäre neben der Metropolishalle, direkt rüber in der Überbauung zum Zugang zum Filmpark. Daneben würden wir dann noch ein Parkhaus bauen.

Wieso ist ein Hotel so wichtig?

Auch da hat sich die Branche gewandelt. Wir verlieren viele Veranstaltungen, weil die Leute nicht bei uns übernachten können. Die Leute wollen bei Galas und sonstigen Festivitäten übernachten. Diese Lücke wollen wir schließen. Wie groß das dann werden wird, weiß ich noch nicht. Ich habe jetzt eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Die werde ich in aller Ruhe auswerten.

Was passiert mit dem übrigen Gelände?

Wir werden sehen, was uns dazu einfällt. Die Haupterkenntnis für mich ist die, dass der Standort sich gefunden hat, was den Flächenbedarf angeht. Das hat sich zurechtgerückt. Der Geländebedarf beim Film hat sich deutlich geändert. Man würde ja heute – das bestätigen die Kollegen von Studio Babelsberg – eine Berliner Straße nicht mehr so bauen wie vor 15 Jahren. Was früher Guido Seeber gemacht hat, dazu brauchte er viel Gelände, auch zu Defa-Zeiten war noch viel Platz notwendig. Das ist aber nicht mehr so, weil sich die Technik weiterentwickelt hat.

Sie meinen, der eigentliche Filmteil könnte in Zukunft kleiner werden?

Der ist kleiner geworden. Er findet entweder in den Hallen statt, die hat Studio Babelsberg hier sogar in großer Stückzahl. Es findet mehr innen statt. Eine Außendeko spielt heute nur noch bei „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ eine Rolle. Das ist alles überschaubar. Das hat sich geändert.

Sie müssen sich also in anderen Branchen auf die Suche nach Interessenten machen?

Man muss neue Leute finden. Wir bleiben auf alle Fälle im Medienbereich, werden das nicht ausweiten, dass hier ein Fabrikationsbetrieb entsteht, der gar nichts mit uns zu tun hat. Eine Autoreparaturwerkstatt wird es hier nicht geben. Aber wenn wir über Medienunternehmen sprechen, dann reden wir über die IT-Branche, dann reden wir natürlich vom Bereich Audio-Video-Technik im weitesten Sinne, das kann auch ein Verlagshaus sein. Ich habe in den letzten zwei Jahren bei meinen Ausflügen in die Immobilienbranche eine Menge gelernt. Das Wichtige ist: Wenn wir nicht selbst mit Visionen kommen, dann tun sich die Leute schwer. Man muss das Drehbuch vorgeben, dann sind die Leute bereit, den Film zu produzieren.

Haben Sie schon konkrete Gespräche mit Unternehmen geführt?

Ich habe die Finger ausgestreckt und im IT-Bereich mit dem einen oder anderen gesprochen. Ich wollte mit dieser Botschaft nur sagen, dass wir im Medienbereich bleiben. Dass man sich keine Sorgen machen muss, dass hier auf dem Gelände mit einem Mal eine Öffnung stattfindet mit Industrien, die mit uns nichts zu tun haben.

Zurück zum Filmpark: Was passiert mit der Caligari-Halle nach dem Auszug des Extaviums?

Das wird ein Programmpunkt für den Filmpark 2015. In die Halle kommt eine Ausstellung zum Thema Horror, der Arbeitstitel ist „Art of Fear“.

Eine Anknüpfung an die Horrornächte, die dieses Jahr ein Publikumserfolg waren?

Nicht unbedingt. Allein der Name der Caligari-Halle steht für Horrorfilm – wie dieser Standort überhaupt, mit Filmproduktionen von „Totentanz“ über „Nosferatu“ bis zum „Kalten Herz“. Die Caligari-Halle soll ab 2015 als fester Bestandteil des Parks Wechselausstellungen bieten.

Steht die erste Ausstellung schon fest?

Wir haben kürzlich zusammengesessen und die Gedanken fliegen lassen. Vor Weihnachten werden wir uns noch entscheiden.

Es wird eine filmbezogene Ausstellung?

Wir müssen gucken, was am Markt unterwegs ist. Vielleicht machen wir auch eine grandiose Kostümausstellung mit Masken und Perücken aus dem Fundus, der ja jetzt zu uns gehört.

Was gibt es im Filmpark sonst Neues im nächsten Jahr?

Da sind wir gerade in der Planung. Bis Weihnachten wollen wir durch sein.

Ihre Filmpark-Bilanz von diesem Jahr?

Es war das beste Jahr seit zehn Jahren. Wir hatten 31 5000 Besucher – ein Superjahr.

Woran lag das?

Am Marketing.

Was haben Sie denn anders gemacht?

Wir haben die Leute direkter angesprochen, das Ganze nicht so intellektuell verkauft. Wir haben – beschämenderweise erst in diesem Jahr – einen Riesenfortschritt gemacht bei Social Media, haben jetzt fast 22 000 Anhänger bei Facebook. Für touristische Unternehmen ist das wichtig geworden. Wir haben den Internetauftritt überarbeitet. Und natürlich haben auch die 28 000 Leute in den fünf Horrornächten dazu beigetragen. Das war das erste Mal in 20 Jahren, dass ich vorne an der Kasse stand und 200 Leute per Megafondurchsage wegschicken musste. Auch das Wetter spielt eine Rolle. Das Jahr war von der Grundstimmung her sehr gut.

Aber das Wissenschaftsmuseum Extavium muss gehen.

Ich habe in den letzten sechs Jahren, seit ich da Hauptgesellschafter bin, eine dreiviertel Million Euro reingesteckt und keine Miete verlangt. Ich halte das nach wie vor für ein tolles Konzept. Aber das Extavium ist eines von den Bausteinen, die ich anschiebe und dann wieder loslasse. Ich habe mit Axel Werner

dem Gründer des Extaviums

intensiv darüber diskutiert, ob er selbst die Verantwortung übernehmen würde, was ich immer begrüße. Er ist der Mentor dort, der Oberhäuptling, dann muss er auch die wirtschaftliche Verantwortung übernehmen können. Denn keiner kann es besser als er. Das bereiten wir jetzt vor. Es ist eben das Problem, einen Raum zu finden in Potsdam. Ich hätte in der Wissenschaftsetage im Bildungsforum, die für teuer Geld gebaut worden ist und die ich für sehr dröge halte, das Extavium gesehen. Das Extavium läuft stabil, verdient nur nicht die üblichen Raummieten. Axel Werner bekommt von mir alles für den symbolischen einen Euro. Ich hoffe, das Extavium ist auf gutem Kurs.

Das Gespräch führte Jana Haase.

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