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Potsdamerin will erste deutsche Astronautin werden: „Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen“
Die Potsdamerin Susanne Peters ist Raumfahrtexpertin und möchte Deutschlands erste Astronautin werden. Über ein Crowdfundingprojekt könnte das sogar klappen.
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Potsdam - Das Weltall, sagt Susanne Peters, fand sie schon als Kind spannend. Aber erst, als sie bei Fem-Tec mitgemacht hatte, einem Schnupperwochenende an Berliner Universitäten, bei dem Frauen technische Studiengänge kennenlernen konnten, da wusste sie: Sie würde Luft- und Raumfahrttechnik studieren. Das war damals nur in Stuttgart möglich, Peters lernte dort alles über Flugzeuge und Satelliten, Statik und Flugeigenschaften – Maschinenbau fürs All. Jetzt forscht sie an der Universität der Bundeswehr in München zum Thema Weltraummüll. Und will nun endlich ganz nach oben und selbst ins All fliegen: Die Potsdamerin Susanne Peters möchte Deutschlands erste Astronautin werden.
Genau genommen wäre sie, wenn alles klappt, eine Teilzeitastronautin, ausgebildet für einen einzigen zehntägigen Aufenthalt auf der ISS, der Internationalen Raumstation. Wenn alles klappt. Die 31-jährige Potsdamerin war eine von 490 Bewerberinnen für dieses Projekt. „Alles tolle Frauen“, sagt Peters. Für sie selbst sieht es gut aus: In einem anstrengenden und vor allem sehr spannenden Testverfahren hat sie es unter die sechs Finalistinnen geschafft.
Weitere Tests und Gespräche - am 19. April stehen beide Aspirantinnen fest
Initiatorin des ungewöhnlichen Projekts ist Claudia Kessler, Präsidiumsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt und Chefin eines Personaldienstleiters für Fachkräfte in der Weltall-Branche. Sie startete das Crowdfundingprojekt „Die Astronautin“. Bis 2020 sollen zwei Frauen für einen Flug zur ISS fit gemacht werden. Fliegen darf allerdings nur eine, bis zuletzt bleibt offen, wer das sein wird. Jetzt finden zunächst weitere Tests und Gespräche mit den Bewerberinnen statt, am 19. April stehen beide Aspirantinnen fest.
Geschätzt 50 Millionen Euro werden Flug und Ausbildung kosten, erst ein Bruchteil ist an Spenden eingegangen. Peters hofft, dass sich noch ein paar Großspender mit Interesse an Raumfahrt und Forschung finden lassen. „Es ist doch ernüchternd, dass es bisher noch keine Frau aus Deutschland ins Weltall geschafft hat“, sagt sie. Auch die internationale Frauenquote sei eher miserabel: Nach Angaben der NASA waren von rund 550 Astronauten weltweit nur 60 weiblich. „Wo steht denn, dass die Männer die besseren Astronauten sind?“
„Wir sind da oben alle Versuchskaninchen"
Die zweijährige Ausbildung umfasst technische Dinge, jeder muss sich, auch unter Stress und Zeitdruck, auf der ISS blind auskennen und notfalls Dinge selber reparieren können. „Ich muss aber auch Wissenschaftler und Arzt sein“, sagt Peters. Auf der Station würde sie an Experimenten zu Materialforschung und Pflanzenwachstum arbeiten und auch selbst Teil eines großen Experiments sein. In Zusammenarbeit mit der Charité wird untersucht, wie der weibliche Körper auf Schwerelosigkeit reagiert. Nichts Ungewöhnliches, findet sie, Astronauten hätten immer irgendwelche Schläuche und Kabel für Messungen aus den Anzügen hängen. „Wir sind da oben alle Versuchskaninchen.“
Bisher hat sie selbst noch keine Schwerelosigkeit erlebt. „Ich bin gespannt auf meinen ersten Parabelflug.“ Bei solchen Flugmanövern wird für gut 20 Sekunden Schwerelosigkeit erreicht – Training auch für angehende Weltraumflieger. 70 Prozent aller Astronauten bekommen im All allerdings die Weltraumkrankheit, sagt sie: Drei Tage Kopfschmerzen und Übelkeit, aber das schreckt sie nicht ab. „Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als mir das mal alles selber anzuschauen. Zu spüren, wie sich mein Körper da verhält.“ Dass man in der Schwerelosigkeit schneller altert, weil Knochen und Muskeln abgebaut werden, findet sie nicht schlimm. Sie hält sich mit Laufen fit und hat ihren Tauchschein gemacht – das Gefühl im Wasser komme der Schwerelosigkeit recht nah.
Die Menschheit drängt es ins All
Warum aber muss man überhaupt ins All? Ganz einfach, sagt sie, die Menschen streben einfach immer weiter weg, erst haben sie Europa verlassen und Amerika erkundet, jetzt ist die ganze Welt erforscht und es drängt die Menschheit ins All. „Ich hoffe nicht, dass es eines Tages dazu kommt, dass wir einen Außenposten brauchen“, sagt sie. Aber das Wissen zu erlangen, wie man so eine Basis aufbaut, sei doch nicht verkehrt. Von all den Science-Fiction-Serien habe sie „Stargate“ früher ganz gern gesehen. „Die wollten Entwicklungen finden, die den Menschen voraus sind, Kooperationspartner, die sie in ihrem Kampf gegen Parasiten unterstützen. Die Frau war bei ,Stargate’ stets allwissend, wenn es um technische und wissenschaftliche Fragen ging.“ Das findet sie natürlich gut.
Zurzeit forscht Peters an Entsorgungskonzepten für den ganzen Müll, der sich im All angesammelt hat, hauptsächlich kaputte Satelliten, kleinste Krümel, Kleinteile so groß wie eine Orange oder Schrottstücke so groß wie Autos. Alles hochgefährlich, auch für so eine Raumstation. Wenn ein noch so winziges Teilchen mit 14 Kilometern pro Sekunde dort gegen eine Scheibe knallt, ist das nicht schön, sagt sie.
Wenn es dann soweit ist, wird sie in 400 Kilometern Abstand zur Erde alle 90 Minuten über ihre Heimat fliegen. Wird ihr Mann sie sehr vermissen? „Er kann mir winken oder mit einer App Kontakt halten“, sagt sie und lacht. „Ich war schon länger weg.“
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