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Der Lustgarten ist eine Betonwüste.

© Andreas Klaer

Ideen für den Lustgarten: Vorschlag für eine neue Havelquerung nicht zu früh verwerfen

Potsdam sollte nicht wieder versuchen, die Stadt den Bedürfnissen des Autoverkehrs anzupassen – sondern so viele Fahrten wie möglich überflüssig zu machen.

Marco Zschieck
Ein Kommentar von Marco Zschieck

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Das Problem ist bekannt: Potsdams Lustgarten macht meistens nicht besonders viel Lust darauf, sich dort auch tatsächlich aufzuhalten. Im Sommer heizt sich das großflächig versiegelte Areal stark auf. Es gibt kaum schattenspendende Bäume. Im Winter ist es nicht viel mehr als eine zugige, betonierte, innerstädtische Brache. Schon 2019 gab es Vorstöße, das Gelände grüner zu machen. Damals galt das als schwierig, weil in dem Areal viele Leitungen unterirdisch verlaufen und die Gestaltung des Lustgartens Resultat eines Wettbewerbs zur Bundesgartenschau 2001 war.

Drumherum mittendurch

Nun gibt es eine erneute Initiative vom Stadtschlossverein. Der will die Bundesstraße 1 sozusagen um den Lustgarten drumherum führen statt mittendurch. Statt der Langen Brücke soll eine Brücke parallel zur Bahnlinie die Havel überspannen. Wenig überraschend gibt es Skepsis gegenüber dem Vorschlag. Die einen zweifeln an der Kapazität, die anderen befürchten einen zu großen Flächenverbrauch, wenn sich die vierspurige Straße in zwei 90-Grad-Kurven durch den Lustgarten schlängelt.

Allerdings sollte man den Ansatz nicht zu früh verwerfen. Der Stadtschlossverein fordert sozusagen den autofreien Lustgarten. Möglicherweise ist er da einer Sache auf der Spur, die noch größer werden könnte: Autos stören in der Innenstadt. Warum man Millionen ausgeben sollte, um sie aus dem Lustgarten zu verbannen, es aber okay ist, wenn weiter rund 50.000 Stück täglich vor den Wohnhäusern in der Breiten Straße vorbeibrausen, müsste vielleicht noch erklärt werden. Aber der gute Wille zählt.

Potsdam sollte nicht wieder versuchen, die Stadt den Bedürfnissen des Autoverkehrs anzupassen. Das führt nur zu mehr Autoverkehr. Ziel muss es sein, die knappen Ressourcen dafür zu verwenden, so viele Autofahrten wie möglich in der Stadt überflüssig zu machen. Dazu wird eine bessere Infrastruktur für Radwege und den öffentlichen Nahverkehr benötigt. Wenn dann insgesamt weniger Fahrzeuge unterwegs sind, ist es auch nicht so entscheidend, wo genau die Straße verläuft.

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