zum Hauptinhalt

Kommentar über die Darstellung der Potsdamer NS-Zeit in Museen: Im Brennglas

Als vergangenes Jahr Wissenschaftler eine dauerhafte Sonderausstellung zur Zeit des Nationalsozialismus in der Stadt gefordert hatten, war die Resonanz überwiegen positiv. Ja, diese so dunkle wie auch wichtige Zeit müsse in einer Stadt wie Potsdam hinreichend ausformuliert werden.

Stand:

Als vergangenes Jahr Wissenschaftler eine dauerhafte Sonderausstellung zur Zeit des Nationalsozialismus in der Stadt gefordert hatten, war die Resonanz überwiegen positiv. Ja, diese so dunkle wie auch wichtige Zeit müsse in einer Stadt wie Potsdam hinreichend ausformuliert werden. Denn die Marksteine der Potsdamer NS-Zeit – etwa der Tag von Potsdam oder auch der Widerstand des 20. Juli 1944 – sind weitgehend bekannt. Doch was sich im Detail in dieser Stadt damals abgespielt hat, davon ist wenig bekannt. Wie auch von den Potsdamer Juden, die zum Großteil deportiert und ermordet wurden. Es geht nicht unbedingt um Vollständigkeit, sondern um eine Darstellung, die einen Zugang zu den Menschen findet, um Lebenslinien und Biografisches, um Stadtgeschichte im Brennglas, anhand der sich die Geschehnisse auch einer Jugend näherbringen lässt, die einem erstarkenden Rechtsextremismus gegenübersteht. Dass ein solches Vorhaben nicht unbedingt eine eigenständige Sache sein muss, ist nun von der Forschung zu hören. Besser als ein alleinstehendes NS-Gruselkabinett wäre es, die Geschichten der NS-Zeit in der bestehenden Dauerausstellung zur Potsdamer Geschichte zu erzählen. Schließlich hat alles parallel stattgefunden, während die einen an einem schönen Sommertag auf dem Rummel gingen, wurden die anderen in die Todesfabriken verschleppt. Es geht darum, diese Alltäglichkeit des Grauens zu zeigen, wie das Gift des Totalitarismus und der völkische Rassenwahn langsam in eine Stadtgesellschaft einsickerten. Um den nachwachsenden Generationen nahezubringen, wie schnell so etwas gehen kann. Gerade heute wieder.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })