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Landeshauptstadt: Im Doppelpack
Die Berliner Andreas und Christian Bergel organisieren ein großes Zwillingstreffen in Potsdam
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Bornstedt - Wer am Samstag den Volkspark Potsdam besucht, braucht sich nicht zu wundern, wenn er plötzlich doppelt sieht: Mehr als 80 Zwillinge werden an diesem Tag die Biosphäre besuchen, ein Geocaching im Volkspark durchführen, Zwillingsfußball spielen und das Belvedere auf dem Pfingstberg besichtigen. Grund ist das große jährliche Zwillingstreffen, das die Zwillingsbrüder Andreas und Christian Bergel seit zwölf Jahren in Berlin organisieren. Diesmal haben sie es ausnahmsweise nach Potsdam verlegt. „Wir wollten auch mal die Zwillinge aus Brandenburg erreichen“, sagt Christian Bergel.
Doch warum kommen Zwillinge zu so einem Treffen, obwohl sie doch nur der Umstand verbindet, dass ihr Bruder oder ihre Schwester genauso aussieht, wie sie? „Im Verhältnis Zwilling zu Zwilling ist einfach alles locker“, sagt Andreas Bergel. „Es ist wie in einem Verein, wo man sich halt kennt.“ Beim Treffen gehe es darum, Kontakte zu knüpfen, Freunde oder vielleicht sogar einen Partner zu finden, sagt sein Bruder.
Viele wollen sich auch einfach über ihre Lebenssituation austauschen: Wie ist das so, wenn man zusammen lebt oder den gleichen Beruf ausübt? Die Bergels können davon ein Lied singen, denn sie wohnen nicht nur zusammen, sondern arbeiten auch in derselben Firma, was aber zufällig so gekommen sei: „Manche wundern sich dann: Wie kann der denn so schnell an zwei Stellen arbeiten?“, erzählt Andreas Bergel, der wie sein Bruder Telekommunikationselektroniker ist.
Solche Dinge ergäben sich einfach, sagt der 38-jährige Spandauer. Aber Streiche würden sie in ihrem Umfeld deshalb nicht spielen. Manchmal ist es eher umgekehrt: Verwirrung herrschte gelegentlich auf der Berufsschule, wo beide in verschiedenen Klassen saßen. „Wenn der eine früher Schluss hatte und gehen wollte, wurde er manchmal vom Lehrer des anderen aufgehalten“, erinnert sich Andreas Bergel.
Die beiden kleiden sich im Alltag zwar ähnlich, aber nicht komplett gleich, betont sein Bruder: „Wenn man genau das Gleiche anhat und nebeneinander läuft, dann schauen schon öfters Leute und kichern. Das ist dann eher lästig.“
Auseinanderhalten könne man sie, wenn man sie etwas länger kenne, meint Christian Bergel: „Unsere Mimik, Gestik und unsere Reaktionen sind schon unterschiedlich. Solche Kleinigkeiten finden die Kollegen und Freunde dann nach und nach heraus.“
Durch die Besuche früherer Zwillingstreffen und die Freundschaft zu einem anderen Zwillingspaar hatten die Bergels vor über zehn Jahren die Idee, selbst ein Zwillingstreffen auf die Beine zu stellen. 42 Paare haben sich dieses Jahr angemeldet, viele davon kommen schon seit Jahren und kennen sich gut. Es geht sehr familiär zu, doch auch Neulinge werden herzlich aufgenommen. Die Teilnehmer kommen aus dem ganzen Bundesgebiet, sogar ein Paar vom Bodensee. Im Durchschnitt sind die Teilnehmer zwischen 20 und 40 Jahren alt, hin und wieder kommen auch Eltern mit ihren Zwillingskindern vorbei.
Die ganze Veranstaltung lassen die Brüder unter dem Namen „CAtwins“ laufen – das C und das A stehen für die Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen. Als wäre alles nicht schon verwirrend genug, gibt es auch um diesen Namen Missverständnisse: „Da wir auch eine Katze im Logo haben, haben uns schon mal Katzenvereine angeschrieben“, sagt Christian Bergel. Pro Jahr würden sie etwa drei verschiedene Zwillingstreffen besuchen, sagt sein Bruder. Eines davon wird von dem seit 1985 existierenden Zwillingsverein aus Werder organisiert.
Beim Treffen am Samstag wird auch ein Fotograf vor Ort sein – nicht nur, um schöne Erinnerungsfotos zu schießen, sondern um Interessierte für die Agentur „Erbseundwurzel“ in die Kartei aufzunehmen. Das Hamburger Unternehmen castet und vermittelt Zwillinge und Mehrlinge für Film- und Fernsehproduktionen oder für die Werbung.
Auch die Bergels haben schon einige Doppel-Einsätze vor der Kamera hinter sich, zum Beispiel in der Telenovela „Verliebt in Berlin“ oder in Spiel-Shows: „Bei dem ZDF-Quiz ‚Deutschlands Superhirn’ haben wir zusammen mit 62 anderen Zwillingen ein menschliches Memory-Spiel gebildet, bei dem sich die Kandidatin unsere Gesichter merken musste“, sagt Andreas Bergel. Als Zwilling braucht man sich also um Einsamkeit genauso wenig Sorgen zu machen wie um Langeweile.
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