Landeshauptstadt: Im Zweifelsfall 112
St. Josefs-Krankenhaus erhielt zum zweiten Mal das Gütesiegel „Chest Pain Unit“
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Heftige Schmerzen in der Brust, Atemnot, kalter Schweiß – bei Symptomen, die auf einen akuten Herzinfarkt hindeuten, ist Eile geboten. Denn je länger die Durchblutung des Herzmuskels gestört ist, desto mehr Gewebe stirbt ab. „Innerhalb der ersten Stunde haben wir eine gute Chance, Herzmuskelgewebe zu retten“, weiß Professor Eckart Frantz, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Potsdamer St. Josefs-Krankenhaus.
Hier werden jährlich etwa 300 Herzinfarktpatienten behandelt. Seit dem Jahr 2009 ist die Klinik zusammen mit der Kardiologischen Gemeinschaftspraxis als Brustschmerzzentrum – oder Chest Pain Unit (CPU) – zertifiziert. Am gestrigen Freitag erhielten Krankenhaus und Gemeinschaftspraxis erneut das Gütesiegel, das von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) vergeben wird und jeweils drei Jahre gültig ist. Im interdisziplinären CPU-Team arbeiten 16 Fachärzte. Derzeit gibt es deutschlandweit 151 zertifizierte Zentren. Im Land Brandenburg sind es vier. In Potsdam ist das St. Josefs-Krankenhaus die einzige Einrichtung mit CPU-Siegel.
Für die Zertifizierung als CPU müssen bestimmte personelle und medizinische Kriterien erfüllt sein. Neben diagnostischen Methoden wie Echokardiografie, Computer- und Magnetresonanztomographie muss ein CPU über ein Herzkatheterlabor verfügen, das rund um die Verfügbar ist. Pflegepersonal und Ärzte müssen spezielle Schulungen absolviert haben. Auch die Zeit, die benötigt wird, um einen Herzinfarktpatienten zu behandeln, ist entscheidend. „Ein gutes Krankenhaus schafft es innerhalb von zehn Minuten nach der Einlieferung, die Nadel dort zu haben, wo das Gefäß verschlossen ist“, beschreibt Frantz. „Wir schaffen es in unter zehn Minuten“, ergänzt er. „Wir sind ein recht kleines Haus – die Wege sind entsprechend kurz.“ Bevor der Patient ins Krankenhaus gelangt, informiert der Notarzt bereits telefonisch das Herzkatheterlabor, das für die Behandlung vorbereitet wird. Im Krankenwagen wird ein erstes EKG aufgezeichnet. Für Patienten mit Herzinfarktverdacht entfallen Voruntersuchungen in der Rettungsstelle, die den Weg ins Katheterlabor verlängern würden. Alle Abläufe sind darauf ausgerichtet, ein verschlossenes Koronargefäß so schnell wie möglich wieder zu öffnen.
Nach Angaben der DGK belegen Daten aus den USA, England und Deutschland, dass die CPU-Standards dazu führen, dass weniger Patienten mit akutem Herzinfarkt sterben. Zudem verkürzt sich durch die effiziente Diagnostik und Therapie die Liegedauer.
Etwa ein Drittel aller Patienten, die sich mit unklaren Brustschmerzen beim Notarzt melden, haben tatsächlich Durchblutungsstörungen am Herzmuskel. Oft rufen Krankheiten des Verdauungsapparats, aber auch Schäden an der Wirbelsäule ähnliche Symptome hervor. Dennoch sollte niemand Scheu haben, im Zweifelsfall zum Telefonhörer zu greifen: „Leider geht immer noch viel Zeit zwischen dem Auftreten der Beschwerden und der ärztlichen Behandlung verloren“, bedauert Frantz. „Es ist wichtig, bei unklaren Brustschmerzen die Notrufnummer 112 zu wählen“, betont er.H. Kampe
H. Kampe
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