
© M. Thomas
Landeshauptstadt: Immer dranbleiben
Im Frauenzentrum wurde am Freitag diskutiert: Mit oder ohne Quote – einig waren sich die Teilnehmerinnen darin, dass sie sich mehr einmischen müssen
Stand:
Potsdam ist eine familienfreundliche Stadt – ist sie auch frauenfreundlich? Und was wollen wir in Potsdam ändern? Diese Fragen stellten sich die Teilnehmerinnen des Polit-Talks am gestrigen Freitag im Frauenkulturzentrum Primadonna. Anlass war der Internationale Frauentag. Jedes Jahr wird in das Frauenzentrum zum Brunch eingeladen, zum 3. Mal in Folge zur politischen Diskussion. Die Veranstaltung war mit über 50 Gästen, darunter auch ein Mann, gut besucht.
Ulrike Häfner, Sprecherin des Frauenpolitischen Rats Brandenburg, moderierte das Gespräch unter anderem über Chancengleichheit von Jungs und Mädchen, gleichen Löhnen für Männer und Frauen. Karin Schröter von der Linken erinnerte sich, dass es auch in Brandenburg einmal kostenlose Kitaplätze gab – vor 20 Jahren. Und die SPD-Landtagsabgeordnete Klara Geywitz, Mutter von drei Kindern, klagte, dass derzeit entweder ihre Kinder oder die Sitzungen zu kurz kämen.
Auch die umstrittene Frauenquote wurde diskutiert. Klara Geywitz verteidigte diese als Chance für Frauen, FDP- Bundestagskandidatin Jacqueline Krüger befürchtete, das es gar nicht so viele Frauen gibt, um die Quote auszufüllen – und wurde ausgebuht. Karin Schröter und CDU-Politikerin Maria von Pawelsz-Wolf wünschten sich mehr ideelle und vor allem finanzielle Anerkennung der Frauenberufe und der „Bauch-Erfahrung“, wie es Maria Pawelsz-Wolf nannte, die Frauen oft in ihr Berufsleben mitbrächten.
Ob eine Frau erfolgreich sein und von ihrer Arbeit leben kann, hänge aber auch von der Mietsituation in Potsdam ab, signalisierte das Publikum. Die Stadt Potsdam müsse da noch mehr unternehmen, beispielsweise die Mieten deckeln. Jacqueline Krüger warnte, dass eine Miet-Deckelung die Investoren abschreckt. „Dann bauen die nämlich in München.“ Als daraufhin eine ältere Frau erzählte, wie sie trotz Mietzahlung ihre Wohnung verlor, riet Potsdams Gleichstellungsbeauftrage Martina Trauth-Koschnick, in solchen Fällen rechtzeitig Rat und Hilfe zu suchen. Das war auch der Tipp von Klara Geywitz: Netzwerke nutzen, sich von erfolgreichen Frauen zeigen lassen, wie es geht.
Strukturen gibt es dafür in Potsdam. Vor zwei Jahren zog das Autonome Frauenzentrum in die Schiffbauergasse; die damals vorgenommene räumliche Trennung zwischen Notfallunterkünften, Mädchentreff Zimtzicken, der Beratungsstelle und dem Kulturzentrum Primadonna habe sich als richtig erwiesen, sagt Mitarbeiterin Sandra Kitzrow. Vermehrt kommen seitdem auch junge Frauen zu den Veranstaltungen. Dass Frauenpolitik auch für die jüngere Generation aktuell ist, spiegelte sich auch in der am gestrigen Freitag eröffneten Ausstellung der Potsdamerin Linda Blüml wieder: Sie sammelte 112 Bilder von Frauen aller Altersgruppen zu deren heutigem Frauenbild.
Das Nachdenken darüber bleibe wichtig, sagte die Grüne Hala Kindelberger, Vorsitzende des Migrantenbeirats, am Rande der Talkrunde. In ihrer Heimat Ägypten demonstrieren die Frauen derzeit über elementarste Rechte, die sie mit der Revolution verloren. „Wir müssen eben immer dranbleiben“, sagte sie nachdrücklich. Steffi Pyanoe
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: