Landeshauptstadt: Immer seltener ein Todesurteil
Tumorzentrum Potsdam führt Krebskartei. Koordinatorin Doris Niepmann: Vorsorge kommt Krebs zuvor
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Die Diagnose Krebs ist immer seltener ein Todesurteil. Das ist die gute Nachricht zum heutigen Weltkrebstag. Sie gelte allerdings nur für die statistische Sicht der Dinge, schränkt die Medizinerin Dr. Doris Niepmann, Koordinatorin im Potsdamer Tumorzentrum, ein. In Einzelfällen seien von der Statistik abgeleitete Prognosen nur bedingt hilfreich. Dennoch könne man anhand der Zahlenlage sagen, dass sich die Therapien und damit auch die Heilungschancen in den vergangenen Jahren deutlich verbessert hätten. Dazu trage auch die Erfassung der Patientendaten, die bisher nur mit Einverständnis und personalisiert im Tumorzentrum erfolgte, bei. Mit seiner Datensammlung, so Niepmann, anhand derer vor allem Fachärzte den Erfolg von Behandlungsmethoden ableiten könnten, sei das Land Brandenburg bundesweit Spitzenreiter. Neben der Datenerfassung und Auswertung gehöre auch das Vernetzen der verschiedenen onkologischen Fachdisziplinen zu den Aufgaben des Tumorzentrums, sagt Dr. Karin Koch, Chefärztin der Klinik für Radioonkologie am Ernst von Bergmann.
Inzwischen ist die Krankheit Krebs meldepflichtig. Die anonymisierten Daten werden in der deutschen „Dachdokumentation Krebs“ im Robert-Koch-Instituts gesammelt. In den vergangenen Jahren gab es laut Datenverwalterin keine signifikante Veränderung der Zahl der Neuerkrankten in Potsdam. Allerdings erhielten im Vergleich Männer häufiger die Diagnose Krebs als Frauen. Im Jahr 2002 wurde bei 384 Potsdamer Männern und 311 Frauen von 100 000 Einwohnern ein Tumor diagnostiziert. Vier Jahre später erkrankten 354 Potsdamer, aber nur 241 Potsdamerinnen an Krebs. Die häufigste Geschwulstart bei Männern ist der Prostatakrebs und bei Frauen Brustkrebs, gefolgt von Lunge, Darm und Niere.
Laut Datenbank aus dem Potsdamer Tumorzentrum würde bei über einem Drittel der Patienten im Alter zwischen 60 und 69 Jahren der Krebs festgestellt. Zu den aggressivsten Karzinomen zählten die in der Lunge und der Bauchspeicheldrüse. Entscheidend für gute Heilungsaussichten sei in jedem Fall aber die Früherkennung, sagt Dr. Karin Koch. Koloskopie (Darmspiegelung) und seit neuestem auch die Mammographie (Untersuchung der weiblichen Brust) würden von Krankenkassen übernommen. Der Rückgang von Darmkrebs sei nach den nun häufig durchgeführten Prophylaxeuntersuchungen deutlich spürbar. Während der Spiegelung können eventuelle Polypen, Vorboten des bösartigen Geschwürs, entfernt werden. „Damit ist das Risiko vorerst gebannt“, so die Strahlentherapeutin.
Nicola Klusemann
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