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Sport: „Immer Vollgas geben“

Babelsbergs neuer Oberliga-Stürmer Aymen Ben-Hatira drückt am Sonntag während des WM-Endspiels Italien die Daumen - und Frankreich

Stand:

Mit Aymen Ben-Hatira wird in der kommenden Fußball-Oberligasaison ein neu- er Stürmer für den SV Babelsberg 03 auf Torejagd gehen. Der 25-jährige Deutsch- Tunesier aus Berlin-Reinickendorf wechselte vom Berliner AK an den Babelsberger Park.

Wem werden Sie während des Weltmeisterschafts-Endspiels am Sonntagabend die Daumen drücken, Herr Ben-Hatira? Frankreich oder Italien?

Eine schwierige Frage. Beiden Mannschaften ein bisschen. Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust?

Warum das?

Zum einen ist mein bester Freund – Salvatore Rogoli vom 1. FC Union Berlin – Italiener. Zum anderen bin ich in Tunesien auf Djerba geboren und in Berlin – wohin ich als Vierjähriger mit meinen Eltern kam – auf die französische Schule gegangen. Ich hoffe vor allem, dass es ein gutes Endspiel wird.

Haben Sie aus dieser WM persönliche Erkenntnisse als Stürmer ziehen können?

Das weniger. Aber für mich persönlich ragt Frankreichs Thierry Henry, ein schneller, wendiger und technisch sehr guter Spieler, aus den WM-Stürmern noch heraus. Seine Zielstrebigkeit zum Tor und sein Eins-zu-eins-Spiel sind mir ein Vorbild. Ich habe allerdings keine so gute Technik wie er und kämpfe mehr.

Das wollen Sie jetzt für Babelsberg tun. Warum ausgerechnet für den SVB 03?

Ich bin zwar ein südlicher Typ, bin aber eher ruhig und schätze deutsche Tugenden wie Verlässlichkeit, Akkuratesse, Pünktlichkeit und so weiter. Babelsberg bietet das alles und hat die gleiche Ambition wie ich – den Aufstieg in die Regionalliga. Das kann klappen, wenn wir als Truppe funktionieren, wenn alle an einem Strang ziehen und wir ohne großes Verletzungspech bleiben. Die Bedingungen hier in Babelsberg stimmen jedenfalls für den Aufstieg.

Sie trainieren jetzt seit vier Tagen mit Ihrer neuen Mannschaft. Ist man nach so kurzer Zeit schon im neuen Verein angekommen?

Ach, das ist hier wie überall: Man wird gut empfangen und versucht nun, ordentlich miteinander umzugehen und sich als Mannschaft zusammen zu finden.

Sie sind bei Nulldrei Teil einer völlig neu zusammengesetzten Offensiv-Abteilung. Wie lange werden Babelsbergs Stürmer brauchen, um zu einer optimalen Abstimmung im Angriff zu kommen?

Ein bisschen Zeit wird man uns schon geben müssen. Aber mit Yaw (Stürmer Yaw Oppong Donkor, der vom SV Meppen kam/d. Red.) habe ich 2002 bei Tennis Borussia Berlin schon zusammen gespielt, andere Mitspieler kenne ich aus meinen Neuruppiner Zeiten. Es wird darauf ankommen, wie gut sich beispielsweise Yaw und ich aufeinander einstellen. Er ist eher der Techniker, während ich der bin, der viel ackert. Ich glaube, wir können uns gut ergänzen.

In der zweiten Halbserie der letzten Saison schossen Sie für den BAK in zwölf Spielen sieben Tore, eins davon gegen den SVB. Davor waren Sie auch schon für Babelsbergs Oberliga-Kontrahenten MSV Neuruppin sehr treffsicher, oder?

Stimmt. In meinem ersten Jahr in Neuruppin habe ich 20 Tore erzielt. Im zweiten Jahr, in dem wir gegen Babelsberg den Landespokal gewannen und erst in der Regionalliga-Relegation an Jena scheiterten, waren es 16.

Wie viele Tore wollen Sie in der kommenden Saison für Babelsberg schießen?

Ich habe ein konkretes persönliches Ziel im Kopf, das ich aber nicht öffentlich nennen will. Ich denke, ein Stürmer sollte ein zweistelliges Resultat schaffen, um der Bezeichnung Stürmer zu entsprechen, denn letztlich ist er dafür da, dass Tore fallen. Man muss immer Vollgas geben.

Träumen Sie vom Profifußball wie Ihr jüngerer Bruder Änis, der seit diesem Jahr mit dem Hamburger SV II in der Regionalliga kickt und schon bei den HSV-Profis mittrainierte?

Mit der Zeit wird man Realist. Darum sage ich: Das wird jetzt das entscheidende Jahr für mich. Hier in Babelsberg soll sich entscheiden, ob ich weiter an den Profifußball denken kann. Der Aufstieg mit Babelsberg in die Regionalliga wäre eine gute Voraussetzung dafür.

Sind Sie und Änis die einzigen Kicker in Ihrer Familie?

Nein. Aslim, er ist zehn und der jüngste von uns vier Brüdern, spielt auch Fußball. Gleich bei uns um die Ecke beim BSC Reinickendorf, wo ich auch angefangen habe.

In Ihrer Heimatstadt Berlin findet am Sonntag das WM-Endspiel statt. Haben Sie Eintrittskarten fürs Olympiastadion?

(lacht). Nein. Ich hatte eine für das Vorrundenspiel Tunesien gegen Ukraine, die ich aber weitergegeben habe, weil ich zu dem Zeitpunkt gerade im Urlaub in der Türkei war.

Wo werden Sie sich das Finale dann anschauen?

Mal sehen, jedenfalls nicht allein zu Hause vorm Fernseher. Wahrscheinlich mit Salvatore Rogoli bei einem Italiener.

Das Interview führte Michael Meyer

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