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Impfbusse des Potsdamer Gesundheitsamts: Kassenärzte kritisieren das Pilotprojekt
„Impfungen sollten nicht in Bussen verabreicht werden“, findet die Kassenärztliche Vereinigung. Die Stadt zieht dennoch eine durchweg positive Bilanz.
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Das Potsdamer Gesundheitsamt hat eine positive Bilanz zum Impf-Pilotprojekt gezogen. Dabei waren vom 5. bis 9. Juni zwei Impfbusse in der Stadt unterwegs, außerdem wurden beim Öffentlichen Gesundheitsdienstes in der Berliner Straße 150a ganztägig Impfungen angeboten.
„Das Angebot wurde gut angenommen“, sagte Kristina Böhm, Chefin des Gesundheitsamts. 326 Impfungen seien verabreicht worden. Bei den Beratungen im Impfbus hätten sich teilweise große Lücken beim Impfschutz gezeigt – nicht nur bei Geflüchteten und vulnerablen Zielgruppen, sondern auch bei Bürgerinnen und Bürgern über 60 Jahren. Die Impfbusse seien auch zu vier Gemeinschaftsunterkünften für Geflüchtete gefahren. Angesprochen worden seien zudem „Personen, die keinen regelmäßigen Kontakt zu Einrichtungen des Gesundheitswesens pflegen“ oder keinen Hausarzt hätten.
Laut Böhm werde das Impfbus-Angebot von der Landesärztekammer Brandenburg und vom Gesundheitsministerium ausdrücklich begrüßt. Sie verbinde damit die Hoffnung, dass es künftig „gemeinsam organisierte Schwerpunktveranstaltungen zum Impfen“ geben könne.

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Gegen die Impfbusse protestierte die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB). Impfungen gehörten zu den „grundsätzlichen Aufgaben von Arztpraxen und sollten nicht in Bussen oder anderen improvisierten Einrichtungen verabreicht werden“. Rund 250 Ärztinnen und Ärzte in Potsdam böten täglich Impfungen in ihren Praxen an.
„Die Menschen sollten besser in die Praxen gehen“, so Dr. Stefan Roßbach-Kurschat, Hausarzt und stellvertretender Vorsitzender der KVBB. „Denn nicht nur für Impfungen, sondern für alle Präventionsleistungen gibt es nur in den Arztpraxen eine genaue Anamnese, individuelle Aufklärung und kontinuierliche Betreuung der Patienten.“
Impfsprechstunde immer dienstags ohne Termin
Gesundheitsamts-Leiterin Böhm sagte, das Angebot der Stadt sei nur ergänzend und erfolge auf Basis des Brandenburgischen Gesundheitsdienstgesetzes. Es werde dazu beitragen, Impflücken Schritt für Schritt zu verkleinern.
Geimpft wurden in den Bussen Standardimpfungen, so die Stadt, aber auch „ausgewählte Indikationsimpfungen“. Im Laufe der Woche sei bei beiden Impfbussen eine stetige Zunahme an Interessierten zu verzeichnen gewesen. Im Gesundheitsamt seien weniger Impfungen als in den Impfbussen durchgeführt worden, obwohl das Amt längere Öffnungszeiten hatte.
Wieder angeboten wird ab sofort die Impfsprechstunde beim Öffentlichen Gesundheitsdienst in der Berliner Straße 150a auf dem Campus Klinikum Ernst von Bergmann, Haus P, 2. Etage. Sie findet immer Dienstag von 15 bis 17 Uhr statt. Termine und Anmeldungen sind nicht notwendig. Für eventuelle Sprachbarrieren sei ein Online-Videodolmetscher-Dienst verfügbar.
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