Sport: In Brasilien soll das WM-Ticket her
Potsdams neuer Zeppelin-Triathlet Marcel Obersteller will als Triathlon-Profi zum Ironman Hawaii
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Marcel Obersteller schwitzt derzeit in Italien für seine erste Triathlon-Saison im Potsdamer Trikot – und für Brasilien. Während mit Franz Löschke und Benjamin Strauß seit Sonntag zwei Junioren des Potsdamer Zeppelin-Teams im Trainingslager der Deutschen Triathlon-Union (DTU) auf Mallorca üben und Brandenburgs Landestrainer Ron Schmidt gestern mit seinen Schützlingen aus dem Potsdamer Luftschiffhafen ebenfalls auf diese Mittelmeer-Insel flog, bereitet sich Neu- Zeppelin Obersteller gegenwärtig in Cilento – rund 150 Kilometer südlich Neapels gelegen – auf ein Jahr vor, in dem er schon bald ein großes Ziel verwirklichen möchte: Beim Ironman Brasilien am 27. Mai in Florianopolis südlich Sao Paulos will sich der 30-Jährige direkt für den Ironman Hawaii qualifizieren.
Wobei Obersteller selbst höchste Anforderungen an sich stellt: „Hawaii war schon immer mein Traum“, sagte der Berliner, der seit zehn Jahren Triathlet ist, den PNN. „Und mein Ziel ist es, mich als erster Berlin-Brandenburger als Profi für Hawaii zu qualifizieren.“ Tickets zum legendären Dreikampf auf der Pazifikinsel – de facto die Ironman-Weltmeisterschaften – kann man sowohl als Profi als auch als Altersklassensportler erkämpfen. Den Profis winken im Gegensatz zur Altersklassen-Wertung bei Platzierungen in den Top 10 Preisgelder, dafür sind für sie Tickets nach Hawaii viel rarer gesät. In Florianopolis beispielsweise muss Obersteller nach 3,8 Kilometern Schwimmen, 180 Kilometern auf dem Rad und einem Marathonlauf unter den drei Ersten landen, um es nach Hawaii zu schaffen. In seiner Altersklasse dagegen können sich die ersten Neun qualifizieren. „Ich verdiene mein Geld nicht als Triathlon-Profi, aber ich habe die Einstellung eines Profis und habe mein Leben komplett danach ausgerichtet“, so der Sportwissenschafts-Student der Berliner Humboldt-Universität, der in diesem Sommer vor seinen letzten Prüfungen steht und im kommenden Winter seine Diplomarbeit schreiben will.
Um als Profi antreten und für gute Platzierungen Geld kassieren zu dürfen, erwarb Obersteller von der DTU einen Elitepass. Damit ordnete sich der 1,71 Meter große Athlet zugleich freiwillig in die Überwachung durch die Nationale Anti- Doping-Agentur Deutschland (NADA) ein. „Ich werde jetzt monatlich mindestens einmal von der NADA kontrolliert und kann zeigen, dass ich meine Leistungen unter sauberen Bedingungen erreiche. So kommen weder ich noch mein neuer Verein noch mein Trainer in Verruf.“
Oberstellers Coach in Potsdam heißt Ron Schmidt – so wie in den 90er Jahren in Berlin. In seiner Jugend war der Steglitzer aktiver Skilangläufer beim Berliner Skiklub Pallas. „Im Sommer sollte ich auf Anraten meiner Trainer als Ausgleich Triathlon machen – und das gefiel mir so gut, dass ich komplett wechselte“, erinnert er sich. 1996 kam der Junior zum damaligen Berliner Landestrainer Schmidt, der ihn zwei Jahre später bei den Deutschen Meisterschaften der Elite auf Platz 20 führte.
Später wechselte Schmidt nach Potsdam, während sich Obersteller auf die Triathlon-Langstrecke spezialisierte. 2000 absolvierte er in Roth seinen ersten Ironman, zwei Jahre später im österreichischen Klagenfurt rückte er in den Blickpunkt, „als ich auf dem Rad überraschend drei Stunden lang führte“, erzählte der Athlet. „Anschließend wurde ich beim Laufen wegen massiver Rückenbeschwerden aber noch von Platz eins auf Rang 108 zurückgereicht.“ Danach habe er allerdings sein eigentliches Ziel – Spaß am Sport zu haben – aus den Augen verloren. „Ich habe mich selbst zu sehr unter Leistungsdruck gesetzt, kam damit nicht mehr klar und haben zwei Jahre erst einmal pausiert“, schilderte er seine damalige Situation. „Ich hatte ein richtiges Motivationsloch.“
Erst 2005, als er seine damalige Freundin Sonja in Australien besuchte, fand er zum Triathlon zurück. „Ich habe spontan beim Ironman in Brisbane mitgemacht – ohne Uhr und Tacho und spezielle Vorbereitung – und dort den Spaßfaktor wiedergefunden, zumal ich eine für mich gute Zeit erreichte.“ Nun wolle er es wieder wissen – und sein Wechsel nach Potsdam sei der entscheidende Schritt dafür gewesen, erneut erfolgreich sein zu können. „Ich habe in den vergangenen Jahren viel allein herumgedoktert und jetzt mit Ron Schmidt einen Trainer gefunden, der mich in seiner Freizeit ehrenamtlich betreut und mir eine andere Denkweise vermittelt, die mir einen neuen Horizont eröffnet“, sagt Obersteller, der mit einer Sportartikelfirma (Adidas) und einem Fahrradladen (Bikeline) zudem zwei Sponsoren fand. „Ich investiere jetzt beispielsweise die gleiche Zeit, die ich trainiere, auch für meine Erholung – das habe ich früher unterschätzt.“ Zweimal in der Woche trainiert der Berliner jetzt im Luftschiffhafen, „wo ich tolle Bedingungen habe“, ansonsten viel solo. Auf der Langstrecke fühle er sich in allen drei Teildisziplinen gleich stark, auf der Kurzstrecke – auf der er in diesem Jahr erstmals für das Zeppelin-Team auch in der Bundesliga antreten wird – vor allem auf dem Rad.
Sein erstes großes Ziel ist aber zunächst bei seinem insgesamt neunten Ironman im Mai in Brasilien das WM-Ticket. „In diesem Jahr will ich auf Hawaii Erfahrungen sammeln, um mich im nächsten Jahr dann dort als erster Berlin-Brandenburger als Profi direkt für die WM 2009 zu qualifizieren“, erklärte Obersteller. Dazu müsste der ehrgeizige Triathlet 2008 auf Hawaii unter die Top-15 kommen.
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