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Landeshauptstadt: In den Weiten des Weltalls

Pro Astro fordert Wiedereinführung des Unterrichts in Astronomie

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Nach wie vor nimmt das Land Brandenburg bei der schulischen Vermittlung astronomischer Kenntnisse in Deutschland eine vordere Position ein. Entgegen den meisten westlichen Bundesländern lässt das Bildungsministerium einen Wahlpflichtunterricht in Astronomie zu – falls die Schulkonferenz so beschließt. Einen obligatorischen Unterricht in diesem Fach, wie er bis 1992 erteilt wurde, bedeutet dies nicht. Dafür setzt sich Pro Astro ein, der Landesverband zur Förderung der astronomischen Bildung e.V. Diese Forderung wurde jetzt in Potsdam auf der 4. Fachtagung zur Astronomie in Brandenburg wiederholt. Sie war von Landesfachberater Uwe Schierhorn einberufen worden, der gleichzeitig Vorsitzender von Pro Astro ist.

Hatte sich vor zwei Jahren das Bildungsministerium noch der Teilnahme an einem Urania-Forum zu diesem Thema verweigert, so war es diesmal durch Referatsleiterin Regina Meyer vertreten. Gibt es also staatlicherseits eine größere Aufgeschlossenheit gegenüber den Anliegen von Pro Astro, so scheitert eine Ausdehnung des Astronomieunterrichts an den Schulen an einer praktischen Frage: Es gibt immer weniger Lehrer für dieses Fach, seitdem ihre universitäre Ausbildung 1995 eingestellt wurde. Die Zahl ist im letzten Jahrzehnt in Brandenburg von 185 auf 60 gesunken. Der von den Sternenfreunden geforderte obligatorische Unterricht in Klasse 10 könnte damit nicht gewährleistet werden.

Fehlgeschlagen ist der Versuch von Pro Astro, Physiklehrer für eine Zusatzausbildung zu gewinnen. „Diese Kollegen sind beruflich so stark belastet, dass sie ein weiteres Studium nicht auf sich nehmen“, sagt Schierhorn. Sein Stellvertreter Frank Kausch stellte deshalb eine neue Idee vor: Der an der Potsdamer Universität den Lehramtsstudenten für Physik/Mathematik angebotene „Baustein Astronomie“ soll so aufgewertet werden, dass daraus eine Lehrberechtigung für das Fach Astronomie abgeleitet werden kann. Dies soll mit dem Bildungsministerium verhandelt werden. Seitens der Uni unterstützt Astronomieprofessor Philipp Richter den Vorschlag. 70 Prozent seiner Lehramtsstudenten wählten Potsdam wegen des Bausteins Astronomie zum Studienort, erklärte er.

Die Wiedereinführung des obligatorischen Unterrichts in diesem Fach besitzt prominente Fürsprecher. So hatte der Direktor des Astrophysikalischen Institutes Potsdam, Prof. Dr. Matthias Steinmetz, erklärt, astronomische Bildung vermittle jungen Menschen ein komplexes Natur- und Umweltverständnis und lehre sie wissenschaftlich zu denken. Ulrich Köhler, Deutsches Institut für Luft- und Raumfahrt, bestätigte den Mangel an wissenschaftlich gebildeten Fachkräften, der aus der Vernachlässigung nicht nur der Astronomie, sondern aller Naturwissenschaften an den Schulen resultiere.

Auf der Fachtagung demonstrierten der Potsdamer Planetariumsleiter Rolf König und der Leiter des Schülerlabors Geolab auf dem Telegrafenberg, Wigor Webers, die hohe Anziehungskraft ihrer Einrichtungen auf die Schuljugend. Das Interesse an Weltall und Raumfahrt stehe bei ihr hoch im Kurs. Als Senior der Potsdamer Astronomielehrer führte der 87-jährige Arnold Zenkert in die Welt der Sonnenuhren. Sie eigneten sich hervorragend dazu, auf spannende Weise astronomische Kenntnisse zu vermitteln. E. Hohenstein

E. Hohenstein

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