Landeshauptstadt: In der Haselnussdimension
Der „Nano-Truck“ macht Station vor dem Brandenburger Tor: 30 Exponate auf 63 Quadratmetern
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Auf dem Computer-Bildschirm ist ein Baumstamm auf felsigem Untergrund zu sehen – in schwarz-weiß. Aber der Scheint trügt: Der vermeintliche Baumstamm ist der Rüssel einer Mücke, den diese in die menschliche Haut gestochen hat. „Nano“ ist das allerdings noch nicht. Per Mausklick werden immer tiefer liegende Strukturen im menschlichen Körpers sichtbar: Das Innere einer Ader, rote und weiße Blutkörperchen, deren Zellinneres und schließlich: Die Doppelhelix DNA, das Speichermedium des menschlichen Erbguts. Die ist „nano“.
Denn die Nanowelt beginnt erst, wenn etwas kleiner als 100 Nanometer ist: Ein Nanometer ist der milliardste Teil eines Meters, erklärt Georgia Wessels. Er verhalte sich zum Meter wie die Größe einer Haselnuss zur Größe des Erdballs, sagt die wissenschaftliche Begleiterin des „Nano-Trucks“, der gerade vor dem Brandenburger Tor Station macht.
Im Inneren des blauen Trucks können die Besucher auf 63 Quadratmetern Ausstellungsfläche etwa 30 Exponate aus der Nanotechnologie ansehen. Bereits seit 2004 ist der LKW im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung in Deutschland unterwegs, um „Nanoteilchen der breiten Bevölkerung nahe zubringen“, wie Wessels erklärt. In 180 Städten war die Nanowelt im vergangenen Jahr zu Gast, schätzt sie. Auch an Schulen wird die fahrbare Ausstellung eingesetzt.
Die Arbeit mit kleinsten Teilchen liegt im Trend. Das Bundesforschungsministerium hat die Nanotechnologie zu einer „Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts“ erklärt: 125 Universitäten, 433 kleinere und mittlere Unternehmen und 125 Großunternehmen in Deutschland beschäftigen sich mit „Nano“. In Potsdam ist es zum Beispiel das Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Golm: Dort wird untersucht, wie der Transport von Stoffen in Körperzellen funktioniert. Im Mai 2006 trafen sich in der Landeshauptstadt 160 Wissenschaftler zum internationalen Kongress „NanoTrends“.
Die Minitechnologien sind mittlerweile aber auch schon alltagsfähig: Als Mikroprozessoren für Computer zum Beispiel oder als Imprägnier-Spray, das Schuhe wasser- und schmutzabweisend machen soll. Auch wasserabweisende Keramikfliesen und kratzfeste Autolacke mit Keramikpartikeln sind bereits im Handel – im Truck kann man sie sehen. Die neuen Technologien seien nicht immer teurer, sagt Wessels. Leider sei aber auch nicht überall „nano“ drin, wo „nano“ draufsteht. Für die Textilbranche gebe es bereits ein Nano-Siegel.
Große Hoffnungen setzen auch die Mediziner in die Technologie: So arbeiten die Forscher an einem Verfahren, mit dem die körpereigenen Abwehreiweiße vermehrt dazu gebracht werden können, Krebszellen zu töten. Das Projekt sei allerdings noch im Stadium der „Grundlagenforschung“, betont Wessels. Bis zur Entwicklung eines entsprechenden Medikaments vergingen in der Regel 15 Jahre.
Das Rastertunnelmikroskop dagegen gibt es schon seit über 25 Jahren: Mit der nobelpreisgekrönten Erfindung können einzelne Atome sichtbar gemacht werden. Ein solches Mikroskop reist mit im „Nano-Truck“. Jana Haase
Der Truck hat heute von 9 bis 17 Uhr und morgen von 9 bis 15:30 Uhr geöffnet.
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