
© H. Kramer
Landeshauptstadt: In der heißen Phase
Die unendliche Tierheim-Geschichte: Die beiden Bewerber für das Sago-Gelände halten sich bedeckt
Stand:
Potsdam/ Bad Belzig - Im Wettlauf um den Bau eines Tierheims auf dem Potsdamer Sago-Gelände beginnt die heiße Phase: Am Freitag endete nach PNN-Informationen die Frist, bis zu der die beiden Kaufinteressenten der Stadtverwaltung nachgebesserte Angebote machen sollten. Stadtsprecher Stefan Schulz sagte dazu auf PNN-Anfrage: „Es finden aktuell Gespräche statt, über deren Inhalt wir keine Auskunft geben.“ Eine weitere Runde sei Ende des Monats geplant.
Wie berichtet wollen der Potsdamer Tierschutzverein (TSV) und die Tierfreunde Berlin-Brandenburg e.V. aus Nuthetal das Sago-Gelände von der Stadt kaufen. Dabei hatte der TSV 120 000 Euro für das Areal geboten – und damit 50 000 Euro weniger als der Konkurrent aus Nuthetal, der wiederum das Tierheim „Verlorenwasser“ bei Bad Belzig betreibt. Mit welchen Konzepten und welchen konkreten Angeboten sich die beiden Vereine beworben haben, blieb am Freitag unklar – Anfragen blieben unbeantwortet.
Aus TSV-Kreisen hieß es lediglich, nach einstigen Dauerquerelen insbesondere mit der Potsdamer Sozialverwaltung halte man sich mit öffentlichen Äußerungen bewusst zurück, um das derzeit verbesserte Gesprächsklima mit der Stadt nicht zu gefährden. Für den TSV sitzt wie berichtet unter anderem der frühere Stadtwerke-Chef Peter Paffhausen am Verhandlungstisch. 2007 hatte die Stadt dem TSV den Betreibervertrag für das frühere Tierheim am Wildpark gekündigt. Seitdem sind mehrere Anläufe für einen Neubau gescheitert. Daher hatte die Stadt zuletzt das Sago-Gelände ausgeschrieben, auf dem sich ab 2015 eine gewerbliche Einrichtung zur Betreuung von Tieren ansiedeln soll. Mit diesem Objekt könne sich der Betreiber um die Betreuung von Fund- und Verwahrtieren bewerben, so der Plan der Stadt. Derzeit wird diese Pflichtaufgabe der Kommunen noch bis Ende 2014 vom Pfötchenhotel in Beelitz übernommen.
Kaum mehr ist zu den Potsdamer Plänen des Tierfreunde-Vereins zu erfahren. Auf der Internetseite des Vereins heißt es lediglich, das Tierheim in Verlorenwasser sowie ein vom Verein geplanter Gnadenhof bei Werder wären eine gute Ergänzung für den Standort am zwei Hektar großen Sago-Gelände, „der sonst schnell an seine Grenzen stoßen dürfte“. Ebenso ließen sich in Potsdam inhaltlich weitere Vorhaben verwirklichen, die in Verlorenwasser nicht umsetzbar sind. Konkreter wird der Verein nicht.
Auch vor Ort am Rand von Bad Belzig hat die Transparenz Grenzen. Ein Rundgang zu den regulären Öffnungszeiten des Tierheims am vergangenen Mittwoch wurde den PNN verwehrt – nur Tierinteressierte hätten Zugang, nicht aber Pressevertreter, so eine Mitarbeiterin. „Im laufenden Verfahren ist keine Berichterstattung gewünscht“, sagte Vereinsvize-Chef Wolfgang Aland den PNN. Dies sei ein Beschluss des Vereinsvorstands. Am Tor des Tierheims – gelegen in einem Wäldchen – ist ein Schild angebracht: „Film- und Tonaufnahmen verboten.“ Bemerkenswert ist auch, dass auf der Internetseite des Vereins eine Adresse zum offiziellen Sitz der Tierfreunde – am Wiesengrund 3 in Nuthetal – fehlt. Ebenso gibt es keine Angaben, wie Interessierte dem von dem Geschwisterpaar Ingrid und Wolfgang Aland geführten Verein beitreten können. Einzig Sach- und Geldspenden sind möglich.
Im Zuge der Bewerbung um das Sago- Gelände war der Tiefreunde-Verein in die Schlagzeilen geraten. So hatte der RBB in einem Beitrag dem Verein vorgeworfen, in dessen Tierheim würden keine Fundtiere aus den Kommunen des Landkreises Potsdam-Mittelmark mehr abgegeben, weil der Verein Pauschalen fordere, die über den üblichen Empfehlungen des Tierschutzbundes lägen. Der Verein dagegen wirft den Gemeinden vor, zu wenig für die Betreuung von Tieren bezahlen zu wollen – dies habe 2007 fast zum finanziellen Aus geführt. In einem offenen Brief an RBB-Intendantin Dagmar Reim beklagt Gabriele Thomik, eine Tierpflegerin des Vereins, sie und ihre Kollegen seien „entsetzt und geschockt, welche Kampagne in den Medien gegen uns gestartet wurde“.
Zugleich hatte der RBB berichtet, die Herkunft der 60 Hunde in Verlorenwasser sorge für Irritationen. Vom zuständigen Veterinäramt hieß es dazu gegenüber den PNN, es gehe um drei Hunde aus Polen. Laut Thomik seien diese von einer Frau – mit einem Ferienhaus in den Masuren – aus einem polnischen Tierheim mitgebracht worden. Die Pflegerin betont, der gemeinnützige Verein arbeite mit keinem ausländischen Tierheim zusammen.
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