Landeshauptstadt: „In Potsdam ist nicht alles so schön, wie es scheint“
Leo-Club sammelte gestern vor dem Lebensmittelmarkt „Kaiser’s“ Spenden für die Potsdamer Tafel
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Leo-Club sammelte gestern vor dem Lebensmittelmarkt „Kaiser’s“ Spenden für die Potsdamer Tafel Von Franziska Böhl In der belebten Brandenburger Straße sitzen Menschen in Cafés und trinken Kaffee, andere gehen einkaufen. Doch etwas ist heute anders: Vor dem Lebensmittelmarkt „Kaiser’s“ stehen junge Leute mit Einkaufskörben. Sie sprechen all jene an, die auf dem Weg ins Geschäft sind, drücken ihnen ein Faltblatt in die Hand. Die Menschen sollen ihnen etwas mitbringen von ihrem Einkauf. Die Jugendlichen gehören zum Leo-Club Potsdam, der Jugendorganisation des Lions-Club. „Wir wollen uns für hilfsbedürftige Menschen engagieren“, sagt Stephan Blank, Präsident des Leo-Clubs. Deshalb sammeln er und ein Dutzend Mitstreiter an diesem Dienstag von 11.30 bis 16.30 Uhr Lebensmittel für die Potsdamer Tafel. Zwei ältere Damen, Gisela Winkler und Edeltraud Putzlitz aus Spandau, die gerade einen „Schlendertag“ durch Potsdam unternehmen, bringen den Leos gleich einen kleinen Beutel voller Lebensmittel mit. „Das ist eine ganz tolle Sache und könnte öfter gemacht werden“, sagt Winkler. Ihre Freundin stimmt ihr zu. „In der jetzigen Zeit finde ich es wichtig, sich im sozialen Bereich einzusetzen“, erklärt Leos-Präsident Stephan Blank. Der Leo-Club gründete sich erst am 18. Mai – 13 Freunde und Bekannte von Stephan Blank sind die Gründungsmitglieder. Sie sind meist Schüler oder Studenten und zwischen 17 und 26 Jahre alt. Aber auch andere können sich gerne beteiligen und bei einem der Clubtreffen vorbeikommen. An jedem ersten Mittwoch im Monat treffen sich die Leos von 19 bis 21 Uhr im Obergeschoss des Café Heider. Mit ihrem Paten, dem Lions-Club, waren sie schon beim Stadtwerke-Festival aktiv. „Da haben wir Spenden für den Knochenmarkspende Brandenburg e.V. gesammelt“, sagt Blank. Die Sammelaktion vor „Kaiser’s“ ist die erste eigene Veranstaltung des Leo-Clubs. Vier gut gefüllte Einkaufskörbe stehen zum Schluss vor ihnen. „Damit sind wird sehr zufrieden, da wir zuvor Bedenken hatten, ob die Menschen spenden würden“, sagt Blank. Doch im Gegenteil, es kommt viel positive Resonanz. Eine Passantin, die gerade aus „Kaiser’s“ kommt, erkundigt sich sogar, ob die Jugendlichen länger da seien. Sie wolle gerne Zucchini aus dem eigenen Garten spenden. Die Leos möchten gerne jedes Quartal eine Spendenaktion durchführen. „So könnte es sich auch bei den Bürgern etablieren. Wir würden auch gerne eine Patenschaft mit einer Jugendeinrichtung eingehen, um dann Veranstaltungen oder Ausflüge zu organisieren“, so Blank. Die „Kaiser’s“-Spenden werden nun am heutigen Mittwoch von 15.30 bis 17 Uhr an der Ausgabestelle im Kirchsteigfeld mit verteilt. Jeden Mittwoch kommen hier zwischen 120 und 150 Bedürftige vorbei; in der Ausgabestelle in der Schopenhauerstraße sind es sogar rund 300. „Die Zahl derer, die Hilfe bedürfen, ist seit Beginn des Jahres um mehr als die Hälfte gestiegen“, sagt Marina Gräfin Strachwitz von der Potsdamer Tafel. „Letzte Woche war ich in der Ausgabestelle im Kirchsteigfeld und habe das miterlebt. Um 11 Uhr haben sich schon die Ersten angestellt“, sagt Studentin und Leo-Mitglied Josephine Worsick. „Die Not ist bedrückend, gegen sie möchte ich helfen. Die Arbeit weckt auch das Bewusstsein, dass nicht alles in Potsdam so schön ist, wie es scheint.“
Franziska Böhl
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