Landeshauptstadt: In Potsdam leidet die Psyche
DAK-Regionalanalyse zum Krankenstand in der Landeshauptstadt
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DAK-Regionalanalyse zum Krankenstand in der Landeshauptstadt Macht Potsdam krank? Die Landeshauptstädter leiden auffällig oft unter Rückenschmerzen, Erkrankungen des Atemsystems und psychischen Störungen. Das hat der regionale Gesundheitsbericht 2003 der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) ergeben, den Bezirksgeschäftsführerin Birgit Krafft gestern vorstellte. Bei der DAK sind in Potsdam und in den Gebieten der umliegenden Städte und Gemeinden Teltow, Kleinmachnow, Stahnsdorf, Werder (Havel) und Beelitz rund 20 000 Menschen versichert. Welche Diagnosen bei ihnen zu Krankschreibungen führten, hat die DAK jetzt ausgewertet. Danach sind Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems, meist Rückenschmerzen, der Grund für 29 Prozent der Krankschreibungen. 24 Prozent der Potsdamer litten an einer Erkrankung des Atmungssystems, 18 Prozent an einer psychischen Erkrankung. 11 Prozent aller Krankschreibungen dauerten länger als sechs Monate. Obwohl die Werte des DAK-Gesundheitsreports für das gesamte Land Brandenburg nur bedingt mit der Regionalanalyse vergleichbar sind, fällt vor allem die mit 18 Prozent hohe Zahl der psychischen Erkrankungen in Potsdam auf – im Landesdurchschnitt sind es nur sechs Prozent. Grund dafür seien wahrscheinlich Überbelastungen und ein „gewisses Unwohlsein“ angesichts der sozialen und gesellschaftlichen Lage, meinte Krafft. „Überall wird überlegt, wo man noch rationalisieren kann. Damit können die Menschen verschieden gut umgehen.“ Zum Vergleich: In Brandenburg (Havel) hat die DAK nur 13, in Cottbus nur 14 Prozent psychischer Erkrankungen festgestellt. In Frankfurt (Oder) dagegen liegt der Wert genauso wie in Potsdam bei 18 Prozent, in ländlichen Gegenden weit darunter. Insgesamt ist der Krankenstand in Brandenburg im Bundesvergleich überdurchschnittlich hoch: Mit 4,3 Prozent waren an jedem Tag des vergangenen Jahres 43 von 1000 sozialversicherungspflichtigen Brandenburgern krankgeschrieben. Bundesweit lag dieser Wert bei 3,5 Prozent. Dennoch habe die Gesundheitsreform mit der 10-Euro-Praxisgebühr dazu geführt, dass die DAK-Versicherten in Potsdam seit Anfang 2004 weniger zum Arzt gingen, so Krafft. Die Zahl der Arztbesuche sank um neun Prozent. Viele Krankheitsdiagnosen wiesen zudem daraufhin, wie wichtig Prävention sei, damit die Erkrankungen nicht chronisch würden – und die Krankenkassen viel Geld kosteten. So litten 15 Prozent der Potsdamer Krankgeschriebenen unter Kreislauf-Beschwerden, darauf folgen Verdauungs- (14 Prozent) und Nervensystem-Erkrankungen (11 Prozent). Bei 11 Prozent der Kranken wurde die Behandlung ohne Diagnose abgeschlossen, sieben Prozent erkrankten an Krebs, ebenso viele litten unter Infektionen. Für das städtische Gesundheitsamt seien Statistiken wie diese von großer Bedeutung, sagte Amtsärztin Karola Kaiser. Die Stadt selbst erfasse solche Daten nicht, doch brauche man sie, um die Gesundheitsförderung effektiv zu betreiben. Die DAK plant als Reaktion unter anderem eine Ernährungsberatung für adipöse (dicke) Kinder. Für Rückenschule, Entspannungstraining und andere Kurse, die gesünder machen, gibt es bei der DAK Bonuspunkte. Sabine Schicketanz
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