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Garnisonkirche: Initiative fordert Verzicht auf Spenden aus Rüstung

Eine Millionen-Spende der Werner-Siemens-Stiftung sorgt für Vorwürfe: Die Firma Siemens ist Zulieferer der Rüstungsindustrie.

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Potsdam - Die Bürgerinitiative gegen den Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche hat die Baustiftung zum grundsätzlichen Verzicht auf Geld aus „moralisch bedenklichen Spendenquellen“ aufgefordert. Dazu gehöre auch der Verzicht auf Spenden, die aus Gewinnen von Rüstungsproduktion und Rüstungsexporten stammen, erklärte die Bürgerinitiative am Donnerstag in Potsdam. Als Zeichen der Glaubwürdigkeit sollte deshalb eine Millionen-Spende der Werner-Siemens-Stiftung zurückgezahlt werden, hieß es weiter.

Die Firma Siemens sei für den jahrelangen Export von Atomkraftwerken und als Zulieferer der Rüstungsindustrie bekannt, betonte die Initiative „Potsdam ohne Garnisonkirche“. Mit einem öffentlichen Verzicht auf die bereits vor einiger Zeit gewährte Spende könne die Stiftung ein „deutliches Zeichen für Frieden und Versöhnung setzen“. Das Engagement für Frieden und Versöhnung ist eines der Ziele der Stiftung.
Der kirchlichen Kritik an Rüstungsexporten müssten auch in der täglichen Arbeit der Garnisonkirchenstiftung „Taten folgen“, forderte die Initiative. Das kirchliche Bekenntnis gegen Rüstungsexporte müsse glaubhaft umgesetzt werden. Als Vorbild könne die Garnisonkirchenstiftung auf eine Erklärung der Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ zurückgreifen, die Spenden ablehne, die humanitären Zielen widersprechen.

Auf ihrer Internetseite betonen die „Ärzte ohne Grenzen“: „Wir nehmen Spenden von Unternehmen an, die mit unseren humanitären Werten sowie dem Satzungszweck der Organisation vereinbar sind. Wir akzeptieren daher keine Spenden von Firmen der Rüstungs-, Tabak-, Rohstoff-, Erotik-, Glücksspiel- und Alkoholindustrie.“ Die evangelische Garnisonkirche wurde 1732 als preußische Militärkirche eingeweiht und im April 1945 bei einem alliierten Luftangriff auf den Potsdamer Hauptbahnhof zerstört. Im weniger beschädigten Kirchturm wurde später eine Kapelle eingerichtet. Im Juni 1968 wurde die Kirchenruine auf Beschluss der SED-Regierung abgerissen. Seit den 80er Jahren engagieren sich verschiedene Akteure für den Wiederaufbau, 2008 wurde dafür eine kirchliche Stiftung gegründet.

Das insgesamt rund 100 Millionen Euro teure Bauvorhaben, das als derzeit größtes Kirchbauprojekt in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gilt, soll mit Spenden finanziert werden. Zunächst soll ab 2014 bis zum 500. Reformationsjubiläum 2017 für rund 40 Millionen Euro der Turm wiedererrichtet werden. Der Bundeskulturbeauftragte hat vor einigen Monaten die Förderung des Bauvorhabens mit rund zwölf Millionen Euro Bundesmitteln angekündigt.

Das Projekt ist unter anderem umstritten, weil die Kirche im März 1933 vom NS-Regime zur Inszenierung der Reichstagseröffnung genutzt wurde. (epd)

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