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Homepage: Innovation und Zauberei

Auf dem Uni-Campus Golm wurde gestern ein weiteres Gebäude für die Naturwissenschaften eingeweiht

Der Wink war an die Landesregierung gerichtet. „Wenn man nur will, kann man in der Geophysik mit nur wenig Kraft etwas anstoßen – sogar Steine kann man bewegen, die sonst nicht zu bewegen sind“, erklärte Prof. Roland Oberhänsli. Dafür hatte der Geowissenschaftler ein kleines, aus beweglichen Steinen bestehendes Geschenk für Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) zur gestrigen Einweihung des Neubaus für die Naturwissenschaften in Golm angefertigt. Doch die Ministerin war schon wieder weg. Also bekam Finanzminister Rainer Speer (SPD) das Präsent. „Obwohl man dem Finanzminister nicht gerne etwas abgibt“, fügte Oberhänsli augenzwinkernd hinzu.

Eingeweiht wurde auf dem Uni-Campus Golm ein neuer Gebäudekomplex für die Physiker und Geowissenschaftler: Rund 4200 Quadratmeter Hauptnutzfläche, zwei Experimentalhörsäle mit 260 beziehungsweise 200 Plätzen, Arbeitsräume und Laboratorien. 18,4 Millionen Euro wurden für das neue Haus 27 aufgewendet. Europa- sowie Bund- und Ländermittel wie Ministerin Wanka betonte, das Engagement des Landes belege die Priorität, die man der Wissenschaft in Brandenburg eingeräumt habe. Eigentlich sollte Ministerpräsident Platzeck die Einweihung vollziehen, der aber bekanntermaßen verhindert war. Der Termin hätte ganz auf Platzecks Linie gelegen, ist er doch seit Jahren ein Fürsprecher der Hochschul- und Forschungslandschaft. „Ein verlässlicher Mitstreiter im Kabinett“, so Wanka.

Das neue Haus öffnet sich zur Straße hin mit einem haushohen kleinen Innenhof, getragen von zwei spindeldürren Säulen. Die kleine Piazza wirkt noch reichlich nackt. Allerdings wird sie geschmückt von Findlingen aus Fresdorf, die vor rund 10 000 Jahren mit den Eiszeitgletschern aus Skandinavien kamen. Auch die Bänke stehen – wie es sich für Geologen gehört – auf grob behauenen Felsblöcken. Von außen wirkt der Bau sachlich bescheiden, fast schon etwas zu nüchtern. Die Eingangshalle dann schon eher ein imposantes Vestibül, zwei Geschosse hoch, nach hinten zu führt eine Treppe ins erste Stockwerk. Viel Stahl und Glas, wie man es heute so kennt. Eine Wand ist geziert von einer Sammlung aus Marmorkacheln: „Antike Marmore der West-Türkei“, ein Geschenk der FH Izmir.

Insgesamt rund 120 Millionen Euro sind nun schon in den Naturwissenschafts-Campus der Uni Potsdam geflossen, und gleich neben dem neuen Eingangsbereich wird die nächste Baugrube ausgehoben. Hier soll bis 2008 ein weiterer Neubau für die Physiker entstehen. Zum Abschluss will man dann noch die Bibliothek nach Golm holen. Gegenüber auf der anderen Bahnseite, in fußläufiger Nähe, sitzen die außeruniversitären Forschungsinstitute von Max-Planck- und Fraunhofer-Gesellschaft, das Gründerzentrum GOIN ist derzeit noch im Bau. So habe man den Wissenschaftspark Golm von Anfang an geplant, sagt Wanka: durch die Nähe zu den Institute sollten die naturwissenschaftlichen Fächer der Uni gestärkt werden.

Mittlerweile sei hier eine dynamische Entwicklung zu verzeichnen. 1500 Mitarbeiter im Wissenschaftsbereich und rund 6000 Studierende bevölkern den Forschungsstandort mit ländlichem Umfeld. „Golm ist heute der größte Wachstums- und Innovationsmotor Brandenburgs“, lautet das Fazit der Ministerin. Nun wünscht sie sich nur noch, dass die Forscher in Golm im Rahmen des landesweiten Innovationskonzeptes sich Gedanken darüber machen, welche 16 Branchen zu den Kompetenzfeldern des Landes zählen. Der Standort soll sich dabei aktiv einbringen.

Einstweilen war man allerdings mit der Präsentation der neuen Räumlichkeite beschäftigt. Prof. Ralf Menzel führte in die Grundlagen der Physik ein, ein Sammelsurium von Experimenten mit Aha-Effekt, kleine Blitze, Einsteins Ideen und geheimnisvolles Leuchten. Das Licht war Einstein rätselhaft, und ist es uns bis heute noch. Die Physik weiß nach wie vor nicht, was die Lichtquanten genau sind. „Im Licht, ja in der Welt ist etwas Diskretes“, umschrieb Prof. Menzel die Grundlagen der modernen Photonik. Schnell waren die Experimente bei der Zauberei. Das größte aller Kunststücke hob sich Prof. Menzel bis zum Schluss auf: Unter Alarmgehupe begann sich der Tafelbereich des Hörsaals zu drehen. Auf der anderen Seite kam der Experimentalaufbau von Prof. Oberhänsli zum Vorschein. Eine Drehbühne macht es möglich. Denn sie dreht sich doch.

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