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Sport: Ins Macholand Italien

Turbine Potsdam tritt am Sonntagnachmittag beim ASD Torres zum Champions-League-Viertelfinale an

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Wenn der Frauen-Bundesligist 1. FFC Turbine Potsdam am Sonntag im Viertelfinale der Champions League auf den amtierenden italienischen Meister ASD Torres Calcio trifft, prallen auch zwei völlig unterschiedliche Wahrnehmungen des Frauenfußballs aufeinander. Während er in Potsdam – auch wegen der vielen Erfolge – äußerst populär ist, kämpfen die Italienerinnen noch immer um Ansehen in der männlich dominierten Fußballwelt Italiens.

„Italiens Frauenfußball ist schon seit Jahren um mehr Anerkennung im eigenen Land bemüht“, sagt auch Turbine-Trainer Bernd Schröder. „Aber der große Durchbruch ist noch nicht gelungen. Das liegt sicherlich größtenteils an der Mentalität der Italiener. Italien ist halt ein Macholand.“ In der FIFA-Weltrangliste stehen die Italienerinnen auf dem 13. Rang. Deutschland ist hinter den USA die Nummer 2.

Auch Claudio Marcone, ein Schweizer, der seit 25 Jahren Spielerberater von mehreren Fußballerinnen in Italien, der Schweiz und Deutschland ist, weiß um den geringen Stellenwert der fußballspielenden Frauen in Italien. „Den italienischen Frauenfußball kann man nicht mit Deutschland vergleichen“, so Marcone. „Eine Frau, die in Italien Fußball spielt, wird nur wahrgenommen, wenn sie auch erfolgreich ist.“ Auch die Struktur und der Ligabetrieb hinken in Italien verglichen mit Deutschland, Schweden oder Norwegen hinterher. Jungen Spielerinnen werden vom italienischen Verband viele Steine in den Weg gelegt. „Sie müssen teilweise Verträge unterschreiben, die sie bis zum 25. Lebensjahr an ihren italienischen Verein binden“, erzählt Marcone, der 2011 die jetzt 26-jährige Laura Neboli als erste italienische Profispielerin zum MSV Duisburg nach Deutschland holte.

Es gebe viele junge Talente, so der Schweizer. Denen müsse man jedoch raten, ins Ausland zu gehen, um sich zu entwickeln. Das wiederum schwäche die italienische Liga. Deswegen steht für Marcone der Favorit in dem Duell Potsdam gegen Torres klar fest: „Ich sehe die Siegchancen mit 95 Prozent klar bei Turbine. Möglich ist alles, aber ich bin schon überrascht, dass Torres überhaupt so weit gekommen ist.“

Turbine-Coach Bernd Schröder geht hingegen etwas mehr in die Defensive: „Die Italienerinnen sind ein unbequemer Gegner. Sie werden – ähnlich wie ihre Landsmänner – sicherlich bissig und theatralisch zu Werke gehen und uns nichts schenken.“ Den Schwung aus den beiden vergangenen Bundesligasiegen mit 16:0 Toren (gegen Sindelfingen und Duisburg) wollen die Potsdamerinnen dennoch mit auf die Insel Sardinien nehmen. „Wir wollen uns eine gute Ausgangslage für das Rückspiel schaffen“, so Schröder. Dieses findet am 30. März im Karl-Liebknecht-Stadion statt. Luisa Müller

Luisa Müller

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