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Insolvenzantrag gestellt: SC Potsdam muss Bundesliga verlassen
Schock für Potsdamer Volleyballfans: Der Lizenzantrag für die Mannschaft ist zurückgezogen. Laut Ligabetrieb fehlt die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit.
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Der SC Potsdam, in den vergangenen Jahren eine feste Größe im deutschen Frauenvolleyball, steht vor einem tiefen Einschnitt: In der anstehenden Saison 2025/26 darf das Team nicht mehr in der 1. Volleyball-Bundesliga antreten. Das teilte der Verein am Donnerstag auf seiner Internetseite mit.
Die SC Potsdam Sport & Marketing GmbH habe ihren Lizenzantrag zurückgezogen, hieß es – und kam damit „einem drohenden Lizenzentzug zuvor, der für den Hauptverein empfindliche Folgen gehabt hätte“, hieß es weiter.
Die Volleyball Bundesliga (VBL) GmbH, die den Spielbetrieb managt, begründet den Schritt so: Trotz mehrfacher Nachfristen habe die SC-Potsdam-Gesellschaft die erforderliche wirtschaftliche Leistungsfähigkeit nicht nachweisen können. Damit sei die Mannschaft automatisch aus dem Spielbetrieb ausgeschieden. Seit einem ersten Bescheid am 18. Juni sei absehbar gewesen, „dass mit der vorgelegten Planung keine Lizenz erteilt werden kann“, teilte die VBL mit.
Die SC-Potsdam-Gesellschaft habe „nicht ihr negatives Eigenkapital absichern und eine durchgängige Zahlungsfähigkeit nachweisen“ können. Und weiter: Infolge von Verstößen gegen Auflagen der Saison 2024/25 habe man zudem „umfangreiche Sanktionen“ gegen den SC Potsdam ausgesprochen. Details nannte die VBL nicht.
SC-Potsdam-Manager widerspricht
Die Entscheidung hat schwerwiegende Konsequenzen. Wie Geschäftsführer Eugen Benzel mitteilte, wird die GmbH aufgrund der wegbrechenden Einnahmen beim Potsdamer Amtsgericht einen Insolvenzantrag stellen müssen. „Ich bin zutiefst enttäuscht. Das haben unsere Spielerinnen, Trainer, Partner, Fans und alle, die es gut mit uns gemeint haben, nicht verdient“, sagte Benzel. Er könne das Vorgehen der Liga nicht verstehen und verwies darauf, dass sogar ein Testat eines Wirtschaftsprüfers vorgelegt worden sei, das die wirtschaftliche Tragfähigkeit für die kommende Saison bestätigt habe. Dennoch sei der Lizenzentzug nicht abzuwenden gewesen. „Der Schaden ist immens.“
Für den Hauptverein SC Potsdam e.V. selbst besteht nach eigenen Angaben aber keine Gefahr. Der gesamte Breiten- und Nachwuchsbereich bleibt unangetastet, ebenso das Frauen-Team in der 2. Volleyball-Bundesliga.
Seit zwei Jahren schwelt die Krise
Der SC Potsdam steckt seit 2023 in der Krise. Damals waren Vorwürfe der Steuerhinterziehung und des Sozialbetrugs beim Verein publik geworden. Die Staatsanwaltschaft ermittelte. Im Januar 2024 hatte der Verein im Rahmen eines Rettungsplans vor allem über städtische Unternehmen 225.000 Euro erhalten, um den Spielbetrieb für die Volleyballerinnen aufrechtzuerhalten.
2024 hatten dann Vereinspräsident Andreas Klemund und Verwaltungsratschef Stephan Goericke ihren Rücktritt erklärt und die dringende Prüfung einer geordneten Insolvenz empfohlen. Anlass sei ein neues 400.000-Euro-Loch bei der für die Profi-Volleyballerinnen des Vereins zuständigen Spielbetriebs-GmbH – die nun Insolvenz anmelden muss. Der neue Vorstand hatte damals diese Vorwürfe zurückgewiesen.
Im Rathaus hatte man schon im Januar 2024 gewarnt, dass mit einem Aus des Vereins auch das Leistungssport-Verbundsystem im Sportpark Luftschiffhafen und der dortigen MBS-Arena „empfindlich gestört“ würde, was auch für das Rathaus mögliche weitere Einnahmeausfälle, Fördermittelrückzahlungen sowie Sonderausgaben zur Folge haben könnte.
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