Landeshauptstadt: Integration mit Hindernissen
Mehr als Fußball: Das „antirassistische Stadionfest“
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Babelsberg - „Der Ball ist bunt“ - dies war das Motto des siebten antirassistischen Stadionfests, das am Samstag im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion stattfand. Rund 1000 Besucher feuerten die 29 Mannschaften an, die um die Pokale für das beste Herren-, Frauen- und Kinderteam spielten. Im Finale der Herren unterlag das Team der Potsdamer Asylbewerber „Schwarz-Weiß Lerchensteig“ nur knapp dem Vorjahressieger und SV-Babelsberg-03-Fanclub „Stehplatz Ermäßigt“ mit 1:2.
Dabei stand das Siegen nicht im Vordergrund des Turniers. „Frei von Leistungsdruck“ wollten die Fußballer „ein Zeichen gegen Rassismus setzen“, so Jens Lüscher, Mitveranstalter des Stadionfests und Vorstandsmitglied des SV Babelsberg 03. Besonders freuten sich die ehrenamtlichen Organisatoren daher über die Teilnahme der Mannschaften der Asylbewerber, Russland-Deutschen und Polen. Sogar ein Team aus München reiste eigens zum Stadionfest an und selbst ein Fanclub von Union Berlin war in diesem Jahr zum ersten Mal beteiligt. „Fußball ist eben sehr gut geeignet, um Bekanntschaften zu schließen und Vorurteile abzubauen“, so Lüscher.
Dass der Integration zuweilen auch Hindernisse im Weg stehen, musste Mula Adam erfahren. Der 35-jährige Kenianer, der seit zehn Jahren in Potsdam lebt, fand es „schade, dass die Spieler vom Lerchensteig nach dem Finale gleich wieder heimgefahren sind“. „Die verschiedenen Gruppen bleiben eben unter sich“, so der Mittelfeldspieler des SVB-Fanclubs „Rhoter Rhombus“. Trotzdem freute sich Adam, dessen Team im Viertelfinale ausschied, über „das Fair-Play“.
Die Veranstalter nutzten das Fest auch, um abseits des Fußballplatzes auf soziale Probleme aufmerksam zu machen. In einer Ausstellung über die „Festung Europa“ konnten sich die Besucher über die weltweite Armut, die viele Menschen zur Flucht aus ihrem Heimatland bewegt, sowie über die restriktive europäische Asylpolitik informieren. Eine weitere Schautafel zeigte Auszüge aus deutschen Asylgesetzen. Einige Besucher des Stadionfests, wie die 26-jährige Potsdamer Designstudentin Christine Pilz, kamen aber auch nur wegen der vier Konzerte, die nach dem Finalspiel den Abend abrunden sollten. Neben einer irischen und einer lateinamerikanischen Gruppe traten die Potsdamer Punkband „44 Leningrad“ sowie der Berliner Gitarrist und Sänger Jonny Freedom mit dem eigens für das Fest geschriebenen ironischen Fansong „Vorwärts SVB“ auf. FvH
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