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Konzepte zur weiteren EU-Regionalförderung
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Digitale Kommunikation, Biotechnologie und die Textilindustrie finden sich auf den Seiten eines gezeichneten Dreiecks. Marzena Schöne vom sächsischen Wirtschaftsministerium hat die Grafik erstellt. Es handele sich um den sächsischen Ansatz der „Smart Specialisation“. Auf eine „geschmeidige Spezialisierung“ wird es ankommen, wenn Sachsen sich im kommenden Herbst ebenso wie auch Brandenburg und andere Regionen Europas um Fördermittel bei der EU bewerben.
„Die Strukturen, innerhalb denen sich Innovationen in Europa abspielen sollen, werden überprüft und neu festgelegt“, erklärt Suntje Schmidt, Mitarbeiterin am Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung in Erkner (IRS). Der Großraum Berlin-Brandenburg könne dabei beispielhaft für ganz Europa stehen, meint sie. „Die enge Zusammenarbeit zwischen den beiden Bundesländern ist in Europa nahezu einmalig.“
Verschiedene Möglichkeiten der Spezialisierung der Regionen wurden unlängst auf einem Symposium des IRS diskutiert. Jürgen Varnhorn von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung Berlin wies darauf hin, dass die beiden Regionen schon 2007 eine gemeinsame Innovationsstrategie beschlossen haben. Diese sehe vor, die Zusammenarbeit in funktionalen Räumen voranzutreiben und Förder- und Wirtschaftspolitik aufeinander abzustimmen.
Eine Frucht der Zusammenarbeit ist der Innovationspreis Berlin-Brandenburg, den die Hauptstadtregion alljährlich vergibt. Im vergangenen Jahr erhielt den Preis das Potsdamer Hasso Plattner Institut in Zusammenarbeit der Berliner Charité. Mit der Entwicklung einer Medizin-App wollen der Gesundheitswissenschaftler Matthieu-P. Schapranow und der Genforscher Christian Regenbrecht den Zeitverlust bei der Übertragung medizinischer Daten minimieren. Denn gerade bei Krebsleiden und auch bei Herz- Kreislaufschwäche, den am häufigsten tödlich verlaufenden Krankheiten, komme es oft auf eine schnelle medizinische Hilfe an. „Wenn man aber heute eine Krankenakte von vor fünf Jahren anfordern möchte, dauert dies mitunter Tage“, so Schapranow. Die von den beiden Forschern entwickelte App fasst nun die medizinischen Daten und die vorhandenen Therapiemöglichkeiten zusammen. So sollen schnelle Hilfe und die Ausnutzung aller Heilungsmöglichkeiten garantiert werden.
Ein weiteres Beispiel für die Zusammenarbeit der beiden Regionen ist der Innovationsgipfel, der seit 2007 alljährlich stattfindet und bei dem sich Unternehmer, Wissenschaftler und Politiker Gedanken über die mögliche Zukunft der Region machen. Die Fachleute sind zu dem Schluss gelangt, dass sinnvolle Entwicklungsschwerpunkte in verschiedenen Clustern unter anderem in der Energietechnik, der Gesundheitswirtschaft und der Optik liegen könnten.
Den Gedanken der Schwerpunktbildung in Clustern greift Suntje Schmidt auch für das Konzept auf, mit dem sich die Region im Rahmen der „Smart Specialisation“ für die Förderperiode 2014 bis 2020 bei der EU bewerben möchte. Im Internet wurde in diesem Zusammenhang von der TSB Innovationsagentur Berlin ein „Transfer Cafe“ (www.transfercafe.de) initiiert. Auf der Plattform stellen Wissenschaftler und Ingenieure sich mit ihrem Fachwissen Unternehmen und sonstigen Interessierten zur Verfügung, um möglichst unkompliziert über knifflige Fragen in Wirtschaft und Wissenschaft zu debattieren. „Netzwerke, die so entstehen, sind enorm wichtig für die Entwicklung der Region“, konstatiert die Wissenschaftlerin.
„Dies gelte umso mehr als das aus dem Europäischen Strukturfonds nicht einzelne Unternehmen, sondern u.a. der Europäische Erfahrungsaustausch zur Verbesserung regionaler wirtschaftsfördernder Strukturen gefördert wird.“ Daher verwundert es nicht, dass sich bereits italienische Fachleute aus Rom nach dem „Transfer Cafe“ erkundigt haben. Sie wollen die Plattform in Italien installieren. Richard Rabensaat
Richard Rabensaat
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