Landeshauptstadt: Investitionen aus dem Reich der Mitte
Acht Firmen im Shanghai-Business-Center / Vetriebszentren entstehen / Kommen Container per Schiff?
Stand:
Algenzucht in den Gewässern Brandenburgs für China oder Marktforschung in osteuropäischen Ländern von Potsdam aus: Die Liste von interessierten chinesischen Unternehmen, um den Standort Potsdam zu einem europäischen Handelszentrum auszubauen, ist lang. Eine Reihe neuer Ansiedlungen erwartet Jens Ullmann daher in den kommenden Jahren. Der Außenwirtschaftsexperte der Potsdamer Industrie- und Handelskammer (IHK) sagte gestern auf Anfrage: Die ersten acht Investoren hätten ihre Niederlassungen im neuen Potsdam Shanghai Business Center in den Roten Kasernen zugesagt. Ullmann erwartet dadurch starke Sekundäreffekte für die hiesige Wirtschaft.
„Die Chinesen lieben die hiesig vorhandene Lebensqualität“, so Ullmann von der IHK – vor allem die historische Bebauung. Immobilienkäufe für die Repräsentanten seien daher wahrscheinlich. Mit einer Reihe verschiedenster Interessenbekundungen kam erst vor wenigen Wochen eine Potsdamer Delegation von einem Besuch aus Shanghai zurück. Es habe Anfragen von Unternehmen unter anderem aus den Branchen Marktforschung, Fischerei und Süßwasservorräte sowie Vertrieb von Müll und Umwelttechnik gegeben. Die Unternehmen hätten betont, von der Region Potsdam aus den europäischen Markt bedienen zu wollen.
Als eines der ersten chinesischen Projekte gilt die Entwicklung des Gewerbegebietes Friedrichspark. Dort soll in den nächsten Jahren auf 40 Hektar Fläche ein Vertriebszentrum für chinesische Möbel entstehen. Hergestellt in China, sollen sie von Potsdam aus im Großhandel in ganz Europa vertrieben werden. Eine Baugenehmigung für das Projekt wird laut Projektentwickler Detlef Kaminski im kommenden Jahr eingereicht. Der frühere Baustadtrat rechnet durch die Investition einer Gruppe von chinesischen Möbelproduzenten mit etwa 1000 neuen Arbeitsplätzen und einem Investitionsvolumen von mehr als 100 Millionen Euro.
Der Friedrichspark steht somit vor einer neuen Nutzung, nachdem sich Potsdam und die einst eigenständigen Gemeinden Satzkorn und Marquardt jahrelang um eine Entwicklung des Geländes stritten. Zuletzt wurde ein neuer Bebauungsplan beschlossen, der in einem Erschließungsvertrag auch vorsieht, dass der Bahnhof Satzkorn saniert wird, wenn der Autoverkehr eine bestimmte Höchstbelastung überschreitet.
Für Ullmann bestätigt diese Planung einen Trend. Seit Beginn des Jahres hat die chinesische Regierung ihren Unternehmen erlaubt, chinesisches Kapital auch im Ausland zu investieren. Während früher Importeure für den Vertrieb sorgten, wollen die Unternehmen nun selber den europäischen Markt erschließen, so der IHK-Fachmann. Hoffnungen auf große Produktionsstätten macht er jedoch vorerst nicht. Es handele sich zu vorderst um den Aufbau von Vertriebsniederlassungen. Die Waren würden auch weiter in China hergestellt, per Containerschiffe bis in die Niederlanden gefahren und später entweder per Lkw oder mit kleineren Schiffen die Elbe entlang Richtung Potsdam verladen. Erst später würden laut Ullmann Entwicklungs- und Designabteilungen sowie Fertigungsstrecken in Potsdam aufgebaut. Die Entwicklung habe jedoch gerade erst begonnen.
Sollten die Waren per Schiff die Elbe und dann den Sacrow-Paretzer-Kanal entlang gefahren werden, könnte der alte Plan eines Hafens an der Potsdamer Schiffbau-Versuchsanstalt direkt am Kanal wieder aus den Schubladen gezogen werden. Die Errichtung einer Spundwand ist bereits im Zuge des Havelausbaus geplant.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: