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Weiterhin Abrisspläne: Das Haus Dietz wird aufgegeben.

© Manfred Thomas

Neues Bauen in Potsdam: Investoren-Wechsel beim Haus Dietz

Die Helma GmbH hält trotz Protesten daran fest: Sie will das Haus Dietz in der Kurfürstenstraße abreissen und stattdessen dort ein mehrgeschossiges Wohnhaus bauen.

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Innenstadt - Neue Pläne für das Terrain des Hauses Dietz sehen einen Neubaubeginn ab Herbst dieses Jahres vor. Zuvor steht für das Grundstück Kurfürstenstraße 24/25 voraussichtlich noch ein Eigentümerwechsel an: „Wir beabsichtigen, das Grundstück zu kaufen“, erklärte Björn Jeschina, Geschäftsführer der Helma Wohnungsbau GmbH aus Lehrte, am Montag auf PNN-Anfrage. Derzeitiger Eigentümer ist noch die Berliner Firma Natulis, die das Haus Dietz – ein bedeutendes Zeugnis des Neuen Bauens in Potsdam – abreißen und durch einen Mehrgeschosser mit 33 Wohnungen ersetzen wollte. Die Abrisspläne für das ehemalige Wohnhaus des bekannten Potsdamer Architekten Heinrich Laurenz Dietz (1888-1942) hatten zu massiven Protesten kulturhistorisch interessierter Potsdamer geführt (PNN berichteten). Die Brandenburgische Architektenkammer kritisierte die Abrisspläne scharf. In einem offenen Brief hatte der Förderverein des Potsdam Museums Brandenburgs Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) aufgefordert, sich für den Erhalt des Hauses Dietz einzusetzen.

Auch die Firma Helma hält an den Abriss- und Neubauplänen fest. Jedoch werde es Entwurfsanpassungen durch das Braunschweiger Architekturbüro FT plus Architekten geben. Wie Jeschina erläuterte, „verliert das Bauvorhaben ein wenig an Volumen“ und soll etwas niedriger ausfallen. Nunmehr solle der Wohnneubau nur noch 29 Wohnungen enthalten. Jeschina: „Deshalb sehen wir die Notwendigkeit, das Projekt erneut im Gestaltungsrat zu diskutieren.“ Dem Rat international anerkannter Architekten soll der umgearbeitete Entwurf am Mittwoch kommender Woche vorgelegt werden. Laut Tagesordnung der 18. Sitzung des Gestaltungsrates findet die Präsentation des Vorhabens ab 16 Uhr statt. Ort: Stadtverwaltung in der Hegelallee, Haus 1, Raum 405.

Die Wohnfläche des neuen Entwurfs reduziert sich laut Jeschina von 4000 Quadratmetern auf 3200 Quadratmeter. Als Grund nannte der Helma-Chef eine bessere Vermarktbarkeit und höhere Nachhaltigkeit der Investition: „Schlechtere Wohnungen vermieten sich schlechter.“

Jeschina erklärte ferner, er wisse um die öffentliche Diskussion zum Haus Dietz: „Die emotionalen Komponenten muss ich erst einmal ausblenden.“ Der Helma-Chef: „Wir kaufen ein Grundstück mit einer Abrissgenehmigung und kein Denkmal.“ Zu DDR-Zeiten stand das Haus zwar einmal unter Denkmalschutz. Jedoch hatte die Landesdenkmalbehörde dem 1929 entstandenen Haus Dietz nach 1990 und bis zuletzt den Denkmalstatus verweigert. Der Grund: Das Haus war aus statischen Gründen in den 1980er Jahren abgetragen und mit Geldern des DDR-Denkmalschutzfonds wieder neu aufgebaut worden.

Einen Vorschlag, wie das seit Mitte 2012 leer stehende architektonische Kleinod gerettet werden kann, macht der Grieche Georges Hadji Walassis, dem das Nachbarhaus Kurfürstenstraße 29 gehört. Wie der Physiker den PNN am Montag erklärte, biete er sein Haus zum Kauf an. Dieses könnte anstatt des Hauses Dietz abgerissen werden. Auf diese Weise könnte das Wohnbauprojekt um 33 Meter verschoben werden und so das Wohnhaus des Architekten Dietz stehen bleiben. Als Motiv für diesen Vorschlag nennt Walassis keinesfalls Liebe zur Architekturgeschichte. Vielmehr hat der Hausbesitzer genug von seiner Immobilie in Potsdam: „Ich bin müde.“ In dem 2002 aus einer Zwangsversteigerung heraus gekauften Haus versagte 2005 ein Ventil, fünfeinhalb Monate lang floss Wasser aus dem Netz ins Abwasser. Die Stadt Potsdam habe ihm eine Rechnung über 104 000 Euro geschickt – 52 000 Euro für Trink- und 52 000 Euro für Abwasser. Walassis erklärte, 2010 die zu diesem Zeitpunkt infolge von Rechtsstreitigkeiten auf 155000 Euro gestiegene Rechnung bezahlt zu haben. Wasser bleibe aber dennoch bestimmendes Thema des Hauses Kurfürstenstraße 29: Aufsteigendes Grundwasser bedecke den Boden des Erdgeschosses. Grund sei eine misslungene Grundwasserabsenkung bei einem Bauprojekt im Umfeld. Für „einen Appel und ein Ei“ wolle er aber nicht verkaufen: Walassis denkt für die 1400 Quadratmeter an der Kurfürstenstraße an eine Summe „in der Nähe von einer Million“. Guido Berg

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