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PRO & Contra: Ist die neue Oberschule schon gescheitert?

PRO & Contra Die Oberschulen haben nicht nur einen schlechten Start erwischt – dass die Potsdamer Eltern kein Vertrauen zur neuen Schulform haben und ihre Kinder dementsprechend nicht dafür anmelden, hat seine Gründe. Denn die Schullandschaft kann sich nur dann wie geplant ausgeglichen in Gymnasien und Oberschulen teilen, wenn letztere auch das bieten können, was sie sollen: eine Alternative zu den bisherigen Real- und Gesamtschulen sein, damit diese aufgrund sinkender Schülerzahlen nicht als Sammelorte für die so genannten schwierigen Schüler verkümmern.

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PRO & Contra Die Oberschulen haben nicht nur einen schlechten Start erwischt – dass die Potsdamer Eltern kein Vertrauen zur neuen Schulform haben und ihre Kinder dementsprechend nicht dafür anmelden, hat seine Gründe. Denn die Schullandschaft kann sich nur dann wie geplant ausgeglichen in Gymnasien und Oberschulen teilen, wenn letztere auch das bieten können, was sie sollen: eine Alternative zu den bisherigen Real- und Gesamtschulen sein, damit diese aufgrund sinkender Schülerzahlen nicht als Sammelorte für die so genannten schwierigen Schüler verkümmern. Im ländlichen Raum, wo die Talsohle des Wende-Geburtenknicks hart zu spüren ist, könnte dieses Konzept zwar aufgehen. Aber gerade in der Landeshauptstadt werden die Oberschulen eher zum Schul-Mörder als zum Retter. Hier müssten wegen der sinkenden Schülerzahlen zwar auch Schulen geschlossen werden – doch dieser Prozess verläuft jetzt wesentlich krasser und nicht von der Politik gesteuert. Denn je mehr Schüler Gymnasien besuchen, desto mehr Oberschulen leiden unter Schülermangel – und stehen damit vor dem Aus. Wenig vertrauenserweckend auf die Eltern wirken die neuen Oberschulen zudem, weil ihr künftiges Profil weitgehend unklar geblieben ist. Schuld daran ist auch die Hast, mit der das Land die Reform umgesetzt hat.S. Schicketanz Die Schulform Oberschule hat im Land Brandenburg, aber auch in der Stadt Potsdam Zukunft. Das beweisen die Anmeldezahlen in Brandenburg (Havel). Durch das dort beinahe vollständige Abschaffen der Gesamtschulen – es gibt nur noch eine – liegt der Anteil von Schülern der neuen Regelschule auf Anhieb bei 44 Prozent, zudem wollen nahezu die Hälfte aller neuen Siebtklässler dort ein Gymnasium besuchen. Die Stadt könnte Vorbild-Kommune des Bildungsministeriums gelten sein, denn sie erfüllt pünktlich mit der Umsetzung des neuen Schulgesetzes alle zuvor geäußerten Wünsche: eine zweigliedrige Schullandschaft im Sekundarbereich mit der angestrebten Anzahl von 50 Prozent Gymnasiasten. Für Potsdam weist das Schulgesetz den Weg für die Zukunft, denn alle Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe sollen, wenn sie keine siebten Klassen mehr aufnehmen, zu Oberschulen werden. In Potsdam verhindert dieses Szenario eine zu große Anzahl weiterführender Schulen sowie die hohe Nachfrage an Gesamtschulen. Nun müssen die Stadt als Schulträger und das Land versuchen, auf anderem Weg zu einem zweigliedrigen System zu gelangen. Die geplante Umwandlung von Gesamtschulen in Gymnasien kann nur ein Schritt sein. Denn das Ziel, 50 Prozent der Schüler zum Abitur zu bringen, ist bildungspolitisch zweifelhaft. J. Brunzlow

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