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Sport: Italienreise

Ein alter Mann flieht vor sich selbst und seinem Scheitern. Auf der Flucht gesellt sich ein junges Mädchen hinzu, das obendrein schutzbedürftig ist.

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Ein alter Mann flieht vor sich selbst und seinem Scheitern. Auf der Flucht gesellt sich ein junges Mädchen hinzu, das obendrein schutzbedürftig ist. Die Konstellation klingt nach leicht verschwitzter Altmänner-Fantasie, aber Peter Henischs Roman „Die schwangere Madonna“ ist anders. Denn der Wiener Autor legt ein wunderbar leichtes, ironisches, komisches, tragisches, melancholisches Roadmovie vor. Josef Urban, der Protagonist, ist gescheitert als Ehemann, als Vater, als Rundfunkjournalist. Als Autofahrer auch. Führerschein hat er nicht, steigt trotzdem in ein herumstehendes Auto, weil der Schlüssel steckt und fährt los. Auf der Rückbank schläft Maria, 18 Jahre alt, Geliebte des Autobesitzers, der auch noch ihr Religionslehrer ist, und von dem sie schwanger ist. Fünf Wochen dauert die Fahrt durchs winterliche Italien, fünf Wochen, in denen sich die beide nahe kommen. Erotik schwingt mit, aber nur als unwahrscheinliche Möglichkeit. Die beiden entwickeln sich in diesen fünf Wochen, Maria weg von ihrem Religionslehrer und hin zu einem Mädchen, das 18 ist und nicht älter tut. Und Josef findet zurück ins Leben. Die Wege dorthin sind manchmal absurd, skurril, verschroben, und meistens heiter. Man kann im Roman auch all seine literarischen Anspielungen und Zitate aufspüren, unter Berücksichtigung der vielen religiösen Verweise – die ja schon in den Namen der beiden anklingen. Aber für den Lesespaß ist das nicht von Belang. Es regnet viel, aber dieser italienische Regen trägt keine Trauer, er wäscht weg. Und dann sieht man klarer. Helmut Schümann Peter Henisch: Die schwangere Madonna. Roman. Residenz-Verlag, St. Pölten, 345 Seiten, 22,90 €

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