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Kinder- und Medienrummel bei der Arche-Eröffnung. In einer ehemaligen Getränkehalle (o.) ist, auch dank prominenter Unterstützung wie von Günther Jauch und Henry Maske (Bild r.u.) das christliche Hilfswerk untergebracht. Viele Kinder interessierte weniger das kostenlose Essen, sondern das Ergattern von Autogrammen der TV-Gesichter.

© Manfred Thomas

Von Kay Grimmer: Jakobs: „Kinderarmut auch in Potsdam“

„Arche“-Hilfswerk versorgt in neuem Haus bis zu 200 Kinder mit kostenlosem Mittagessen und Freizeitbetreuung

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Drewitz - Erstmals hat Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) bestätigt, dass auch in Potsdam Kinderarmut existiert. Bei der Eröffnung der Hilfseinrichtung „Arche“ neben der Drewitzer Priesterweg-Grundschule sagte das Potsdamer Stadtoberhaupt: „Manch eine Stadt hat Angst vor einem Negativ-Image, wenn es um das Thema Kinderarmut geht.“ Doch nicht darüber sprechen, heiße, das Problem nicht anzupacken. „Da wir wissen, dass Kinderarmut existiert, sind Angebote wie die ,Arche’ wichtig für die Stadt.“

Das christliche Kinder- und Jugendwerk, 1995 von Pastor Bernd Siggelkow in Berlin-Hellersdorf gegründet, eröffnete gestern in einer ehemaligen Getränkehalle die fünfte „Arche“ in Deutschland. Im Haus, das für eine Million Euro um- und ausgebaut wurde, sollen täglich ab 12 Uhr bis zu 200 Kinder ein kostenloses Mittagessen und darüber hinaus Hausaufgaben- und Freizeitbetreuung von vier Mitarbeitern und weiteren ehrenamtlichen Helfern erhalten. Dabei wolle man die seit einem Jahr währende Zusammenarbeit mit der Priesterweg-Schule fortsetzen, kündigte Siggelkow an. Bereits seit dem 1. September 2008 bot die „Arche“ im Keller des Schulhauses ein kostenloses Mittagangebot für die Schüler an.

Jakobs erklärte zur Eröffnung: „Wenn die ,Arche’ mit ihrem Angebot in Potsdam irgendwo hinpasst, dann ist es hier in Drewitz.“ Die Aufgabe von Unterstützung und Hilfsangeboten für Kinder und Familien sei auch kommunale Aufgabe, „aber wir können nicht überall zur gleichen Zeit sein“, so Jakobs. Deshalb seien ehrenamtliche Angebote wie die von Siggelkow und seinen Mitstreitern notwendig. „Ich hoffe auf Nachahmer“, so das Stadtoberhaupt. Die Sozialbeigeordnete Elona Müller (parteilos) sieht mit der Eröffnung des „Arche“-Hauses die Versorgung von hilfebedürftigen Kindern und Familien in Drewitz als ausreichend an. „Mit dem Eltern- Kind-Zentrum und dem kostenlosen Essen bei der Spirellibande der Arbeiterwohlfahrt am Stern sei der Sozialraum 5 Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld gut versorgt“, so Müller.

Linke-Stadtfraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg, der auch zur Eröffnung gekommen war, sieht sich hingegen bestätigt in seiner Forderung nach kostenlosem Schulessen für hilfebedürftige Kinder in Potsdam. „Wenn hier 200 Schüler das Angebot der Arche nutzen, stadtweit aber nur 23 Anträge auf Beitragsfreiheit beim Schulessen gestellt wurden, scheint die Potsdamer Regelung nicht zu greifen“, so der Linke-Politiker. SPD-Stadtfraktionschef Mike Schubert verwies auf das seit zwei Wochen vereinfachte Antragsverfahren bei der Härtefallregelung. „Wir haben bereits gehandelt“, so Schubert.

Zur Eröffnung der Drewitzer „Arche“ war neben der Arche-Botschafterin, der Soap-Darstellerin Susan Sideropoulos und Ex-Boxweltmeister Henry Maske auch der Potsdamer TV-Moderator Günther Jauch gekommen. Jauch gilt als Initiator des „Arche“-Engagements in der brandenburgischen Landeshauptstadt. „Ich bin vor etwa zwei Jahren mit meiner Frau Thea Sihler nach Berlin-Hellersdorf zu Bernd Siggelkow gefahren, sein Engagement hat uns imponiert. Wir dachten, dass solch eine Einrichtung auch in Potsdam sinnvoll sein kann.“ Jauch finanziert seit vergangenem Jahr die Mitarbeiter und die Betriebskosten der Arche in Potsdam und will dieses Engagement auch fortführen. Der eine Million Euro teure Umbau der Ex-Getränkehalle in ein Kinder- Freizeitheim will die „Arche“ ebenfalls durch Spenden refinanzieren. Unter anderem gab bereits die McDonalds-Kinderhilfe 250 000 Euro, auch das Potsdamer Autohaus Sternagel unterstützte den Umbau mit 5000 Euro. Klein- und Sachspenden kamen von der Potsdamer CDU-Vorsitzenden Katherina Reiche und dem Rechtsanwalt Götz Weißhaupt sowie vom SPD-Stadtverband.

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