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Zugang verwehrt. Diese Sporthalle am Luftschiffhafen ist geschlossen.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: Jakobs streicht Magdowski den Urlaub

Hallen-Skandal am Luftschiffhafen: Sportdezernentin soll Task Force leiten

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Im Sporthallen-Skandal greift Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) zu drastischen Mitteln. Am Montag strich der Rathauschef der zuständigen Sportbeigeordneten Iris Jana Magdowski (CDU) den lange geplanten Winterurlaub, den sie am heutigen Dienstag gemeinsam mit ihrem Mann antreten wollte – ein nach der Erinnerung von Rathausinsidern beispielloser Vorgang. Schon in der vergangenen Woche hatte es Kritik am Chef der für die Sporthallen zuständigen Luftschiffhafen GmbH gegeben, weil dieser in der Krise eine Familienreise unternommen hatte.

Stattdessen soll Magdowski eine wöchentlich tagende Task Force führen, die alternative Trainingsstätten für Hunderte Sportler planen soll. Wie berichtet waren die Schwimm- und die Leichathletikhalle Anfang Dezember wegen Einsturzgefahr auf unbestimmte Zeit geschlossen worden, ein Gutachten zum Zustand der Leichtathletik- und Schwimmhalle soll frühestens Ende März vorliegen.

Eigentlich hatte Magdowksi für zehn Tage mit ihrem Mann – der blind ist – zum Skifahren in die Schweiz fahren wollen, auch im Sportausschuss wäre sie heute nicht erschienen. Auf PNN-Anfrage sagte die Dezernentin: „Ich kann verstehen, dass der Oberbürgermeister in dieser Situation meine Hilfe braucht. Mein Mann ist darüber sehr traurig. Als Blinder, der nichts alleine machen kann, ist er der Hauptbetroffene, wenn ich nicht in den Urlaub fahren kann.“

In der vergangenen Woche hatte es viel Kritik gegeben, weil Magdowski sowie die Luftschiffhafen GmbH im Hauptausschuss auch mehr als fünf Wochen nach der Hallenschließung keine mit Zahlen untersetzte Alternativvorschläge vorlegten. Inzwischen hat sich die Situation weiter zugespitzt, weil das Landessportministerium der Stadtverwaltung ein Ultimatum gestellt hat: Bis Freitag müsse das Rathaus anhand eines Fragenkatalogs detailliert darstellen, warum und ob die Schließung der Hallen nötig gewesen sei, sagte Ministeriumssprecher Stephan Breiding. Andernfalls will das Land die Trainingsstättenförderung in Höhe von 390 000 Euro in diesem Jahr auf Eis legen. Die Stadt hatte die Schließung der Hallen Anfang Dezember damit begründet, dass verschiedene Gutachter gegenüber der Bauaufsicht nicht mehr für die Standsicherheit der Hallen garantieren wollten.

Schon jetzt müssten alle denkbaren Ersatzvarianten geprüft werden, so Jakobs: „Nur so stellen wir sicher, dass keine Zeit verloren geht.“ Unter anderem sollen Kosten und Realisierbarkeit von Stützkonstruktionen an den Hallendächern sowie der Bau einer Traglufthalle mit Schwimmbecken geprüft werden.

Am Montag verteidigte die Sportdezernentin ihre Urlaubspläne. Noch am Freitag hatte Magdowski den PNN lediglich erklärt, sie begleite ihren Mann auf einer „Winterfreizeit für Sehbehinderte“. Diese besondere Reise finde jedes Jahr zur gleichen Zeit statt, sie fahre seit zehn Jahren als Begleitperson mit. Am Montag präzisierte die Beigeordnete dann in einem Zeitungsinterview, sie könne verstehen, dass die Fahrt auf den ersten Blick irritierend wirken könne, wenn die Umstände nicht bekannt seien. Doch sei ihr Mann zu 100 Prozent blind und nehme daher an einem seit Langem gebuchten Programm für Blinde in der Schweiz teil, wo Skilanglauf unter besonderen Bedingungen möglich sei. Ihr Mann könne nur daran teilnehmen, wenn er eine Begleitperson bei sich habe. Der Urlaub lasse sich so kurzfristig auch nicht mehr verschieben. Allerdings wäre die Kommunikation mit dem Rathaus auch im Urlaub gewährleistet gewesen, hatte Magdowski betont.

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