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Landeshauptstadt: Jaqueline, ich hab Berlin gekauft!

Beim Bundesvision Song Contest 2009 in Potsdam singt Sven van Thom für Brandenburg

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Die Tage sind gezählt: Am 13. Februar 2009 steht Sven van Thom auf der Bühne der Metropolis-Halle in Babelsberg. Dann tritt der 31-Jährige beim Bundesvision Song Contest 2009 für Brandenburg an. Der kleine Mann mit der auffälligen Brille, der gerne über traurige Mädchen und schwatzhafte Frauen singt, sieht es gelassen. Schließlich war er vor zwei Jahren schon mal bei Stefan Raabs Wettbewerb. Damals landete er mit seiner Band „Beatplanet“ auf dem 15. von 16 möglichen Plätzen. „Es kann noch schlimmer werden“, sagt Sven van Thom und lächelt.

Es ist ein eiskalter sonniger Montagmittag in Berlin Prenzlauer Berg, im „Kauf Dich Glücklich“ in der Oderberger Straße sitzen die ersten Gäste und löffeln Eis. Der Laden ist vollgestellt mit bunten Stühlen, Sesseln und Sofas, die alle mindestens so alt sind wie der Musiker, der den Treffpunkt hier vorgeschlagen hat und statt Eis jetzt lieber eine heiße Schokolade bestellt.

Mit Musik hat er angefangen, als er 13 Jahre war: „Alles ganz unschuldig“, erzählt der Wahlberliner: „Ich habe Kassetten vollgespielt und sie an Schulfreunde weitergegeben.“ Unschuldig klingt Sven van Thoms Stimme bis heute, auch wenn er Zeilen singt wie „Schatz, halt“s Maul“.

Einen anderen Berufswunsch als Musiker habe er nie gehabt, erzählt der 31-Jährige. Seine Vorliebe für alles Schlagereske reicht weit zurück in die Kindheit, zu Nachmittagen mit Opa Kurt vorm Radio, in Stolzenhagen, einem kleinen Dorf nördlich von Berlin. „Ich habe begeistert mitgesungen und mit Strohhalmen auf Sofakissen getrommelt“, erinnert er sich: „Das war nicht so laut, aber vom Gefühl her wie bei den Flippers.“

Mit 16 dann die erste Schülerband, aus der später „Sofaplanet“ wurde, der Vorgänger von „Beatplanet“ – „melancholischer, krachiger Indierock mit deutschen Texten“, beschreibt Sven die Musik, die ihm heute zu traurig ist. Dass Ironie doch besser ankommt, wird spätestens klar, als Sofaplanet vor acht Jahren mit „Lieb Ficken“ ihren größten Hit landeten.

Etwa zu der Zeit zieht Sven van Thom aus Stolzenhagen nach Berlin. Der Künstlername für sein Soloprojekt ist übrigens wörtlich zu nehmen: „Es passiert immer wieder, dass ich übersehen werde“, erzählt Sven. Selbst wenn er gerade auf der Bühne gestanden habe, erkennen ihn die Leute im Club nicht mehr wieder, sobald er sich unters Volk mischt. „Das Phantom ist ein Teil von mir“, sagt Sven. Seine im September erschienene Soloplatte heißt „Phantomschmerz“.

Dass Sven für Brandenburg auftritt, obwohl er in Berlin lebt, stört ihn nicht: „Bin ich Berliner oder Brandenburger?“, überlegt er: „Letztendlich ist das ja eh eins.“ Insofern ist der Song, den er in der Metropolishalle zum Besten geben wird, auch Programm: „Jaqueline (Ich hab Berlin gekauft)“ heißt er. Jana Haase

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