Landeshauptstadt: Jede Menge guter Ideen
Das Kulturhaus Babelsberg feiert morgen seinen 50. Geburtstag – bis in die Nacht hinein
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Morgen wird im Kulturhaus Babelsberg 50. Geburtstag gefeiert. 1956 hatte der Rat der Stadt Potsdam beschlossen, aus dem roten Klinkerbau mit Türmchen, der noch immer wie ein Rathaus aussieht und auch noch als Straßenbahnhaltestelle Rathaus Babelsberg bzw. als Ratskeller firmiert, ein Klubhaus zu machen. Nach Blütezeit und Nachwende-Stagnation hat sich das Haus inzwischen wieder einen Ruf als Kulturstätte erworben und das verdankt es nicht zuletzt seiner neuen Chefin Yvonne Pachl. „Ich bin ein offener Mensch“, sagt sie und: „Ich kann nur arbeiten, wenn ich im tiefsten Inneren von einer Sache überzeugt bin.“
Als Gebäude hat das Babelsberger Rathaus viel mehr als ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel. 1898 beschloss die Gemeindevertretung Nowawes den Kauf des Grundstücks. Von 1898 bis 1907 wird dann ein Rathaus darauf erbaut und der Bereich Nowawes daraus verwaltet. In der Wirtschaftskrise entsteht von 1919 bis 1923 eine Kinder- und Säuglingsstation in den Kellerräumen. 1939 wird Babelsberg nach Potsdam eingemeindet und ein eigenständiges Rathaus nicht mehr benötigt. Im Krieg dienen Teile des Hauses als Reservelazarett, es gibt eine Bibliotheksausleihstelle und die Sparkasse zieht ein. Nach 1956 entwickelt sich das Haus zum kulturellen Zentrum und erhält den Namen des eher unbekannten 19-Jährigen Widerständlers Herbert Ritter, nachdem die Brecht-Erben es ablehnten, dass es den Namen des Dichters erhält.
Nach der Wende wird das Kulturangebot immer schmalspuriger. Außen nach denkmalspflegerischen Richtlinien saniert, verfällt das Gebäude innen immer mehr. 2005 schreibt es die Stadt für eine freie Trägerschaft aus. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) bekommt den Zuschlag. Doch nun regen sich heftige Widerstände, denn die AWO will im ersten Stock eine alternative Kinderbetreuung „Aki“ einrichten. Andere Hausmieter fühlen sich verdrängt, Eltern bemängeln, dass es keine Freifläche zum Spielen gibt. Der ohnehin nicht große Hof des Kulturhauses dient nämlich als Parkplatz. Sehr schnell ist aber ein Kinder-„Garten“ gefunden: der Babelsberger Park, in den die Gruppen gemeinsam ausfliegen. Im Haus selbst können sie spielen, lernen und einfach auch nur mal abspannen. Für das laufende Schuljahr sind bereits 57 Kinder angemeldet.
Die jungen Hausnutzer haben sich inzwischen nicht nur gut ins Gesamtbild eingefügt, sie ziehen auch ältere Besucher aus der Familie nach. „Das Haus ist ausgebucht bis unters Dach“, meint Pachl. Nicht nur Vereine, die das Haus vor der Übernahme durch die AWO nutzten sind geblieben, so Kunstschule, Förderkreis Böhmisches Dorf, Stadtspieltruppe, Singschule und die Landesarbeitsgemeinschaft Pädagogik, es gibt Kurse und Workshops vom Kinderschauspiel bis zum Seniorensport vom Trommelkurs bis zum Yoga für Frauen. Die Studenten der Filmhochschule stellen einmal im Monat ihre Werke vor und diskutieren sie mit prominenten Filmemachern. Und Pachl hat den Jazz wieder ins Haus geholt, der als „Jazz am weißen Flügel“ in den 60er Jahren schon einmal Furore machte.
Zum Fest ist dann auch der Flur des zweiten Hausaufgangs fertig gemalert – und die im 2. Stock untergebrachte Kunstschule kann ihn als Ausstellungsbereich nutzen. In der 1. Etage haben Pinsel und Farbe ebenfalls ihr Werk getan.
Pachl hat noch jede Menge guter Ideen. Im November ist ein Hutball geplant und sie möchte sich gern in den Böhmischen Weihnachtsmarkt einklinken und ein 50-er Jahre Weihnachten „in seiner Schlichtheit“ nachgestalten, wie sie die eher kargen Angebote von damals beschreibt. Auch einen Hausfasching wie einst könnte sie sich denken. Kein Wunder, dass sie deshalb mit Nachdruck die Sanierung des Parterres betreibt, dass sich derzeit noch in einem nicht nutzbaren Zustand befindet.
Morgen wird der runde Geburtstag ab 16 Uhr im Hof des Kulturhauses gefeiert. Ein buntes Kinderprogramm mit Locci und Katinka sorgt für eine lustige musikalische Reise, eine Modenschau führt durch die letzten fünf Jahrzehnte. Weitere Programmhöhepunkte werden die Tanzcompany Oxymoron und das Kabarett Obelisk sein. Die Guitarreros verbreiten bis in die späte Nacht Flamencofieber und Milan amko und Band spielen Jazz.
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