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Ausgezeichnet. Die Söhne Mannheims wurden für ihr Engagement geehrt.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: „Jedes Kind ist hochbegabt“

Bei der Zukunftskonferenz Vision Summit am Campus Griebnitzsee diskutieren rund 1200 Teilnehmer über die Zukunft der Bildung

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Babelsberg - Das Ziel ist nichts Geringes als eine Bildungsrevolution: „Jedes Kind ist hochbegabt“, behauptet der Göttinger Hirnforscher Gerald Hüther und schimpft auf ein Schulsystem, dem „ein Begabungskonzept aus dem letzten Jahrhundert“ zugrunde liege, und Schulen, die „wie Erbsensortieranlagen“ funktionieren. Die Neugierde und Entdeckerfreude, die jedes Kind mitbringe, gehe genau dort verloren, wo wir meinen, die Kinder zu bilden, ist der Neurobiologe überzeugt: In den Schulen. Bei Lehrern, die zwar fachliche Experten seien, aber eben nicht die notwendigen Fähigkeiten als „Potenzialentwicklungscoaches“ mitbringen, sei das nicht verwunderlich. Hüther arbeitet auf Anregung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit an einem Konzept zur Lehrerausbildung.

Momentan trifft sich der Neurobiologe allerdings in Potsdam mit Gleichgesinnten – bei der Zukunftskonferenz „Vision Summit“. Rund 1200 Teilnehmer sind dafür nach Veranstalterangaben noch bis zum heutigen Samstag auf dem Universitäts-Campus Griebnitzsee. Die von Paul Spiegel und seinem Genisis-Institut 2007 ins Leben gerufene Leitkonferenz für soziale Innovationen findet bereits zum zweiten Mal in Potsdam statt.

Schwerpunkt in diesem Jahr ist die Bildung. „Mit dem Vision Summit wollen wir den Start für eine gesellschaftliche Bewegung im Bildungsbereich setzen“, sagt Paul Spiegel. Dabei gehe es zunächst auch darum, bereits erfolgreiche innovative Konzepte „sichtbar zu machen“. Das geschieht auf der Tagung in unzähligen Workshops und Diskussionsrunden, aber auch bei den „Vision Awards“, die bereits zum Auftakt des Treffens am Donnerstagabend verliehen wurden. Geehrt wurden unter anderem die Musiker Söhne Mannheims, die in Mannheim gemeinsam mit der Diakonie einen Gastronomiebetrieb mit sozialen Angeboten – die „social station“ – entwickeln. Weitere Preise gingen an Sandra Schürmann und ihre „Projektfabrik“, die Jugendlichen ohne Berufsausbildung wieder eine Perspektive geben soll, den französischen Politikberater Jacques Attali oder die Schulleiterin Magret Rasfeld aus Berlin.

An der von ihr geleiteten Evangelischen Schule Berlin Zentrum geben die Schüler Fortbildungskurse in Reformpädagogik – für Lehrer von anderen Schulen. Die Nachfrage sei groß, berichtet Rasfeld: Pro Monat meldeten sich 200 Schulleiter und Lehrer für einen solchen Kurs. Gemeinsam mit Peter Spiegel veröffentlichte Rasfeld 2012 auch das Buch „EduAction - Wir machen Schule“ – als eine Art Anleitung zum Nachmachen.

Dass die auf der Konferenz beschworenen sozialen Innovationen und das soziale Unternehmertum – gemeint sind Geschäftsideen, die auf einen sozialen Gewinn aus sind – längst überaus gesellschaftsfähig geworden sind, zeigt der Blick ins Tagungsprogramm: Konzernchefs und Mitarbeiter vom Telekommunikationsunternehmen Telefónica, von Google Deutschland, dem Versicherungsunternehmen Ergo, der Unternehmensberatung Roland Berger, der Deutschen Post oder dem Lebensmittelkonzern Danone berichten in Workshops über ihre Projekte. Man wolle die Wirtschaft bewusst einbeziehen, sagt Initiator Spiegel.

Und dann gibt es die vielen Visionäre im Kleinen, wie Moritz von Buttlar: Der 34-jährige Diplomphysiker aus Leipzig hat ein solarbetriebenes Beleuchtungssystem entwickelt. Aus millimetergroßen Leuchtdioden und ausgedienten Getränkedosen bastelt er Lampen, die nicht nur in hippen Großstädter-Wohnungen eine gute Figur machen, sondern auch als günstiger Bausatz in Entwicklungsländer exportiert werden und dort für Arbeitsplätze sorgen könnten. Von Buttlar war schon 2011 beim Vision Summit: „Das Treffen mit Gleichgesinntem gibt mir Motivation“, sagt er.

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